Hamburg. Der Soulbruder kommt mit Streichquartett. Luciano rappt in der Arena. Sebastian Schnoy erfindet die „Demokra-KI“: der Terminplaner.

Was Neues, was Gebrauchtes, was Blaues. Oder einfach was Buntes. Diese Kulturwoche wird ein Fest mit einem Barmbeker Soulbruder in der Laeiszhalle, einem Berliner Hip-Hop-Star in der Barclays Arena, mit kritischen Diskursen auf Kampnagel oder tot wie lebendig im Schauspielhaus. Unsere Auswahl.

Eine bunte Tüte Stefan Gwildis quer durch vier Jahrzehnte in der Laeiszhalle

Stefan Gwildis („Wunderschönes Grau“) hat in seiner vier Jahrzehnte umspannenden Karriere so ziemlich alles ausprobiert. Soul, Pop, Jazz, Klassik, Funk, Rezitation und auf seinem aktuellen Album „Bunt“ (2022) auch noch Reggae und Ska. Am 20. Februar schüttet der (auf dem Land lebende) Barmbeker Soulbruder alles in der Laeiszhalle zusammen beim Abend „Buntes und Beseeltes – live mit Piano und Streichern“. Unterstützt wird er dabei am Klavier von seinem langjährigen musikalischen Partner und Arrangeur Tobias Neumann und vom Streicher-Ensemble Maurice Quartett mit Mona Burger, Anna Behrens, Zofia Zakrzewska und Hagen Kuhr. tl

Stefan Gwildis Di 20.2., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 36,65 im Vorverkauf; www.elbphilharmonie.de

Mina Caputo gründete Life of Agony 1989 in New York. Als eine der wenigen Transgender in der Metal-Szene ist sie auch abseits der Bühne ein Vorbild.
Mina Caputo gründete Life of Agony 1989 in New York. Als eine der wenigen Transgender in der Metal-Szene ist sie auch abseits der Bühne ein Vorbild. © picture alliance / Photoshot | picture alliance

New Yorker Alternative-Metal mit Vorfilm und ohne Verstärker

Mal ein anderes Alternative-Metal-Konzert: Die New Yorker Band Life of Agony kommt auf ihrer Tour „Up close & unplugged“ ins Gruenspan. Dabei läuft es aber nicht wie bei herkömmlichen Konzerten ab. Am Anfang wird die Band-Dokumentation „The Sound of Scars“ vorgeführt, anschließend gibt es eine Runde mit den Bandmitgliedern, bei der das Publikum Fragen stellen darf. Erst danach gibt es Livemusik, diesmal aber im für Life of Agony nicht alltäglichen Akustik-Set. Wer das Quartett um Transgender-Sängerin Mina Caputo mal aus nächster Nähe und unverstärkt erleben will, für den ist der Abend genau richtig. Für einen Aufpreis gibt es auch die Möglichkeit zu einem Meet & Greet. hphq

Life of Agony Do 22.2., 19.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten zu 89,95 bis 167,40 im Vorverkauf; www.gruenspan.de

Filmvorstellung über die Erfindung der Kamera mit Regisseuren im Abaton

„Was für eine fantastische Maschine die Kamera ist! Sie hat sogar einen Weg gefunden, jene Teile der Zeremonie zu filmen, die gar nicht stattgefunden haben.“ So soll König Edward VII reagiert haben, als er 1902 George Méliès Film seiner Krönung sah — bevor diese überhaupt stattfand. Der Dokumentarfilm „And the King Said, What a Fantastic Machine“ zeigt, angefangen bei den ersten Filmversuchen bis zu YouTube-Videos, wie die Kamera unser aller Leben beeinflusst hat; inklusive Inszenierungen von Leni Riefenstahl und Aufnahmen islamistischer Propaganda-Videos. Am 22. Februar gibt es die Vorstellung im Abaton auch mit den Regisseuren Alex Danielson und Maximilen Van Aertryck sowie Produzent Ruben Östlund. hphq

