Hamburg. Das Schwedische Radiosinfonieorchester unter Daniel Harding und Solist Kirill Gerstein halten die anfängliche Magie ihres Konzerts nicht durch.

Er hat eine Bilderbuch-Karriere vorgelegt. Mit nicht einmal 20 Jahren engagierte ihn Simon Rattle als seinen Assistenten beim City of Birmingham Symphony Orchestra, und bald darauf hatte er die gleiche Position bei Claudio Abbado und den Berliner Philharmonikern: der Brite Daniel Harding, mittlerweile 48 Jahre „jung“ und schon seit 2007 Chefdirigent des Schwedischen Radiosinfonieorchesters. Und die wurden bei ihrem Elbphilharmonie-Gastspiel mit zwei Klassikern (Mozart und Strauss) sowie einer schwedischen Rarität von Hugo Alfvén gefeiert.

Beginnen wir mit den Klassikern. In Mozarts dramatischem d-Moll-Klavierkonzert war Kirill Gerstein versierter Solist, dem allerdings nicht unbedingt ein Ruf als Mozart-Pianist vorauseilt. Den Solopart servierte er souverän, technisch makellos, mit viel Energie, aber wenig Finesse zwischen den Noten.

Schwedisches Radiosinfonieorchester in der Elbphilharmonie: Technische Klasse, aber viel Routine

Man denke nur an den Charme und die Subtilität, mit der ein Friedrich Gulda spielte oder heute etwa Piotr Anderszewski. Vielleicht wurde Gerstein aber auch ein wenig zu sehr mitgerissen von dem zu überzogenen Tempi neigenden Harding.

Respekt vor der technischen Qualität des Orchesters! Aber Daniel Harding dirigierte Mozart gewissermaßen fast ohne Punkt und Komma, ohne Ruhe für die musikalischen Bögen. Er ließ sich von der Dramatik des Stücks mitreißen, betonte Akzente übermäßig stark, das Ergebnis war eher gute Routine als tiefe Auseinandersetzung.

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Nach der Pause konnte das Schwedische Radiosinfonieorchester seine Klasse bei Richard Strauss „Also sprach Zarathustra“ beweisen. Das Stück mit dem berühmten Anfang, wo die Kontrabässe aus der Tiefe grummeln, Trompetenfanfaren aus der Ferne kommen, und sich dann der Klang ins Heldenhafte steigert. Berühmt, weil Stanley Kubrick sich die Musik für seinen Film „2001: Odyssee im Weltraum“ auslieh.

Beim Konzertauftakt wird Daniel Harding zum Magier

Strauss schien Daniel Harding mehr zu liegen. Hier waren die Orchestermassen gut gebändigt, wirkungsvoll zu spannenden Steigerungen geformt. Exzellent die vielen Soli im Orchester, voran die erste Geige.

Ganz anders der Konzertauftakt mit der fast unbekannten sinfonischen Dichtung „In den Schären“ von Hugo Alfvén (1872-1960). Hier mischte Daniel Harding wie ein Magier die vielfältig schillernden Bläserklänge, gab den manchmal düsteren Passagen etwas Archaisches, holte das Dramatische in diesem riesigen, oft an den Impressionismus erinnernden Klanggemälde heraus. Schade, dass dieser vielversprechende, subtile Zugang im Konzertverlauf weniger wurde.