Hamburg. Gedreht wurde an einem Gymnasium in Ohlsdorf, es gab viel Lob. Nun die vorläufige Krönung bei den Academy Awards. Und Sandra Hüller?
Man kann İlker Çataks sensible Schulstudie „Das Lehrerzimmer“ mit einigem Recht als Hamburger Produktion bezeichnen. Gedreht wurde am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Ohlsdorf. Hauptdarstellerin Leonie Benesch wurde in Hamburg geboren, der aus Berlin stammende Regisseur İlker Çatak studierte an der Hamburg Media School. Der von Kritik und Publikum einhellig gelobte Film ist nun sogar im Oscar-Rennen. Das gab die Film-Akademie in Los Angeles am Dienstag bekannt.
Gibt es einen Oscar für den Hamburger Film „Das Lehrerzimmer“?
Wie auch sein deutscher Kollege Wim Wenders ist Çatak in der Sparte bester internationaler Film für einen Academy Award nominiert. Wenders‘ Film „Perfect Days“, der von der Kritik beim Kinostart vor einigen Wochen ebenfalls hoch gelobt wurde, erzählt von einem Toilettenreiniger in Tokio, der ganz im Hier und Jetzt lebt. Ein poetisch-ruhiger Film auf ganz anderem Erregungslevel als „Das Lehrerzimmer“. In Çataks Drama geht es um eine Lehrerin (Benesch), die eine Diebstahlsserie an ihrer Schule aufklären will. Doch das Ganze läuft völlig aus dem Ruder.
Kultursenator Carsten Brosda zeigte sich begeistert über die Nominierung und teilte mit: „Die herausragende Hamburger Produktion rückt zu Recht endgültig ins internationale Rampenlicht. Im Mikrokosmos Schule verhandelt dieser Film die ganz großen Themen: Es geht um Vorurteile und Verurteilung, um Macht und Ohnmacht, um Schuld und Gerechtigkeit.“ Zur Nominierung von „Das Lehrerzimmer“ als bester internationaler Film gratuliere er İlker Çatak und dessen Team ganz herzlich. Er drücke die Daumen für die Preisverleihung im März.
İlker Çatak gewann 2015 bereits den Studierenden-Oscar
Helge Albers, Geschäftsführer der MOIN Filmförderung, die die Produktion entscheidend förderte, verweist in einer ersten Reaktion darauf, dass İlker Çatak mit seinem Hamburg-Media-School-Abschlussfilm „Sadakat“ 2015 bereits den Studierenden-Oscar in Gold gewinnen konnte. „Mit seinem Ausnahmefilm ,Das Lehrerzimmer‘ könnte er die Sensation jetzt perfekt machen. Das intensive Drama mit einer herausragenden Leonie Benesch hat das Zeug, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen.“ Neben „Perfect Days“ konkurrieren außerdem „Io Capitano“ (Italien), „The Zone of Interest“Großbritannien) und „Die Schneegesellschaft“ (Spanien) um den Oscar für den besten internationalen Film .
In der Vergangenheit konnten erst vier deutsche Produktionen in dieser Kategoerie den Oscar gewinnen: 1980 Volker Schlöndorffs Romanverfilmung „Die Blechtrommel“, 2003 Caroline Links „Nirgendwo in Afrika“, 2007 Florian Henckel von Donnersmarcks Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ und 2023 Edward Bergers Kriegsfilm „Im Westen nichts Neues“.
Auch Sandra Hüller ist für einen Oscar nominiert
Weiter auf der Erfolgsspur ist auch Sandra Hüller, die für ihre Rolle in dem Gerichtsdrama „Anatomie eines Falls“ von Justine Triet in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin nominiert wurde. Sie konkurriert mit Annette Bening („Nyad“), Lily Gladstone („Killers of the Flower Moon“), Carey Mulligan („Maestro“) und Emma Stone („Poor Things“). Hüller hatte für ihre Rolle einer Ehefrau und Mutter, die verdächtigt wird, ihren Mann ermordert zu haben, bereits einen Europäischen Filmpreis, den französischen Prix Lumières sowie den Los Angeles Film Critics Association Award gewonnen. Beim Filmfest Hamburg war sie 2023 mit dem Douglas Sirk Preis ausgezeichnet worden.
Die meisten Oscar-Nominierungen, nämlich 13, kann das Atombomben-Drama „Oppenheimer“ auf sich vereinen. Der feministische Gruselfilm „Poor Things“ kommt auf elf Nominierungen, Martin Scorseses Drama „Killers of the Flower Moon“ hat zehn Gewinnchancen, „Barbie“ immerhin noch acht.
- Sandra Hüller: „Ich muss immer weinen, wenn du singst“
- Ilker Çatak gewinnt Studenten-Oscar in Gold
- Bombe statt Barbie: „Oppenheimer“ räumt bei Golden Globes ab
Die Oscars werden am 10. März im Dolby Theatre in Hollywood verliehen. Durch die Gala führt US-Moderator Jimmy Kimmel, der bereits 2017, 2018 und 2023 Gastgeber der Academy Awards war.