„And the King Said, What a Fantastic Machine“ Do 22.2., 19.30, Abaton Kino (U Hallerstraße), Allende-Platz 3, Karten zu 9,50 (erm. 8,50,-); www.abaton.de

Tot oder lebendig: Poetry-Slammer im Schauspielhaus gesucht

David gegen Goliath, Tradition gegen Avantgarde, tote gegen lebendige Dichter. Im Schauspielhaus treffen am 21. Februar lebendige Gesichter aus der Poetry-Slam-Szene mit eigens verfasster Lyrik auf Schauspielerinnen und Schauspieler wie Jule Weber, Florian Hacke und weitere, die Poesie renommierter, aber gestorbener Dichter vortragen. Spannend wird, ob die zeitgenössischen Poetry-Slammer Paulina Behrendt, Abdul Kader Chahin, Quichotte und Lisa Pauline Wagner die Texte von Hilde Domin, Rainer Maria Rilke, Hunter S. Thompson und Heinz Erhardt im Hinblick auf Wortgewandtheit und Wirkungsschwere übertreffen können. Das lyrische Duell wird von David Friedrich moderiert. hpnf

Poetry Slam: „Dead Or Alive“ Mi 21.2., 20.00, Schauspielhaus (U/S Hbf.), Kirchenallee 39, Karten zu 9,- bis 35,-/14,50 (erm.) unter T. 040/24 87 13 oder www.schauspielhaus.de

Sonnenbrille, dezente Kette: Der Berliner Rapper Luciano.
Sonnenbrille, dezente Kette: Der Berliner Rapper Luciano. © Niklas Kamp | Niklas Kamp

„Shake Your Bamba“ beim Konzert von Rapper Luciano in der Barclays Arena

Programm für Sonntagabend gesucht? Wenn sich die Lust auf den Dortmunder „Tatort“ in Grenzen hält, die eigenen Spotify-Playlisten bereits ausgedient haben und die Streaming-Plattformen leer geschaut sind, wie wär’s dann mit ein paar bosshaften Beats und vergleichsweise harmlosem Deutsch-Rap zum Wochenabschluss? Luciano fordert am Sonntag sein Hamburger Publikum zu „Shake Your Bamba“ in der Barclays Arena auf. Der 30-jährige Berliner steht aufs große Geld, singt gerne über SUVs, Privatjets und Champagner – und über Frauen, mit denen er den Luxus-Lifestyle teilen möchte. Von Misogynie sind seine Texte jedoch weit entfernt, was leider immer noch nicht selbstverständlich ist in der Szene. gef

Luciano So 18.2., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 60,- im Vorverkauf; www.locosquad.de

„Blaues Wunder“ beim Gespräch von Knut Terjung mit Michael Batz

Der Neustart seiner Gesprächsreihe „Knut Terjung trifft ...“ Anfang Dezember mit Hamburgs Ehrenbürger, Unternehmer und Stifter Michael Otto bescherte der Hauptkirche St. Nikolai ein volles Haus. Kulturell noch umtriebiger ist der Gast, den der Ex-ZDF-Korrespondent Terjung am 19. Februar am Klosterstern begrüßt: Michael Batz. Er hatte sich erstmals bei der Fußball-WM 2006 in Hamburg als prominenter Lichtkünstler („Blue Goals“) weit über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen gemacht, gründete und betrieb ein Vierteljahrhundert lang das Theater in der Speicherstadt mit seinem Stück „Der Hamburger Jedermann“ und hat zuletzt als Autor für Erinnerungskultur gewirkt. Wie wichtig die Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen Geschichte ist und welche Lehren daraus zu ziehen sind, könnte ein Thema des spannenden Gesprächs werden. Ganz nebenbei will Batz die Hauptkirche in Blau erstrahlen lassen. str

