Hamburg. Akkordeonist aus Portugal wird mit dem Sir-Jeffrey-Tate-Preis geehrt. Jury erklärt: „Der junge Musiker ist mehr als ein Versprechen“

Das Akkordeon gehört zu jenen Instrumenten, für das in der Musik der Gegenwart, und zwar über alle Genres hinweg, unendlich viele neue und dazu auch noch sehr gute Stücke komponiert wurden. Vor allem die Avantgardisten haben sich von seiner individuellen Charakteristik inspirieren lassen und mit seiner atmenden, der menschlichen Stimme zuweilen ähnlichen Klangwelt experimentiert.

Dass am Sonntag der junge portugiesische Akkordeonist João Barradas, der sowohl im Jazz als auch in der Klassik zu Hause ist, mit dem alle zwei Jahre verliehenen Sir-Jeffrey-Tate-Preis im 6. Symphoniekonzert der Symphoniker Hamburg ausgezeichnet wurde, war eine gute Wahl.

Symphoniker Hamburg: João Barradas erhält Sir-Jeffrey-Tate-Preis in der Laeiszhalle

Intendant Daniel Kühnel bedankte sich bei den Stiftern Annegret und Claus-Günther Budelmann und zitierte aus der Jury-Begründung: „João Barradas ist ein junger Musiker, der mehr als ein Versprechen ist. Seine offene, freundliche und wissbegierige Art macht Spaß mit ihm zu arbeiten.“ Wie das in der Praxis dann klingen sollte, zeigten Sylvain Cambreling und die Symphoniker mit Barradas bei Toshio Hosokawas Stück Voyage IV „Extasis“ für Akkordeon und kleines Ensemble.

Mit Tamtam-Schlägen und Tuba, deren Einsätze Cambreling voller Ruhe verklingen ließ, hob das Stück an, bevor sich das Solo-Akkordeon nach gleißend hellen Einsätzen der Bläser mit flächigen Klängen ins Geschehen mischte. Celesta- und Klavierfiguren, aber auch Glockenspiel- und Vibrafonklänge blitzten auf und Hosokawa übertrug das Ein- und Ausatmen des Akkordeonbalges auf den ganzen, zuweilen wellenartigen Ensembleklang.

João Barradas spielt in Hamburg auf Akkordeon: „Mein Jesu, was für Seelenweh“

Manchmal wusste man in diesem Klangkaleidoskop gar nicht, welches Instrument die oft sehr kurzen Klänge gerade produziert hatte. Barradas, der an einer Stelle nur seine linke Hand zum Spielen gebrauchen musste, zeichnete mit der rechten Figuren in die Luft, als wolle er mitdirigieren. Im Anschluss spielte der Preisträger dann noch Bachs „Mein Jesu, was für Seelenweh“ BWV 486 in einer Akkordeonbearbeitung.

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Bei Gustav Mahlers 7. Symphonie ließ Cambreling schließlich jedes Detail dieser ungeheuer komplexen Partitur klar hervortreten und verlieh dem zeitlich ausladenden Werk einen ungeheuren Spannungsbogen. Dabei gelang es ihm auch, die Doppelbödigkeit vermeintlicher Idylle vor allem in der ersten, pseudopastoralen Nachtmusik packend herauszuarbeiten.