Hamburg. Mit einer hochkarätigen internationalen Band feiert der NDR die Ausnahmemusiker Reinhardt und Grappelli im Rolf-Liebermann-Studio.
Duke Ellington und B.B. King haben ihn für seine Spielkunst bewundert. Gitarristen wie Wes Montgomery, John McLaughlin und Jeff Beck hat er maßgeblich beeinflusst. Django Reinhardt (1910– 1953) war ein Meister der Improvisation. Und das nicht nur auf der Bühne oder vor den Straßencafés von Paris, wo seine außergewöhnliche Karriere begonnen hat. „Das ganze Leben ist für mich Improvisation“, hat er mal gesagt. Vor 90 Jahren gründete er zusammen mit dem Geiger Stéphane Grapelli das „Quintette du Hot Club de France“ und begründete damit einen Stil, der als „Gypsy Jazz“ oder „Jazz Manouche“ weltbekannt wurde. Mit einem Jazzworkshop und einer hochkarätigen internationalen Band feiert der NDR diese beiden Ausnahmemusiker im Rolf-Liebermann-Studio.
Es gibt an diesen beiden Abenden nicht nur Musik von Django Reinhardt. Der Jazz-Journalist und Festivalleiter Bert Noglik hat Texte zu Reinhardts aufregendem Leben geschrieben, in denen der Manouche, so werden die Mitglieder des französischen Zweigs der Sinti und Roma genannt, ausführlich zu Wort kommt. Beschrieben wird der verheerende Wohnwagenbrand, bei dem Djangos linke Hand verkrüppelt wurde, weshalb er eine besondere Spieltechnik entwickelte, seine schwierige Zeit unter der Nazi-Herrschaft in Frankreich und seine erste US-Tournee, bei der er einen Auftritt in der Carnegie Hall vergaß, weil er sich mit einem Landsmann bei ein paar Gläsern Cognac verquasselte. Der Schauspieler Burghart Klaußner liest diese Texte mit einem großartigen Gefühl für Rhythmus, Pausen und die richtige Betonung. Sein Vortrag hat geradezu musikalische Qualitäten.
NDR-Jazz: Die Musiker klingen, als wären sie eine seit Jahren eingespielte Einheit
Im ersten Teil des Abends wechseln Textpassagen und Musik des exquisiten Quintetts. Giovanni Weiss, fingerfertiger Gitarrist aus Wilhelmsburg, spielt zusammen mit dem Briten Martin Taylor und dem Spanier Javier Sánchez, die beiden Franzosen Matthias Lévy (Violine) und Jean-Philippe Viret (Bass) komplettieren die Band. Drei Tage lang haben die fünf Musiker das Programm entwickelt, und wenn sie Songs wie das berühmte „Nuages“ spielen oder im Geiste Django Reinhardts improvisieren, klingt es, als wären sie eine seit Jahren eingespielte Einheit.
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Im zweiten Teil des Abends geht es darum, wie Django Reinhardt wohl geklungen hätte, wenn er nicht so früh gestorben wäre. Viret und Lévy steuern eigene Kompositionen bei, es gibt außerdem Jazzklassiker wie „Anthropology“ von Charlie Parker, „Django“ vom Modern Jazz Quartet und „Polka Dots And Moon Beams“, das Sinatra berühmt gemacht hat. Immer wieder bekommen die Virtuosen lautstarken Beifall für ihre Soli. Nach drei Stunden ist die Reise in das Leben von Django Reinhardt und Stéphane Grapelli zu Ende, das Publikum macht sich hochzufrieden und reich beschenkt auf den Heimweg.