Hamburg. Das Quartet des Saxofonisten spielt ein überragendes Konzert in der Halle 424. Hier wird das Programm von echten Jazzfans gemacht.
Schon eine halbe Stunde vor Konzertbeginn ist die Halle 424 am Montagabend gut gefüllt. Und als Saxofonist Mark Turner dann mit seinem Quartet auf die Bühne im Oberhafenquartier geht, findet sich kaum noch ein freier Platz. Sehr zur Freude von Ela Krause, die hier die Reihe „Jazz Tracks424“ organisiert und sich mittlerweile nicht nur auf eine immer größere Stammhörerschaft verlassen kann – auch Neugierige zieht diese urige Location im gemütlichen Industriedesign (in diesem Fall kein Widerspruch!) mehr und mehr an. Und viele von ihnen werden nach diesem herausragenden Konzert gewiss wiederkommen.
Mark Turner Quartet: Traumhafter Jazzabend im Oberhafenquartier
Mehr als ein Dutzend Alben hat der US-Amerikaner inzwischen als Leader aufgenommen, auch für das renommierte ECM-Label; die Anzahl seiner Aufnahmen als Sidemen (u.a. in Bands von Lee Konitz, Joshua Redman und Kurt Rosenwinkel) ist schlicht unüberschaubar. In der Halle 424 präsentiert er vor allem Nummern seines vorletzten Albums „Return From The Stars“, von dem es inzwischen auch eine Liveversion, aufgenommen im legendären Village Vanguard in New York, gibt. In Deutschland ist dieses Album derzeit nirgends zu bekommen – sehr schade, wie dieser Konzertabend zeigt, denn in elektrisierender Liveatmosphäre ist Turner noch mal mitreißender.
Das liegt natürlich auch an seiner exzellenten Band. Mit Trompeter Jason Palmer teilt er sich die solistischen Passagen, die so wunderbar frei klingen und doch weitgehend vom Blatt gespielt sind. Für einen rhythmisch brodelnden Urschlamm als Basis sorgen Bassist Joe Martin und Schlagzeuger Jonathan Pinson, die so viel mehr sind als nur kompetente Begleiter. Ihr druckvoller Sound verbindet sich geradezu magisch mit Turners warmem Saxofonton und dem immer wieder auch kleine Nadelstiche setzenden Sound von Palmers Trompete.
Das Zusammenspiel der vier Musiker ist schlicht atemberaubend
Zwar ähnelt sich die Struktur der Kompositionen (nach gemeinsamen Intro gehen Turner und Palmer jeweils auf Soloexkursion, um dann erneut zusammenzufinden), doch Langeweile kommt niemals auf, dafür ist die musikalische Klasse viel zu hoch. Jeder der vier Musiker hat seinen eigenen Platz und ist doch immer Teil des Ganzen – das Zusammenspiel ist schlicht atemberaubend und wird entsprechend bejubelt. Seine Wurzeln hat das im Jazz der 60er-Jahre und erinnert manchmal an die Veröffentlichungen des Impulse!-Labels (Sonny Rollins, Archie Shepp) ohne je gestrig zu klingen.
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Wieder einmal erstaunlich, welch hohes Niveau das Jazzprogramm in der Halle 424 hat, für das ja nicht professionelle Veranstalter, sondern echte Fans verantwortlich sind, die von der Künstlerbuchung über die Werbung bis zur Abendkasse und Bandbetreung viel Zeit und Kraft einzig aus Liebe zur Musik investieren. Und es geht munter weiter: Am 17. Mai spielt hier das Quintett von Pianistin Manon Mullener, am 6. Juni kommt Bassistin Lisa Wulff und am 9. Juni Pianist Nitai Hershkovits. Drei Nicht-verpassen-Termine für Jazzfans.