Hamburg. In der Elbphilharmonie: Der Ticketverkauf für die „Resonanzen“-Konzerte des Ensembles beginnt im Mai. Das gesamte Programm ist da.
Heutige Kunst verdient das Etikett „zeitgenössisch“, wenn sie die grundlegenden Bewegungen, die unsere Gegenwart ausmachen, aufnimmt und abbildet. Das Ensemble Resonanz setzt dieses seismografische Fühlen und Vermitteln seit jeher mit dem überbrachten Repertoire in Beziehung. Bei der Vorstellung der Saison 2024/25 sprach der Geschäftsführer des Ensembles, Tobias Rempe, von „aufgeregten Zeiten“, die unsere westeuropäischen, auf dem Gedanken der Aufklärung fußenden Gewissheiten gründlich durcheinandergeschüttelt hätten.
Ensemble Resonanz musiziert mit Virtuosinnen, Improvisatoren und Rampensäuen
Die Flaggschiff-Reihe „Resonanzen“ – sechs Konzerte in der Elbphilharmonie, drei davon im Großen Saal – liest sich wie das Programm einer Selbstbefragung. Wobei mit „selbst“ nicht das Ensemble gemeint ist, sondern die Gesellschaft, in der wir leben. Mit dabei sind natürlich der Principal Guest Conductor Riccardo Minasi und der Cellist Jean-Guihen Queyras, die dem Ensemble seit Langem in hochinspirierter Arbeit verbunden sind. Musik von Pavel Haas, der in Auschwitz ermordet wurde, trifft auf virtuose Cellokonzerte von Ligeti und dem Klassiker Anton Kraft (12. und 13.9.). Beethovens „Eroica“ wird einem „Realitätscheck“ unterzogen: Die Sinfoniesätze wechseln mit Zeugenaussagen von Geflüchteten, die 2019 an Bord der „Sea Watch 3“ waren, jenes Schiffs, dessen Kapitänin Carola Rackete entgegen einem behördlichen Verbot im Hafen von Lampedusa anlegte und international für Aufsehen sorgte. An das Konzert schließt sich ein Gesprächsforum an (20.11.).
Zehn Jahre resonanzraum, das sind „10 Jahre Schall und Rausch!“
Auf dem „Playground“ tobt sich die Gruppe mit der Geigerin und bekennenden künstlerischen Grenzüberschreiterin Patricia Kopatchinskaja zu Bach und Mendelssohn aus und setzen dagegen Neueres und ganz Neues, darunter ein Auftrags-Doppelkonzert aus der Feder von Dai Fujikura (22.1.25, Großer Saal). Unter der Überschrift „Open Source“ bedienen sich die Musikerinnen und Musiker und die Saxofonistin Asya Fateyeva bei Bearbeitungen von Schubert und der Neutöner Rafiq Bhatia und Rhiannon Giddens, als einziges Originalwerk gibt es die „Air“ von Bach (4. und 5.3.25).
Das Ensemble spielt eine Uraufführung von Manfred Trojahn und bringt Mozart mit zwei Frauen zusammen: mit seiner Zeitgenossin Marianna von Martines und mit der 1963 geborenen Isabel Mundry (6.5.25, Großer Saal). Und kurz vor Saisonabschluss kommt Abel Selaocoe, seines Zeichens Cellist, Sänger und Rampensau, und spielt und singt Dvořák, allerhand für Cello und noch mehr Improvisiertes (11. und 12.6.25).
Ensemble Resonanz: Zahl der Gastspiele erreicht langsam Stand von vor der Pandemie
Zum zehnten Mal jährt sich die Eröffnung des „resonanzraum St. Pauli“. Das feiert das Ensemble unter dem Motto „10 Jahre Schall und Rausch!“. Dabei sind künstlerische Partner wie das Reeperbahn Festival, der Tenor Julian Prégardien oder der Komponist Christophe Schweizer. Aus der hauseigenen Reihe „urban string“ erklingt das Programm „2506 m3 resonanz“, und der aus Iran stammende, in Hamburg lebende Komponist Sina Fani Sani schreibt ein Auftragswerk.
- Musikalische Marienerscheinungen und theatrale Inszenierung
- CD-Aufnahme in Harburg: Das Tausend-Töne-Bach-Puzzle
- Feinsinn und Stilgefühl beim Spitzen-Trio im Kleinen Saal
Obendrein sind sie viel unterwegs; Rempe zufolge erreicht die Zahl der Gastspiele langsam wieder den Stand von vor der Pandemie. Deren Folgen sind eben immer noch zu spüren. Und auch sonst werden die Zeiten nicht einfacher. Der Eigenfinanzierungsanteil ist von 50 Prozent auf 40 Prozent gesunken. Das ist immer noch hochrespektabel – aber bei einem Jahresbudget von drei Millionen Euro sind zehn Prozentpunkte mehr oder weniger halt ein Batzen Geld. Ach wäre es doch so, dass sich künstlerische Qualität von selbst in klingende Münze verwandeln würde. Aber davon konnte noch nie jemand auch nur träumen.
Einzeltickets sind erhältlich ab 14.5. unter T. 35 76 66 66 oder www.elbphilharmonie.de; Abowünsche können ab 23.4. unter T. 35 76 66 66 oder www.elbphilharmonie.de/abos, per E-Mail an abo@elbphilharmonie.de, persönlich an den Konzertkassen der Elbphilharmonie oder postalisch beim Abonnementbüro im Brahms-Kontor aufgegeben werden.
Tickets für urban string unter 0561/350 29 62 80, unter tickets.resonanzraum.club oder an der Abendkasse