Hamburg. „Hamburgs Mona Lisa“ wurde nicht ausgeliehen, dafür aber ist „Das Eismeer“ ab Freitag in der Nationalgalerie zu sehen. Was dahintersteckt.
Nach der großen Jubiläumsausstellung zu Caspar David Friedrich, die 335.000 Besucherinnen und Besucher sahen, ist in der Hamburger Kunsthalle etwas Ruhe eingekehrt. Viele der Gemälde sind wieder an ihrem Platz. Auch „Wanderer über dem Nebelmeer“ (um 1817) ist wieder zu Hause (also von der Galerie der Gegenwart wieder im Altbau), wie es auf einem großen Plakat an der Fassade des Hauses annonciert wird.
Und das ist zunächst mal eine Überraschung, denn am 19. April startet die nächste große Friedrich-Sause – in der Alten Nationalgalerie Berlin, aber eben ohne den legendären „Wanderer“. Dafür ist „Das Eismeer“ in die Hauptstadt ausgeliehen. Was steckt dahinter?
Caspar David Friedrich Hamburg: Warum der „Wanderer“ nicht in Berlin gezeigt wird
Laut Markus Bertsch, Leiter der Sammlung 19. Jahrhundert an der Kunsthalle, haben die Staatlichen Museen zu Berlin das Werk gar nicht angefragt. Das lässt sich so erklären: Der Schwerpunkt der Berliner Ausstellung liegt auf der legendären Jahrhundertausstellung von 1906. Auf der Website des Museenverbunds heißt es dazu: „Zentrales Thema der Ausstellung ist die Rolle der Nationalgalerie bei der Wiederentdeckung der Kunst Friedrichs zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Nachdem der Maler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Vergessenheit geraten war, würdigte die Nationalgalerie mit der legendären ‚Deutschen Jahrhundertausstellung‘ 1906 den Künstler mit 93 Gemälden und Zeichnungen so umfassend wie nie zuvor. Friedrich wurde als herausragender Maler von Licht und Atmosphäre und als Vorreiter der Moderne gefeiert.“
Markus Bertsch: „Zu diesem Zeitpunkt (1906) ist das Werk ‚Wanderer über dem Nebelmeer‘ noch gar nicht bekannt. Es ‚taucht‘ erst 1938 auf. In der Wiederentdeckung der Kunst Friedrichs zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat das Werk somit keine Bedeutung.“ Außerdem sei das bedeutende Gemälde, das als „Hamburgs Mona Lisa“ bezeichnet wird, zuletzt 2018 im Rahmen der Ausstellung „Wanderlust“ in Berlin zu sehen gewesen, betont der Kurator der Hamburger Jubiläumsausstellung.
Der „Wanderer“ kann an seinem gewohnten Platz im Altbau bestaunt werden
Vorteil für das Hamburger Publikum: Es kann jetzt ganz in Ruhe den „Wanderer“ an seinem gewohnten Platz im Altbau bestaunen. Dort hängt das Bild aktuell mit anderen Romantikern wie etwa Johann Heinrich Füssli, Jens Juel und Johann Heinrich Wilhelm Tischbein.
In den kommenden Wochen soll der Raum aber umgehängt und mit weiteren zentralen Werken Friedrichs bestückt werden. Dann leisten „Gräber gefallener Freiheitskrieger“ (1812), „Nebelschwaden“ (um 1820), „Ziehende Wolken“ (um 1820), „Meeresufer im Mondschein“ (1835/36), „Kirchenruine Oybin“ (um 1812) und „Eisschollen“ (1820/21) dem „Wanderer“ Gesellschaft. Außerdem kommen von Philipp Otto Runge „Die Hülsenbeckschen Kinder“ (1805/06), „Der große Morgen“ (1808), „Die Lehrstunde der Nachtigall“ (1804/05) sowie zwei Selbstbildnisse hinzu.
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Allerdings sollte man diese Gelegenheit auch wirklich nutzen, denn ab Spätsommer geht der „Wanderer“ auf eine lange Reise: Vom 24. August bis 5. Januar 2025 ist er ins Dresdner Albertinum ausgeliehen. Anschließend geht’s nach New York. Dort zeigt das Metropolitan Museum of Art vom 7. Februar bis 11. Mai 2025 die erste umfassende Ausstellung zum Künstler in den Vereinigten Staaten („Caspar David Friedrich: The Soul of Nature“). Sie findet in Kooperation mit der Alten Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und der Hamburger Kunsthalle statt.