Hamburg. Beim Festival „TanzHochDrei“ auf Kampnagel ist derzeit eine Choreografie zu sehen, die das Publikum nachdenklich werden lässt.

Die Moore und Sümpfe in unserer Welt sind bedroht. Entweder werden sie von Menschen trockengelegt für die Landwirtschaft – oder der Klimawandel erledigt den Rest.

Die Hamburger Choreografin Yolanda Morales hat sich für ihre Tanzperformance „I want to be a swamp“ mit den norddeutschen Mooren rund um Hamburg beschäftigt. Die Choreografie eröffnete nun das Festival „TanzHochDrei“ im K3 – Zentrum für Choreographie, das einmal im Jahr die in acht Monaten entstandenen Arbeiten der drei Residenten vorstellt. Morales ist eine von ihnen. Es ist keine kleine Aufgabe, die sie gewählt hat, denn diesmal gibt es kein choreografisches oder inhaltliches Material, auf das sie sich beziehen kann. Alles muss sie selbst kreieren – was aber auch Freiräume schafft.

Eine Tanzperformance für den Erhalt bedrohter Moorlandschaften

Und so kriecht zu Beginn ordentlich Bühnennebel über den Boden, der von Hanna Lenz als Dreieck angelegten Bühne, von der Decke hängen Rohre, die entfernt an Schilf erinnern. Die fünf Tanzenden inklusive der Choreografin erheben sich langsam aus dem Nebelsee. Lange sieht man viel Bodenarbeit, gekrümmte Arme und Beine. Und es gibt einiges zu hören. Schmatz- und Schnalzlaute, ein Rollen, bald ein Stöhnen. Und auf einmal entfaltet ein auf Portugiesisch gesungenes Spiritual von Mahalia Jackson, gesungen von der Tänzerin Joana Kern, seine Kraft.

Im Kontrast zum eher morbiden Thema tragen die Tanzenden, neben Yolanda Morales Sakshi Jain, Beatriz Silva Aranda, Anand Dhanakoti und Joana Kern, schimmernde Tops und weite farbige Hosen (Kostüme: Lea Theres Lahr-Thiele), als wollten sie ein bedrohtes Biotop noch einmal mit etwas Glamour feiern.

Worte formen sich zu kleinen Melodien – und verhallen

Langsam kommen sie in den Stand, wobei sie ruckartige, krampfartige Bewegungen ausführen, den Rücken krümmen, die Arme spreizen. Mal kommen sie zum Pulk zusammen, dann wieder vollführen sie mit Distanz synchrone Bewegungen. Bald kommt mehr Dynamik ins Geschehen, wie auch in die von Dong Zhou kreierte elektronische Soundlandschaft. Worte formen sich zu kleinen Melodien, verhallen, bis am Schluss wieder die Ebene dominiert, auf die eine glitzernde Wasseroberfläche projiziert wird.

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„I want to be a swamp“ ist eine Arbeit, die lange in der Schwebe bleibt und vielleicht hier und da manche Zuspitzung vertragen hätte. Indem sie sich dem Thema aber auf eine sehr organische Weise nähert, wird sie ihm gerecht. Und lässt das Publikum auf jeden Fall noch einmal neu über die Bedeutung der Moore nachdenken.

Yolanda Morales: „I want to be a swamp” weitere Termine 22.3., 19 Uhr, 23.3., 21 Uhr, 24.3., 18 Uhr, Festival TanzHochDrei 2024 bis 24.3., K3 – Zentrum für Choreographie, Jarrestraße 2024, Karten unter T. 27 09 49 49; www.k3-hamburg.de