Hamburg. Zur Paartherapie traf der „Tatort“-Star seine Ehefrau Anna Loos auf der Bühne. Das war manchmal ganz lustig – und manchmal gar nicht.
- Paartherapie in Hamburg für „Tatort“-Bekanntheit Jan Josef Liefers und seine Frau Anna Loos
- Auf der Bühne spielen die Schauspieler ein gestresstes Paar, das in einer Ehekrise steckt
- Ist die Flamme etwa schon komplett erloschen?
Der Jan, der Josef, der liefert: Der ist ja ein guter Schauspieler, zum Beispiel in der Literaturverfilmung „Der Turm“. Wer zufälligerweise zu den Anti-Boernes gehört, also den nicht dem Münsteraner „Tatort“ Verfallenen, der könnte das manchmal vergessen.
Nach der Tellkamp-Saga widmet sich Jan Josef Liefers nun Nick Hornbys Ehekrisenroman „Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst“ – konsequenterweise mit seiner Frau, der Schauspielerin Anna Loos („Helen Dorn“). Mit ihrer szenischen Lesung machten die Berliner nun in Hamburg Station.
Dabei war die Laeiszhalle am Donnerstagabend gut gefüllt. Loos und Liefers, das ist eine Prachtbesetzung. Konnte etwas schiefgehen? Nicht wirklich. Allein schon deswegen, weil sich im Publikum – es waren viele Paare da – so ziemlich jeder zur Eheproblematik in Beziehung setzen konnte. Aber so fad und gleich jedes Beziehungsinferno auch ist, so fad war manchmal auch die szenische Hornby-Lesung. Es fehlte halt irgendwas. Die Vorlage liefert zu wenig Pointen.
„Tatort“-Star Jan Josef Liefers und Anna Loos in Hamburg: Ehe-Inferno auf der Bühne
Dabei ist Hornbys Grundidee nicht schlecht: Der Musikjournalisten-Loser Tom und seine beruflich erfolgreichere Frau Louise – anderthalb Jahrzehnte verheiratet, zwei Kinder – machen eine Paartherapie. Sie hat ihn betrogen, kasteit sich aber sicher nicht, wenn sie ironisch ein „Wie schlecht ich mich benommen habe, wie moralisch verwerflich“ in den schlecht gelüfteten Beziehungsraum stellt.
Sie will die Ehe aber nicht aufgeben, er ist sich, was das angeht, jedoch verständlicherweise nicht mehr sicher. Was helfen soll, ist eine Paartherapie. Eine dritte Person kommt aber nie ins Spiel. Das emotional gestresste Paar trifft sich vor den Sitzungen immer im Pub. Und arbeitet dort auf, was denn alles so schiefgegangen ist.
Liefers rennt, steht, deklamiert, sitzt. Loos rennt, steht, deklamiert, sitzt. „Du hast mit jemand anderem geschlafen und jetzt sind wir hier“, jammert ihr der gehörnte Gatte (eine Formulierung, die immer lediglich wegen des Stabreims in Ordnung ist) gleich mal vor. Bock auf die Therapie hat er nicht, warum denn alles zerreden? Na, es muss ja alles irgendwie noch gerettet werden, findet Loos als Louise. „Ehen sterben nicht plötzlich, sie sind lange krank, ehe sie den Löffel abgeben“, sagt die Ehebrecherin. Gähn.
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Fortan hauen sich die beiden ihre Sarkasmen um die Ohren und häuten die Beziehungszwiebel: Natürlich ist Phlegma-Tom nicht unschuldig am Zustand der Ehe. Für sie ist 40 wie 30, aber er sei mit 44 ja wie 55, „nur die Kinder sind noch jünger“, sagt Louise. Unüberbrückbare Differenzen, vielleicht, warum dann nicht „Conscious Uncoupling“? „Na ja, ich liebe dich“, sagt sie. Worauf er sich gebührend über das „Na ja“ aufregt. So ein Blödmann, soll er doch froh sein, dass die Flamme noch nicht ganz erloschen ist.
Jan Josef Liefers und Anna Loos lesen Hornby: „Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst“
Er zieht aus, um „nachzudenken“; sie will grundsätzlich keine offene Beziehung, „das ist der Schritt aus der Ehe in eine neue Beziehung.“ Das war übrigens der Zeitpunkt, an dem man sich fragte, wie viele der Anwesenden die Frequenz ihres Sexlebens nun mal seriös hinterfragten. Langjährige Beziehungen, die nicht laufen, sind natürlich ein Klischee. Man muss das schon sehr gut und wahrscheinlich noch böser als Hornby in Szene setzen, damit es wirklich lustig wird. Es lag am Ende sicher nicht an Liefers und Loos, dass man manchmal wegdösen wollte.
Spaß hatten die Leute in der Laeiszhalle inbesondere dann, wenn Liefers einen Gang zulegte und etwa den Aufreißer gab (Tom: „Ich bemühe mich“ – Louise: „Bemühe dich anders“). Ehe es zum finalen Versöhnungskuss kommt, dürfen beide Geschlechter (Er: „Ist es nicht schön, mit Anfang 40 ein Sexobjekt zu sein“ – Sie: „Mir gefällt nicht, wie du das sagst“) noch Rollenstereotype vorführen. Es ereignet sich, nach neun oder zehn Therapiesitzungen, dann gottlob wieder ein Geschlechtsverkehr. „Gefängnissex“ nennt Anna Loos als Louise das, „sexuell haben wir beide im Knast gesessen, aber meine Fehltritte haben die Strafe nicht gemildert.“