Hamburg. Der Bluesgitarrist aus Georgia gab in der Fabrik ein überragendes Konzert. Doch nicht jeder hörte an diesem Abend jeden Song.

Wer erst gegen halb neun in die Fabrik bummelt, hat schon fast ein Drittel von Robert Crays Konzert verpasst. Pünktlich um 20 Uhr kommt der Bluesmann aus Georgia zusammen mit seiner Band auf die Bühne und legt gleich mit Tempo los. „Anything You Want“, Opener seines aktuellen Albums „That’s What I Heard“, ist der furiose Auftakt eines fast zweistündigen Konzertes, in dem Cray Songs aus seinem umfassenden Werk sowie ein paar Coverversionen spielt.

Fabrik Hamburg: Wer zu spät kommt, den bestraft die Robert Cray Band

Von der ersten Sekunde an ist zu spüren, wie eingespielt die vier Musiker sind. Bassist Richard Cousins und Schlagzeuger Les Falconer sind Crays rhythmisches Rückgrat, Keyboarder Dover Weinberg glänzt neben dem Bandleader auch als Solist.

Seit vielen Jahren ist das Quartett unterwegs und zelebriert das Gefühl des Blues mit seinen vielfältigen Themen, die sich meistens mit unerfüllter und gescheiterter Liebe, mit Heimatlosigkeit, mit Armut und Sucht beschäftigen. Selbst ein so lustig scheinendes Lied wie „Chicken In The Kitchen“ verhandelt Ehebruch. „Ich habe das Gefühl, du isst außerhalb und jemand anderes kocht für dich“, singt Cray mit seiner hellen, unverwechselbaren Stimme.

Robert Cray in der Fabrik: Gruppe von Freundinnen tanzt ausgelassen neben der Bühne

Das Publikum in der gut gefüllten Fabrik feiert jede Nummer und jedes Solo des Musikers. Eine Gruppe von Freundinnen nutzt den Raum seitlich der Bühne für ausgelassenes Tanzen und „Klammer-Blues“, wenn Cray das Tempo herunterfährt wie bei „Promises You Can’t Keep“. Als er den Klassiker „Sittin’ On Top Of The World“ anstimmt, den Cream in den 60er-Jahren berühmt gemacht hat, gibt es anerkennenden Beifall des gesamten Auditoriums.

Auch eine Nummer von Tony Joe White findet sich an diesem Abend auf der Setliste. „Wir lieben Tony Joe White“, sagt Cray und spielt dann den Song „Aspen Colorado“.

Cray, 1953 in Columbus, Georgia geboren, zählt zwar noch nicht zu den Veteranen des Blues, mit 69 Jahren ist er aber auch schon lange kein Frischling mehr. Doch er hat sich eine erfrischende Jugendlichkeit bewahrt, mit denen er jedes Publikum für sich einzunehmen versteht. Das ist in Hamburg nicht anders.

Als er das Konzert mit Johnny Copelands „You Must Believe In Yourself“ beendet, werden sofort lautstark Zugaben gefordert. Die vier Musiker lassen sich nicht lange bitten und beenden dieses großartige Blueskonzert mit „Phone Booth“ und „Time Makes Two“.