„Knut Terjung trifft ... Michael Batz“ Mo 19.2., 19.30, Hauptkirche St. Nikolai (U Klosterstern), Harvestehuder Weg 118, Eintritt frei, Spenden möglich

KI-generiertes PR-Foto? Comedian Sebastian Schnoy ordnet in seinem neuen Programm die Zukunft ein.
KI-generiertes PR-Foto? Comedian Sebastian Schnoy ordnet in seinem neuen Programm die Zukunft ein. © Theaterschiff Batavia | Kerstin Pukall

Kabarettist Schnoy spielt Geschichte mit Zukunft: „Welt der Demokra-KI“

Keine Sorge: Der Kabarettist, Autor und Moderator Sebastian Schnoy (Hamburger Comedy Pokal) ist noch immer ein Solo-Selbstständiger. In seinem neuen Programm, Premiere ist am 20. Februar im Lustspielhaus, tritt der Hamburger History-Satiriker aber mit einer gewissen Alexa auf. Werden wir die letzten Gespräche in unserem Leben mit einer Maschine führen, einem Avatar, der unseren Kindern ähnlich sieht? In seiner ultrakurzen Geschichte der Menschheit, vielmehr jener mit Zukunft, möchte Schnoy einordnen, was wiederverwendbar ist oder was doch dringend in die braune Tonne muss. Damit sich die Künstliche Intelligenz gegen „die natürliche Dummheit der Weidelknechte“ durchsetzen kann. str

Sebastian Schnoy „Die wunderbare Welt der Demokra-KI“ Premiere Di 20.2., 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,- unter T. 040/55 56 55 56; www.almahoppe.de

„Schmitzefrei“ für alle: Komiker Ralf Schmitz, hier vor wenigen Tagen in der Messehalle Erfurt.
„Schmitzefrei“ für alle: Komiker Ralf Schmitz, hier vor wenigen Tagen in der Messehalle Erfurt. © picture alliance / Geisler-Fotopress | Michael Kremer/Geisler-Fotopress

In der Arena: Comedy-Star Ralf Schmitz gibt noch mal „Schmitzefrei“

Ein Vierteljahrhundert ist Ralf Schmitz inzwischen solo auf deutschen Kleinkunstbühnen unterwegs. Kleinkunst? Das war einmal, erinnert sich der gebürtige Leverkusener auch an seine ersten Hamburger Auftritte einst in Schmidts Tivoli. Am 23. Februar kommt das Duracell-Häschen unter den deutschen Comedians zum zweiten Mal nach 2022 in die Barclays Arena – noch einmal mit seinem Programm „Schmitzefrei“. Auf der Bühne zu stehen sei für ihn „wie Urlaub“, hat es der Komiker, Schauspieler, Otto-Freund („7 Zwerge“) und Buchautor mal beschrieben, richtiger Urlaub hingegen sei „meistens harte Arbeit“. Und so erzählt der kleine Spaßvogel wiederum von wahnwitzigen Urlaubserlebnissen, angereichert mit Mini-Sketchen, Parodien und reichlich Improvisation in Interaktion mit dem Publikum. Auch das macht ihn authentisch. str

„Schmitzefrei“ Fr 23.2., 20.00, Barclays Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 38,- im Vorverkauf; www.ralfschmitz.tv

Tanz-Festival auf Kampnagel: „Thunderbirds Transformation“ von B. Solomon

„Tierimitationen, heftiger Sturm; sensorische Reize: blitzartige Lichteffekte, laute Geräusche, sieben Minuten lang totale Dunkelheit“: Was klingt wie ein äußerst interessanter und detaillierter Albtraum, oder aber die Idee für ein extravagantes Horrorhaus auf dem Dom, ist die lange Liste der Trigger-Warnungen für das Tanzstück „Thunderbirds Transformation“. Die 60-minütige Vorstellung wird am 22. und 23. Februar als Teil des „Fokus Tanz“-Festivals auf Kampnagel zu sehen sein. Das diesjährige Festival unter dem Motto „Sorry Not Sorry“ will Perspektiven von Menschen mit Behinderungen und Queeren aufzeigen und diskriminierende Normen identifizieren sowie aufheben. Für die Vorstellungen des zweiwöchigen Festivals vom 22. Februar bis 2. März gibt es vergünstigte Tickets für Menschen mit Behinderungen, chronisch Erkrankte und neurodivergente Personen. gef

