Hamburg. Die Sängerin ist für ihre überraschenden Stilwechsel bekannt. Die Fans bleiben ihr dennoch treu – das zeigt sich auch in der Fabrik.

Dieser Opening Act ist eher ein Gruß aus der Küche. Shadi G spielt beim Konzert von Ane Brun in der Fabrik gerade mal vier Songs, nach nur einer Viertelstunde muss sie wieder von der Bühne. Eigentlich schade: Die Schwedin mit iranischen Wurzeln macht einschmeichelnden Elektropop, R’n’B, Soul, es gibt ein paar arabische Einflüsse, davon hätte man gerne noch mehr gehört.

Konzert in Hamburg: Ane Brun macht es dem Publikum nicht immer leicht

Aber als Einstimmung auf Ane Brun funktioniert der kurze Auftritt perfekt. Wer von der 47-Jährigen die sparsamen Songwriterklänge erwartet hatte, mit denen sie bekannt wurde, ist zunächst ein wenig enttäuscht: Den Auftakt macht „Balloon Ranger“ in einer rhythmisch vertrackten Version, in der sich das sechsköpfige Ensemble weit in den Vordergrund spielt, darauf folgt „One“, im 2012 veröffentlichten Original noch ein an barocken Arrangements orientiertes Stück, das hier zu harschem Elektro wird. Mutig greift Brun in ihre Songs ein, später bedankt sie sich für die Treue des Publikums, obwohl sie von Zeit zu Zeit ihren Stil ändern würde. Sie macht es einem nicht leicht, aber wenn man sich auf dieses Konzert einlässt, dann wird man belohnt.

Außerdem greift sie bald doch noch selbst zur Gitarre, beim folkigen „The Treehouse Song“ oder bei „The Changing Of The Seasons“, ihrer Hommage an die westnorwegische Heimat. Da werden die Kompositionen konventioneller, ein wenig macht sich gepflegte Langeweile breit, aber man sollte sich nicht täuschen: Brun ist keine ätherische Folkelfe, sondern eine eigenwillige Künstlerin, die Haken in ihre Songs einzubauen versteht, auch wenn die Melodien manchmal ein wenig lieblich daherkommen.

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Außerdem hat es auch seinen Vorteil, wenn sie selbst Gitarre spielt: Sie läuft dann nicht Gefahr, etwas zu machen, was man wohlwollend als „Ausdruckstanz“ bezeichnen könnte. Wobei das ein wenig unfaire Lästerei ist: Vergangenen Februar hat Brun an der Oper Göteborg mit dem Choreografen Kenneth Kvarnström das Stück „12 Songs“ entwickelt, sie weiß schon, worauf sie sich mit ihrer Performance bezieht.

Bei „To Let Myself Go“ darf Shadi G dann noch einmal mit auf die Bühne und Backgroundgesang beisteuern. Und dann heben beide Frauen kämpferisch die Fäuste, „Woman, Life, Freedom!“ zitieren sie den Schlachtruf der protestierenden Frauen im Iran. Schön.