Hamburg. Von Anfang an Chöre, Kreischen und Tanzen: Wie eine eingeschworene Gemeinschaft die Chemnitzer Band Blond abfeiert.

Vor der Hauptband kommt das Heimspiel: Das Hamburger Punkrock-Trio Get Jealous versetzt die ausverkaufte Fabrik laut und liebevoll in Euphorie. Und als die Band krachend Tokio Hotels „Durch den Monsun‟ covert, singen alle strahlend mit. Ein toller Vorgeschmack auf das Konzert der Band im März im Molotow. Und eine famose Einheizung für die Chemnitzer Band Blond.

Wunderbar wilde Teeniegruppen in Mamas Begleitung, kuschelnde Paare mit Anti-Nazi-Shirts, Jungs mit pinken Haaren und Freundinnen, die sich in Vorfreude umarmen, Glitzer um die Augen und Schweiß auf den Wangen. Die „Blondinators‟, wie sich die Fans des Trios nennen, sind eine vielfältige wie eingeschworene Gemeinschaft.

Die Band kreuzt in ihren Rüschen-Outfits Björk und Barbie

Und der Jubel ist heftig, als sich Lotta Kummer auf einem Podest ans Schlagzeug setzt. Als ihre Schwester Nina zur Gitarre greift. Und als sich Johann Bonitz an Bass und Keyboard positioniert. In ihren bunten Rüschen-Outfits sehen die drei aus wie ein Mix aus Björk und Barbie. Und mit der Indie-Disco-Pop-Nummer „Durch die Nacht‟ bedanken sie sich bei Wegbereiterinnen wie Judith Holofernes. Von Anfang an: Chöre, Kreischen, Tanzen.

„Hamburg, es wird wild‟, ruft Nina Kummer in den aufgeheizten Saal. Nicht ohne zu betonen, dass alle aufeinander aufpassen sollen. Es geht um ein gutes Erlebnis für alle. Blond-Konzerte wirken wie ein Befreiungsschlag in einer jahrzehntelang mackerhaft geprägten Musikszene. Etwa mit der Mansplaining-Persiflage „Thorsten‟. Humor, Wut und Empathie entfesseln sie in einem mitreißenden Mix aus Pop und Rock bis hin zu Techno und Rap.

Blond in der Fabrik: „Oberkörperfrei“ wird zum beats-ballernden Krawall

„Oberkörperfrei‟ gerät zum beats-ballernden Krawall und Remmidemmi. Und das Mando-Diao-Cover „Dance With Somebody‟ hebt das Ausrasten noch einmal auf das nächste Level. Zu der frenetisch gefeierten Menstruationshymne „Es könnte grad nicht schöner sein‟ vollführt das Publikum diverse Kunststücke und baut etwa eine Menschenpyramide. Als Zugabe spielt Lotta Kummer „The Final Countdown‟ auf der Blockflöte, bevor Blond mit „Du und Ich‟ und „Spinaci‟ zum furiosen Finale ansetzt.

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Zum Schluss dann „Es regnet Männer‟ über die ungleiche Geschlechterverteilung auf Festivals mit den markanten Zeilen: „Für so ‚ne Pimmelparty mit bleichen Rentern / War‘n wir nicht stundenlang im Proberaum‟. An diesem Abend jedenfalls gilt: mehr Blond, mehr Spaß!