„Thunderbirds Transformation“ Do 22.2. & Fr 23.2., jeweils 18.30, Kampnagel (Bus 172), Jarrestraße 20, Karten zu 18,-(erm. 9,-); T. 040/27 09 49 49; www.kampnagel.de

Rapdadadada... Die Ausstellung „Love Love Love“ in der Galerie Stern-Wywiol.
Rapdadadada... Die Ausstellung „Love Love Love“ in der Galerie Stern-Wywiol. © Daniel Müller/Stern-Wywiol Galerie | Daniel Müller/Stern-Wywiol Galerie

Wie wird Liebe in der zeitgenössischen Kunst dargestellt?

„Love Love Love“ – diese Beatles-Melodie kann wohl jeder mitträllern. Sie ist Titel der neuen Ausstellung in der Galerie Stern-Wywiol, direkt neben dem Hotel Atlantic: 13 Künstlerinnen und Künstler zeigen darin ihre aktuellen Werke von Malerei über Objekt und Skulptur bis Performance. Sie kreisen um die Fragen, wie die Liebe in der zeitgenössischen Kunst dargestellt wird und welche Spielarten der Liebe besonders interessant sind. Die Antworten fallen erwartungsgemäß höchst subjektiv aus. Mal wird eine knallrote Buchstabenschlange aus „Ich bin/Du bist“ gebildet, das Wort „Love“ in runde Kussmünder gelegt oder auf einer monochrom gestalteten Leinwand das Gefühlte abgebildet. Daneben sind giacomettiartige Menschenfiguren, spacige Roboter mit Brüsten und ausladende Porzellanskulpturen, die auf den zweiten Blick flach wie Papier sind, zu sehen. Eine reizvolle Mischung künstlerischer Ausdrucksweisen. vfe

„Love Love Love“ bis 23.3., Galerie Stern-Wywiol (U/S Hauptbahnhof), An der Alster 81, Di–Fr 10.00–18.00, Sa 10.00–16.00, Eintritt frei; stern-wywiol-galerie.de

Podiumsdiskussion zum journalistischen Umgang mit der AfD

Mit Blick auf die zunehmende Radikalisierung der AfD stellt sich die Frage, wie Medien diese Thematik behandeln. Ist es richtig, wie von der ARD-Moderatorin Caren Miosga beabsichtigt, auch mit AfD-Politikerinnen und -Politikern zu sprechen? Worauf sollen, müssen und können sich Journalistinnen und Journalisten einstellen im Umgang mit antidemokratischen Kräften wie der angeblichen Alternative für Deutschland (AfD)? Und welche Rolle spielt die Sprache der Neuen Rechten im öffentlichen Diskurs? Kurz: „Wie gelingt der journalistische Umgang mit der AfD?“ Darüber will ein Podium am 20. Februar auf Kampnagel diskutieren, mit dabei sind unter anderem NDR-Redakteurin Anja Reschke und der Literaturwissenschaftler Enno Stahl, Experte zur Sprache der Neuen Rechten. Die DJV-Nord-Vorsitzende Marina Friedt moderiert zusammen mit Cornelie Sonntag-Wolgast (Kulturforum). vfe

„Wie gelingt der journalistische Umgang mit der AfD?“ Di 20.2., 19.30, Kampnagel (Bus 17, 172), Jarrestraße 20, Eintritt frei; kulturforum-hh.de