Hamburg. Die Band aus Liverpool spielte in der Laeiszhalle die größten Hits von Fleetwood Mac. Ein herzerwärmender Abend. Fortsetzung folgt.

Zu Beginn, da gibt es direkt erst einmal den popkulturellen Segen: „Ich hoffe, Ihr könnt jetzt ein paar Erinnerungen noch einmal erleben“, spricht Mick Fleetwood bärtig und freundlich von der Leinwand zum Publikum herab. Der Drummer ist bekennender Fan der Rumours of Fleetwood Mac. Also von jener Band, die seit 25 Jahren die Songs seiner legendären wie einflussreichen Musikgruppe auf die Bühne bringt. Und die gut zweistündige Show in der Laeiszhalle zeigt: Rumours of Fleetwood Mac ist keineswegs eine schnöde Cover-Combo. Vielmehr ist da eine Revitalisierung zu erleben. Wie eine Zeitgeistmaschine.

Rumours Of Fleetwood Mac: Eine Zeitreise, die einfach glücklich macht

Wenn ältere Musikfans in ihre Jugend zurückreisen, dann tun sie das natürlich mit den Mitteln von heute. Sprich: Ein wenig werden sie zu aufgeregten Handyteenagern. Gruppenschnappschuss vor der Konzerthalle. Selfie mit gezücktem Ticket. Und als die siebenköpfige Band dann, in grünes Licht getaucht, die ersten Takte von „Big Love‟ aus dem Jahr 1987 anstimmt, da brandet der Jubel wunderbar energiegeladen auf.

Ein schmachtendes „Ahh‟ wiederum fährt durch die Reihen, als Lead-Gitarrist James Harrison den Song „Dreams‟ vom Überalbum „Rumours‟ aus dem Jahr 1977 ankündigt. Das ein oder andere Smartphone schnellt hoch, als Sängerin Vivienne Chi diese schön schwebende Nummer singt. Ihre Stimme zieht hypnotisch in den transparenten Sound hinein. Im schwarzen Glitzerkleid tanzt sie wie in Zeitlupe vor dem Mikro. Eine würdige Annäherung an Stevie Nicks. Glamourös und hippiesk.

Mehr als eine Million Menschen war bereits bei den Konzerten der Band

Im Kontrast dazu ertönt dann von Sophie Worsley am Keyboard das herrlich countryeske „Say You Love Me‟ – mit satter Stimme und leichtem Twang. Chi und Harrison stimmen im Chorus mit ein. Eine beglückende Harmonie. Überhaupt die Stimmen! Im rockopernhaften „Tango in the Night‟ besticht Gitarrist Harrison mit sehnsuchtsvollem Gesang, der sich im Refrain rau auflädt.

Das Original: Fleetwood Mac im Januar 1978
Das Original: Fleetwood Mac im Januar 1978 © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Nick Ut

Mehr als eine Millionen Fans von Fleetwood Mac hat diese Hommage-Band seit ihrer Gründung in Liverpool im Jahr 1999 bereits begeistert. Doch tatsächlich sind sie nun erstmals auf Deutschlandtour. Allerdings nicht das letzte Mal: 14 Termine für 2025 sind neu angekündigt worden. Dass die noch lebenden Mitglieder der Ursprungsgruppe nach all den Streitigkeiten und Schicksalsschlägen noch einmal live zusammen auftreten werden, gilt als unwahrscheinlich.

Laeiszhalle: Das Lebensgefühl von Fleetwood Mac ist präsenter denn je

Doch die Musik und das Lebensgefühl, das Fleetwood Mac seit Ende der 60er-Jahre transportierte, sind präsenter denn je. Nicht zuletzt wegen des Erfolgsromans „Daisy Jones & The Six‟, den Autorin Taylor Jenkins Reid inspiriert von den Aufnahmen des „Rumours‟-Albums geschrieben hat. Ein Bestseller, der aufwendig als Amazon-Serie verfilmt wurde, unter anderem produziert von Hollywood-Star Reese Witherspoon. Die Themen sind ewig aktuell: Poesie, die aus Liebe und Leid entsteht. Beflügelung im kollektiven Musizieren. Kunst, Leben, große Emotionen.

Das legendäre Fleetwood-Mac-Album „Rumours“, von dem mehr als 40 Millionen Exemplare verkauft wurden.
Das legendäre Fleetwood-Mac-Album „Rumours“, von dem mehr als 40 Millionen Exemplare verkauft wurden. © Warner | Warner

Mag es der Hype sein oder die zeitlos schöne Musik: In der knallvollen Laeiszhalle feiern auch zahlreiche Jüngere golden leuchtende Songs wie „The Chain“, „Oh Daddy“ und „Gold Dust Woman“. Lieder wie eine warme Decke. Zuhören, träumen, durchatmen. Gespielt von einer Band, die in feinsinniger Chemie miteinander agiert. Der famose Schlagzeuger Allan Cosgrove sieht mit seiner Lederweste so aus, als habe er bereits sämtliche Höhen und Tiefen des Rock ‘n‘ Roll durchlebt. Gemeinsam mit Bassist Étienne Girard hält er den Laden präzise und zugleich lässig am Laufen. Jedes Detail ist wohltemperiert herausgearbeitet. Und die Dramaturgie des Abends ist gut gestaltet.

Nach der Pause geht es zu den Ursprüngen der Band im Blues

Dynamisch-dreckig führen die Rumours nach der Pause zunächst zurück zu den Ursprüngen von Fleetwood Mac im Blues. Alte Konzertkarten auf der Leinwand zeugen von diesen Wurzeln. Etwa ein vergilbtes Ticket vom National Jazz & Blues Festival im britischen Windsor im August 1967. Eine Stimme aus dem Off verkündet, dass Fleetwood Mac im Jahr 1969 mehr Schallplatten verkaufte als die Beatles und die Rolling Stones.

Weitere Konzertkritiken

Für einige Songs spielt die Band ohne ihre weiblichen Musikerinnen unter anderem das meditativ abgehangene „Albatross“. Als Blues Brothers sozusagen. Und mit „Black Magic Woman“, angemessen verwegen intoniert von Keyboarder Steve Parry, zeigt sich noch einmal, was für eine kompositorische Kraft Fleetwood-Mac-Mitbegründer Peter Green besaß. Mit „Oh Well“ prescht das Set dann ins Rock ‘n‘ Rollige und Hardrockende. Vor allem Scott Poley, musikalischer Leiter und Gitarrist, bricht in diesen schnellen und schmutzigeren Songs orgiastisch aus.

Im zweiten Teil der Show reisen die Rumours aber auch verstärkt in die 80er-Jahre-Ära der Band. „Oh, ich lieb‘s“, ruft eine Frau im Publikum und stupst ihren Partner freudig an, als „Seven Wonders“ erklingt. Vivienne Chi interpretiert diesen Song mit dunkler Intensität. Und beim soft-poppigen „Little Lies“ reißt es dann schließlich alle von den Sitzen. Ein Schwelgen und Schwofen.

Zum heftig umjubelten Finale folgt dann Hit auf Power-Hit: „Go Your Own Way“, „Don‘t Stop“, „Tusk“. Euphorisch in die Höhe gereckte Finger. Das eine oder andere Luftgitarrenspiel. Festival-Atmosphäre in der Laeiszhalle. Jeder Song ein Gefühl, ein Stück von damals, nun frisch belebt. Schön ist das.

Rumours of Fleetwood Mac 19.2.2025, Laeiszhalle, Infos unter: www.fkpscorpio.de