Hamburg. Der „Popstar des alten Ägyptens“ ist im United Scene in Ottensen jetzt auch in einem Multiversum zu erleben. Leichter Schwindel inklusive.

  • „Tutanchamun – das immersive Ausstellungserlebnis“ begeistert in Hamburg
  • Die Event-Schau ist in Ottensen noch bis zum 20.6.2024 zu erleben
  • Was die Besonderheiten der Ausstellung zum „Popstar des alten Ägyptens“ sind

„Carter, können Sie irgendetwas sehen?“ fragte der Ingenieur Lord Carnarvon am 26. November 1922. „Ja, wunderbare Dinge!“, entgegnete der britische Ägyptologe Howard Carter verheißungsvoll, nachdem er ein Loch in die zweite Tür des Grabes KV62 (Kings‘ Valley 62 – Tal der Könige 62) gestochen hatte. Durch den kleinen Spalt erlangte er einen historischen Einblick – in die nahezu ungeplünderte letzte Ruhestätte des populären Pharaos Tutanchamun, in der über 5500 wertvolle Artefakte von Carter geborgen werden konnten.

Unter ihnen fanden sich neben kostbaren goldenen Schmuckstücken auch diverse Möbelstücke, Schreine, Waffen, Instrumente und sogar ganze Streitwagen. Dieser spektakuläre Fund machte den bereits im jungen Alter von 19 Jahren verstorbenen Tutanchamun zu einem modernen Popstar des alten Ägyptens. Carter erinnerte sich später besonders an das „Glitzern des Goldes überall“, nachdem er das Grab erstmals geöffnet hatte – seine Originalstimme lässt sich im immersiven Part der Tutanchamun-Ausstellung im United Scene in den Ottenser Gaußhöfen hören.

Tutanchamun: Aufgrund der hohen Nachfrage wird die Schau erneut verlängert

Die bis heute anhaltende Faszination für das alte Ägypten ist in der Gaußstraße in Altona besonders spürbar. Dort läuft die immersive Ausstellung „Tutanchamun“ über den jungen Pharao bereits seit November 2023. Hamburgerinnen und Hamburger haben sich offensichtlich von der Ägyptomanie anstecken lassen – aufgrund der hohen Besuchernachfrage wird die Schau, kuratiert vom spanischen Ägyptologen Nacho Ares, mit ihren verschiedenen Erlebnisräumen sogar erneut verlängert, bis zum 20. Juni 2024.

„Tutanchamun“ – Popstar des alten Ägyptens.
„Tutanchamun“ – Popstar des alten Ägyptens. © Hamburg | Morris Mac Matzen - Photography

Neu ist nun das digitale Herzstück der Ausstellung: ein interaktives „Metaversum“, das Besucherinnen und Besucher dank VR (Virtual Reality) in das Jahr 1922 zurückversetzt. Doch was bedeuten die hier so präsenten Begriffe „VR“ und „immersiv“ überhaupt genau? Durch eine spezielle Soft- und Hardware kann man mit bereitgestellten Brillen dank hochauflösender Displays sowie 360°- und 3-D-Inhalten, kombiniert mit Tonelementen, in eine andere Realität eintauchen. Der Begriff „immersiv“ beschreibt genau diesen Effekt: Es entsteht eine multimediale Illusion aus Bild und Ton, die Betrachter und Betrachterinnen als nahezu real empfinden können.

Tutanchamun: Nach einem freien Fall landet man in der Grabkammer

Mit den VR-Brillen, die auch bei regulären Brillenträgern funktionieren, können Interessierte sich so durch Zeit und Raum bewegen. Der zehnminütige Digitalausflug besticht durch ein besonderes Auge fürs Detail. In Howard Carters persönlichem Expeditionslager läuft da auch mal eine realistisch aussehende Ratte durchs Bild; man kann die ägyptische Literatur in Carters Bücherregal durchstöbern oder den Plattenspieler im nahe gelegenen Zelt ausprobieren. Ein kleiner Anflug von Schwindel könnte sich breitmachen, wenn plötzlich der vertraute Erdboden zum schwarzen Loch wird und die Gruppe nach einem freien Fall gemeinsam in der Grabkammer Tutanchamuns landet.

Es lässt sich nur erahnen, was Carter wohl empfunden haben muss, als er diese Räumlichkeiten zum ersten Mal betrat: Die Augen gewöhnen sich langsam an die Dunkelheit, und der eindrucksvolle Goldschatz mit seinen vielfältigen Objekten lässt sich zum Greifen nah begutachten. Sobald man sich an den latenten Schwindel gewöhnt hat, ist das mediale Abenteuer nach zehn Minuten auch schon vorbei.

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In den weiteren Räumen wird die Geschichte des alten Ägyptens kindgerecht aufbereitet, samt Karte und einem Stammbaum von Tutanchamuns Familie. Auch originale historische Artefakte sind zu sehen: Tagebucheinträge Carters, eine Mumien-Halskette aus Fayence-Röhrenperlen, eine Statuette aus Carters Privatbesitz. Den Großteil der ausgestellten Gegenstände machen jedoch originalgetreue Repliken aus.

So lassen sich im United Scene Impressionen des alten Ägyptens multimedial erleben und sind auch generationsübergreifend zugänglich, ohne ein Übermaß an kolonial angeeigneter Kunst auszustellen. Die Unterhaltung steht im Mittelpunkt: Tutanchamun tritt als Ich-Erzähler auf, was ihn besonders jungen Besucherinnen und Besuchern näherbringen dürfte. Zu einem königlichen Preis: Während Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in den meisten Hamburger Museen keinen Eintritt zahlen, werden hier für Kinder zwischen sechs und 17 Jahren 18 Euro fällig, an Wochenenden und Feiertagen sogar 21 Euro. Für vierköpfige Familien und Gruppen ab fünf Personen bietet United Scene zwar eine Ermäßigung an, dennoch ist die multimediale Expedition ins alte Ägypten hochpreisig – dafür aber innovativ.

„Tutanchamun – Das immersive Ausstellungserlebnis“ bis 20.6., United Scene (S Ottensen), Gaußhöfe, Gaußstraße 190a, Mo–Fr 10.00–21.00, Sa/So 8.00–21.00, Eintritt 22,-/26,- (Fr–So), 20,-/23,- (erm.); tutanchamun-immersiv.de