Hamburg. Die Berliner Pianistin gab ihr Hamburg-Debüt im Kleinen Saal des Konzerthauses. Manches erinnerte an US-Jazz-Superstar Keith Jarrett.
Für die Uraufführung ihrer neuen Solo-Komposition „Hopes And Fears“ hat Maria Baptist sich die Elbphilharmonie ausgesucht und nicht entsprechende Konzertorte in Berlin. Was eigentlich naheliegend gewesen wäre, denn dort – im Ostteil der Stadt – wurde die Pianistin 1971 geboren und dort arbeitet und lehrt sie an der Musikhochschule „Hanns Eisler“.
Elbphilharmonie: Maria Baptist begeistert das Publikum – bald sogar auf CD
Kein Heimspiel also in Hamburg, doch das Publikum feiert die virtuose Klavierspielerin bei ihrem Elbphilharmonie-Debüt im Kleinen Saal. Baptist bewegt sich mit ihren Kompositionen an der Schnittstelle von Jazz und Klassik, die ersten vier Teile des 45-minütigen neuen Stücks könnten genauso gut aus der Feder eines an moderner Klassik orientierten Komponisten stammen, erst gegen Ende wird die Musik freier und experimenteller.
Die Intensität ihres Spiels ist jedoch von der ersten Sekunde an hoch. Baptist lebt, fühlt und arbeitet ihre Musik. Ihre Mimik wirkt, als würde sie zu jemandem sprechen, manchmal verrenkt sie sich, und es sieht aus, als würde sie ein Ohr auf die Tasten legen. Die „Hoffnungen und Ängste“ nehmen unter ihren Fingern Gestalt an, die Zuhörerinnen und Zuhörer können sich ihren eigenen Assoziationen hingeben.
Elbphilharmonie: Der Vollmond scheint, als Maria Baptist „The Moon Stood Still“ spielt
Keith Jarrett, amerikanischer Superstar des Jazz, ist für Baptist ein wesentlicher Einfluss gewesen. Ähnlich wie bei Jarrett sind auch Baptists Stücke oft ausufernd und geprägt von westlichen Musiktraditionen. Was ihnen jedoch fehlt, ist der Blues als Grundlage der Themen und Improvisationen afroamerikanischer Jazzmusiker.
Nach der Pause spielt Baptist eine Reihe kürzerer Stücke aus ihren Alben, die sie als Solistin oder mit kleineren Formationen aufgenommen hat. „Resonance“, Titelstück eines vor fünf Jahren erschienenen Soloalbums, hat sie genauso ausgewählt wie das lyrische „After The Darkness“ mit seinem balladesken Intro oder das kraftvolle „Falling Night“. „The Moon Stood Still“ hat sie aus aktuellem Anlass ausgesucht, denn draußen scheint ein Vollmond auf die Elbphilharmonie. Ein Höhepunkt des Abends ist „Running“, bei dem Baptist zeigt, wie viel Tempo sie machen kann. Die Nummer ist erstklassige und facettenreiche Programmmusik.
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Mit einer kurzen Zugabe aus ihrem 2014 veröffentlichten „Self Portrait“ verabschiedet sich die sympathische Pianistin von ihrem Hamburger Publikum und kündigt an, in einem Jahr wiederzukommen, wenn sie ihre nächste CD veröffentlicht hat. Das wird ein Wiederhören von „Hopes And Fears“, denn das Elbphilharmonie-Konzert ist an diesem Abend mitgeschnitten worden und soll als Tonträger erscheinen.