Hamburg. Seit zehn Jahren gehört LKA-Ermittlerin Dorn zum festen Kreis der ZDF-Fernsehpolizisten. In ihrem 18. Fall zeigt sie wieder kriminalistisches Gespür, aber auch viel Einfühlungsvermögen.
Amoklauf an einer Hamburger Schule. Eine Lehrerin stirbt, der Täter flüchtet. Der junge Mann hat schon vor der Bluttat selbst eine Schussverletzung gehabt. Er versteckt sich im Schulgebäude. Die LKA-Ermittlerin Helen Dorn geht kühl-rational wie immer an den Fall heran. Schnell ist klar, dass es um mehr geht als um die persönliche Wut eines Einzelnen. Das ZDF zeigt „Helen Dorn - Der kleine Bruder“ diesen Samstag um 20.15 Uhr.
Drehbuchautor und Regisseur Friedeman Fromm erzählt eine dichte, vielschichtige Geschichte über Migration und Integration, über Vorurteile und Vertrauen.
Im Mittelpunkt steht eine Roma-Familie. „Sinti und Roma wurden über Jahrhunderte verfolgt und verdrängt und im sogenannten Dritten Reich systematisch umgebracht, aber das ist bis heute nicht so wirklich im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen“, sagt der Regisseur im ZDF-Interview. Ihm sei es ein Anliegen gewesen, eine Geschichte zu erzählen, die diese Mitmenschen sichtbar macht.
Amokläufer Rocco (Marco Valero) stirbt im Heizungskeller der Schule. Es scheint, als habe jemand nachgeholfen. Helen Dorn sucht nun erneut einen Täter. Roccos Bruder Denniz (Dominik Ganser) ist Schüler und ebenfalls flüchtig. Es fällt ihm schwer, der Polizei zu vertrauen.
Mitgefühl, aber keine Sentimentalitäten
Die gesamte Gemenge-Lage ist schwierig. Während die Schulleiterin intensiv an der Integration der Kinder aus Sinti- und Roma-Familien arbeitet, scheinen Rocco und Denniz nun Vorurteile zu bestätigen.
Rocco war mit Abedi (Carla Njine) liiert. Das Mädchen hat nigerianische Wurzeln. Ihr Bruder ist in einer radikal-islamischen Gemeinde aktiv. Er war gegen die Beziehung seiner Schwester. Helen Dorn erfährt von den schwierigen Lebensumständen von Roccos Familie und stöbert schließlich Denniz auf. Der Junge mit den kessen Sprüchen und sein Schicksal lassen die kühle Ermittlerin nicht kalt.
Deswegen, so Regisseur Fromm, sei Helen Dorn die richtige Figur für diesen Krimi: „Eine Person, die kein Problem damit hat, sich Konflikten zu stellen und die gleichzeitig Mitgefühl mit den handelnden Personen hat, ohne in Sentimentalität zu verfallen.“
Ganz nebenbei stellt Helen Dorn fest, wie wenig sie über ihren engsten Vertrauten und Mitbewohner, den Kriminaltechniker Weyer (Tristan Seith) weiß. Auch das lässt die Ermittlerin nicht kalt. Als sie mit ihren Nachforschungen nicht weiter kommt, sucht sie Rat bei ihrem Vater (Ernst Stötzner).