Hamburg. Das Ensemble unter der Leitung von Sylvain Cambreling bewies seine Vielseitigkeit in der Laeiszhalle – gestört von einem Missgeschick.

Für die Symphoniker Hamburg beginnt das Neue Jahr, wie sie gern nachdrücklich betonen, eigentlich erst mit ihrem Haspa Neujahrskonzert, das 2024 am Sonntag in der voll besetzten Laeiszhalle zelebriert wurde. In seiner Begrüßungsrede sagte der Vorstandsvorsitzende der Symphoniker Hamburg, Burkhard Schwenker, dass man sich trotz der vielen Krisen in dieser Welt freuen könne, mit Mut und Tatkraft all den Verwerfungen entgegenzutreten.

„Wenn der Wind der Veränderung weht“, zitierte er ein chinesisches Sprichwort. „bauen manche Mauern, andere aber Windmühlen“. Als Windmühlenbauer interpretierte er die Symphoniker Hamburg, die in der Lage seien, Barrieren zu durchbrechen und Raum zu geben, um Schönes zu erleben. In seiner Begrüßungsrede ergänzte der Symphoniker-Intendant Daniel Kühnel: „Die Symphoniker machen nicht alles genauso wie alle anderen. Bei uns steht immer im Zentrum, für wen wir spielen und warum wir es tun.“

Symphoniker: Das Neujahrskonzert begann mit einer Uraufführung

Die mittlerweile 15. Ausgabe des Haspa Neujahrskonzerts wurde dann auch gleich mit einer Uraufführung aus der Feder des 1979 geborenen brasilianischen Komponisten Nikolaus Brücher eröffnet, der als Notenbibliothekar in der Verwaltung der Symphoniker Hamburg beschäftigt ist. Er steuerte mit seiner Fanfare „Convocattio“ einen in diesem Konzert uraufgeführten Orchesterauftakt bei, der sowohl die „Laeiszhalle Hamburg“ als Heimat des Residenzorchesters als auch den Namen „Symphoniker Hamburg“ motivisch in musikalische Gesten übertrug.

Dafür war das komplette Orchester auf dem Podium unter Leitung des Chefdirigenten Sylvain Cambreling ebenso vonnöten wie drei einzelne Blechbläser, die sich auf den Rängen der Laeiszhalle verteilt hatten und den ganzen Raum in die klanglich weit ausladende Komposition mit einbezogen. Dumpfe Schläge im Orchester eröffneten das Werk, worauf sich die Bläser von oben mit Kommentaren und Glissandi ins Klanggeschehen einmischten, während die Pauken die sechs Akzente des Ensemblenamens „Sym-pho-nik-er-Ham-burg“ rhrythmisch aufgriffen.

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Symphoniker: Konzertmeister Adrian Iliescu brillierte an der Violine

Für eine ungewollte Einlage sorgte danach der Pauker Alexander Radziewski, dem sein Notenständer inklusive einem Dutzend Paukenschlegeln umstürzte. Beeindruckend war daraufhin der Auftritt des erst 22-jährigen russischen Pianisten Alexander Malofeev bei George Gershwins von groovenden Jazzrhythmen durchzogenem Klavierkonzert F-Dur. Anders als bei Brücher wechselten die Metren und Rhythmen hier quasi sekundenschnell und es war faszinierend, wie der junge Solist mit seinen musikalischen Impulsen das ganze Orchester inspirierte.

Welche Klangqualitäten in diesem famosen Orchester stecken, bewiesen die Symphoniker Hamburg am Ende in Nikolai Rimski-Korsakows „Scheherazade“ op. 36, bei der vor allem die umwerfenden Violinsoli des Konzertmeisters Adrian Iliescu, aber auch die komplette Holzbläsergruppe und das fantastische Schlagzeug inklusive Xylofon, Triangel-Wirbeln und Glockenspiel herausstachen.