Hamburg. „The Art of Music Education“ fragt nach der Zukunft von Musik. Zum Auftakt sprach Intendant auch über Taylor Swift und Künstliche Intelligenz.
„Wenn man sieht, wie Super-Megastars wie Taylor Swift die Welt regieren, über soziale Medien – dann kann man sich auch vorstellen, dass die übernächste Taylor Swift vielleicht gar nicht mehr real ist, sondern eine künstlich geschaffene Figur.“ Ein Popstar, der gar kein echter Mensch mehr ist: Diese Zukunftsvision, die Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter da skizziert, wäre vor ein paar Jahren vielleicht noch belächelt worden. Als er sie jetzt in seinem Eingangstalk zum Kongress „The Art of Music Education“ umreißt, kommt wahrscheinlich niemand mehr auf die Idee, sie als Fantasiegespinst abzutun. Jedenfalls nicht unter den Anwesenden im KörberForum. Weil die Möglichkeiten dessen, was die Künstliche Intelligenz kann, so unbegrenzt scheinen und sich mit so einem Tempo weiterentwickeln, dass sie längst auch in kreativen Bereichen wie etwa der Musikbranche genutzt werden.
Die KI sei wirklich ein „fettes Thema“, sagt Lieben-Seutter. Und das rückt die neunte Ausgabe des von Elbphilharmonie und Körber-Stiftung ausgerichteten Symposiums ins Zentrum. Wie spreche ich am besten mit KI? Welche Rolle spielt sie in der Komposition und Musikproduktion? Und wo liegen die Chancen und Risiken? Solche Fragen – Letztere erörtert von Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda – stehen am zweiten Tag auf dem Programm der Ideenmesse, die Fachleute aus der ganzen Welt zusammenbringt.
„The Art of Music Education“ in Hamburg: Die Tagung ist viel mehr als ein reiner Branchentreff
Die meisten kommen aus der Musikszene. Aber eben nicht alle. Es gehört zu den Stärken dieser inspirierenden Tagung, dass sie immer sehr viel mehr ist als ein reiner Branchentreff und auch Referentinnen und Referenten aus anderen Fachbereichen einlädt, um den Blick zu weiten. Spannend etwa der voraufgezeichnete und per Video eingespielte Vortrag der australischen Sozialforscherin Ashley Fell am Mittwoch, dem Eröffnungstag, mit einer Prognose zur Generation Alpha. Jener Generation, der zwischen 2010 und 2024 geborenen Menschen, die die Künstliche Intelligenz als selbstverständlichen Teil ihres Lebens kennenlernen – und die sich wahrscheinlich auch in virtuellen Welten vollkommen zu Hause fühlen werden.
Eine weitere Außenperspektive lieferte der Wirtschafts- und Politikwissenschaftler Ayad Al-Ani, assoziiertes Mitglied beim Einstein Center Digital Future Berlin, mit seinen Gedanken darüber, welche Rolle kulturelle Institutionen in Anbetracht des digitalen Wandels einnehmen könnten.
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Al-Ani sieht die Zukunft des analogen Konzertformats eher skeptisch – und erntete dafür entschiedenen Widerspruch von Christoph Lieben-Seutter. Am Beispiel der Sängerin Adele, deren zehn Auftritte in München im kommenden Sommer trotz extrem hoher Ticketpreise ausverkauft sind und insgesamt 800.000 Fans anlocken werden, belegte er, wie wichtig vielen Menschen das Live-Erlebnis ist. Diese reale Begegnung zwischen Publikum und echten Musikerinnen und Musikern aus Fleisch und Blut kann die KI – Stand jetzt zumindest – nicht ersetzen.