Hamburg. Barber, Rachmaninow, Lee III: Mitreißendes Programm in der Laeiszhalle. Geigerin Simone Lamsma sorgt für ganz besondere Momente.

Wieder einmal hatten die Symphoniker Hamburg bei ihrem Laeiszhallen-Konzert am Sonntag ein Stück im Repertoire, das man eher selten zu hören bekommt. Die in ihrem Wesen und Aufbau auch ziemlich eigenwillige Hommage an seine US-amerikanische Heimat „Amer’ican“ stammt von dem 1975 geborenen US-amerikanischen Komponisten, Schlagzeuger und Musikpädagogen James Lee III, der – ebenfalls eine Überraschung – eine römische Ziffer in seinem Namen trägt, wie sie uns üblicherweise bei Königen oder Päpsten begegnet.

Laeiszhalle: Die Symphoniker Hamburg zeigen sich von ihrer besten Seite

Lee, der Dritte, nun greift in seinem rhythmisch mitreißenden Stück für ein riesig besetztes Orchester sogar auf ein Motiv aus Antonín Dvořáks, Amerika gewidmeter 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ zurück, das er in seine Bestandteile zerlegt, aber auch in voller Länge immer wieder aufscheinen lässt. Der für den erkrankten, ursprünglich vorgesehenen Jonathon Heyward eingesprungene britische Dirigent Geoffrey Paterson hatte hörbar Spaß an den aufgepeitschten Bewegungsimpulsen und den in zahlreichen Soli besonders in den Holzbläsern aufscheinenden Melodien der nord- und mittelamerikanischen Ureinwohner.

Überhaupt neigte er auch in den anderen Werken des Abends zu einem ungemein dichten, teilweise auch dramatischem Aufbau, was bei Samuel Barbers Violinkonzert op. 14 mit der niederländischen Geigerin Simone Lamsma als Solistin und Sergej Rachmaninows Symphonie Nr. 3 op. 44 einen enormen Kontrastreichtum freisetzte und nirgendwo den Spannungsbogen abreißen ließ.

Geigerin Simone Lamsma bezaubert mit Süße und Zartheit in ihrer Tongebung

In Barbers nur Jahr nach seinem Welthit „Adagio for Strings“ 1939 entstandenem Violinkonzert bezauberte Lamsma mit einer Süße und Zartheit in ihrer Tongebung, die der romantischen, nicht selten auch ins Sentimentale entgleitenden Melodik des amerikanischen Komponisten perfekt gerecht wurde. Aber auch das Orchester zeigte sich in aufregenden Klangmischungen einzelner Solo-Bläser mit dem Soloinstrument und erst recht im Finale, wo das Violinkonzert geradezu zu einem Konzert für das ganze Orchester wurde, von seiner besten Seite.

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Zu noch größeren Ausdruckswellen und kraftvollen Steigerungen animierte Paterson die Symphoniker bei Rachmaninows letzter Sinfonie etwa im mittleren Satz, der aus einem elegischen Adagio und einem plötzlich hereinpolternden Scherzo in einem besteht, oder dem stürmisch-tänzerischen, extrem schwungvoll dirigierten Finale. Dabei nutzte er auch jede Gelegenheit, Zäsuren oder minimale Pausen zu setzen und das Publikum mit unerwarteten Stimmungswechseln zu überraschen.