Hamburg. So hört man die Goldberg-Variationen selten: in einer Version für Cello, Akkordeon und Saxofon. Das hat ausgesprochen gut funktioniert.

Moment mal. Bachs Goldberg-Variationen in einer Version für Cello, Akkordeon und Saxofon? Kann das gut gehen? Bei einem Werk, das eigentlich für Cembalo geschrieben ist? Aber klar doch.

Bachs musikalische Ideen sind oft nicht an ein einziges Instrument gebunden, sie können auch dann ihren Zauber entfalten, wenn sie anders klingen als gewohnt. Allerdings braucht es dafür auch eine Menge Feinsinn und Stilgefühl bei den Interpreten. Und das war beim Spitzen-Trio reichlich vorhanden, das die Kammermusikfreunde in den Kleinen Saal der Elbphilharmonie eingeladen hatten.

Elbphilharmonie Hamburg: Feinsinn und Stilgefühl beim Spitzen-Trio im Kleinen Saal

Asya Fateyeva spielte auf dem Saxofon zart und sanglich. Das wirkte so nahe am Geist der Musik, als hätte Bach den Sound des Instruments schon vorausgeahnt, obwohl es erst 90 Jahre nach seinem Tod erfunden wurde. Andreas Borregaard tauchte das Stück mit dem Akkordeon in ein milchiges Licht, bestärkte die Anteile der Melancholie. Und Eckart Runge grundierte das Ganze mit seinem klaren und wandlungsfähigen Ton auf dem Cello, auf dem er rhythmische Schwerpunkte setzte.

Mit ihrem eng verwobenen Zusammenspiel erkundeten die drei die komplexen Stimmverflechtungen der Goldberg-Variationen, aber auch ihren tänzerischen Schwung und die verschiedenen Affekte und Aggregatzustände der Musik: Die flüssigen Trillerfiguren, die durch die vierzehnte Variation wirbeln, das majestätische Schreiten in der Ouverture – und die unendliche Traurigkeit, die Bach in die längste Variation („adagio“) hineinkomponiert hat.

Konzert Elbphilharmonie: Ergreifender Moment fesselte und überraschte

Um den Satz abzudunkeln, wechselte Fateyeva hier vom Sopran- zum Altsaxofon. Dass manche der Klagetöne auf dem Instrument nicht sofort ansprachen, war einerseits ein bisschen schade – passte aber andererseits zum Eindruck, dass da jemand wie mit erstickter Stimme singt.

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Ein ergreifender Höhepunkt des Konzerts, das auch in der zweiten Hälfte mit Eigenarrangements fesselte und überraschte. Ob in Scarlattis Cembalosonate in d-Moll, deren spanische Rhythmen auf dem Akkordeon griffig grooven, ob bei Tangos von Piazzolla oder einem Streichquartettsatz von Dvorak, dessen volksmusikantischen Ton die Interpreten mit ihrer Bearbeitung in der Zugabe mitreißend aufleben ließen.