Hamburg. Justus, Peter und Bob ermitteln am Altonaer Theater. Selbstironisch, spannend, nostalgisch und mit frischen Tickets jetzt auch für Mai.

Festnetz-Telefone mit Spiralkabel. Erinnert sich jemand? Ganz schön unförmige Teile. Man braucht sie zum Telefonieren, sonst für gar nichts, außer vielleicht zum Hörer-Aufknallen (ein Feature, das jedem Smartphone abgeht) und natürlich für Dialogzeilen wie diese: „Wie hast du den denn an die Strippe bekommen?“ Sie kommen aus der Vergangenheit, als es noch Hörspielkassetten gab, die man nach der Hälfte der abgehörten Zeit einmal umdrehen musste, um der Geschichte weiter lauschen zu können.

Und sie machen sich prima auf einer Theaterbühne, weil ein solches Telefon auch aus der letzten Reihe bestens zu erkennen ist – von einem Publikum, das sich gut auf seine eigenen ersten Europa-Kassetten („Der Superpapagei“! „Der grüne Geist“!) besinnen dürfte und dem Nachwuchs das Konzept „Auf die Gabel knallen“ zur Not kurz erklären kann. Dabei ist die Folge der „Drei ???“, die das Altonaer Theater jetzt als Uraufführung auf die Bühne bringt, eigentlich keine der allerersten, sondern aus dem Jahr 2015: „Das Kabinett des Zauberers“. Denn die Erfolgsgeschichte geht ja immer weiter, mehr als 50 Millionen verkaufte Tonträger, mehr als 150 Gold- und Platin-Schallplatten. Zuletzt erschien Folge 225, längst wird die Serie von ihren Fans gestreamt, Fortsetzung folgt.

„Die drei ???“: Ein Zauberer verschwindet während seiner eigenen Show

Intendant Axel Schneider (der außerdem die „Drei ??? Kids“ an den Hamburger Kammerspielen zeigt) hat die Hamburger Bühnenfassung – nach der Erzählung von André Marx und den Motiven von Robert Arthur – selbst erstellt, in der Regie von Sarah Speiser ermitteln die mittlerweile ganz schön groß gewordenen Racker in einem magischen Fall: Ein Zauberer verschwindet während seiner eigenen Show. Gemeinsam mit seiner Assistentin suchen Justus (Nils Martens in Weiß), Peter (Connor Krause in Blau) und Bob (Marvin Künne in Rot) nach ihm und einem außerdem vermissten Schmuckstück. Was sie zunächst finden, sind allerdings vor allem Illusionen, Tricks und doppelte Böden.

Bei den „Drei ???“ dürfen Festnetztelefone mit Strippe wiederauferstehen: Frank Roder (vorn) im Gespräch mit Nils Martens (hinten in Weiß).
Bei den „Drei ???“ dürfen Festnetztelefone mit Strippe wiederauferstehen: Frank Roder (vorn) im Gespräch mit Nils Martens (hinten in Weiß). © G2 Baraniak | G2 Baraniak

Und eine schön bekloppte Nerd-Energie. Regisseurin Sarah Speiser lässt das Trio fast wie im Comic überziehen, auch die vermeintlichen Nebenrollen dürfen dem Affen ordentlich Zucker geben: Dirk Hoener als Bösewicht, Frank Roder und Ole Schlosshauer in diversen Rollen, unter denen Schlosshauers überdrehter Gebrauchtwagenhändler mit Schmerbauch und Minipli für besonders viel Heiterkeit sorgt. Magdalena Suckow kümmert sich als Zauberassistentin nebenbei um übernatürliche Kulissenschieberei.

„Die drei ???“ am Altonaer Theater: Für das erwachsene Publikum gibt es Nostalgie und viel Selbstironie

Die Kostüme (Ausstattung: Birgit Voß) sind farblich durchsortiert oder illustrativ (der Gauner trägt zähnefletschendes Hai-Hawaiihemd), Gestik und Mimik sind alles andere als sparsam, und für bewusst ulkige Tanz-Takes ist reichlich Gelegenheit. Fast könnte man auf die Idee kommen, dass bisweilen sogar ein bisschen Zeit geschunden wird, um auf eine abendfüllende Länge inklusive Gastro-Pause zu kommen...

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Aber das überdeutliche Spiel und die Lust an der Albernheit erfüllen eine gelungene Doppelfunktion: Die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer erfreuen sich an der Spannung („Manchmal ganz schön gruselig, Mama“) und haben sichtbar Spaß am eigentlichen Fall. Für das erwachsenere Publikum gibt es neben einer großen Portion Nostalgie auch mindestens so viel Selbstironie. Begeistert zeigen sich nach der Premiere am Ende alle. Und die drei großen Fragezeichen auf der Bühne werden nach dem Applaus generationenübergreifend zum Selfie-Hintergrund.

„Die drei ??? Das Kabinett des Zauberers“, Altonaer Theater, bis 20. Mai, Karten unter www.altonaer-theater.de