Hamburg. Nach einem Jahr Pause findet Deutschlands größter Kleinkunstwettbewerb ohne Hauptsponsor statt. Nur der Bahnstreik könnte ihn stoppen.

Eigentlich fürchten sie beim Veranstalter nur einen: Claus Weselsky. Deutschlands oberster Lokführer ist zwar kein Comedian, dank sächsischen Zungenschlags und sturer Haltung aber auch Zielscheibe von Kabarettisten. Wenn es jedoch ganz schlecht läuft oder gar nichts rollt, treffen manche der 20 Nominierten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum an diesem Freitag nicht rechtzeitig zum Hamburger Comedy Pokal ein.

„Unsere drei Starter aus Österreich können ja fliegen“, sagt Peter Rautenberg, der den diesmal fünftägigen Contest (26. bis 30. Januar) mit Petra Niemeyer (Lola Bergedorf) als Vorstand des gemeinnützigen Vereins Hamburger Comedy Pokal e.V. organisiert. Fahrgemeinschaften bilden oder den Flixbus nutzen sollten die Künstler aus Berlin, Köln und dem Südwesten. Und falls sie doch per Zug kommen, könnten sie dem ausgeleierten Thema Bahnfahren wohl nochmals neue Pointen abgewinnen. Wie der Mainzer Kabarettist Frank Fischer, der damit bei seiner zweiten Comedy-Pokal-Teilnahme 2015 die 13. Auflage gewann. Ein großer Frottee-Pokal und 3000 Euro Prämie waren der Siegerlohn.

Wettbewerb: Warum der Hamburger Comedy Pokal wieder eine Zukunft hat

Dass das Preisgeld beim 21. Hamburger Comedy Pokal im Finale mit insgesamt 6000 Euro für die ersten drei plus 500 Euro für den Publikumspreis konstant hoch geblieben ist – keineswegs selbstverständlich. Im Vorjahr war Deutschlands größter und härtester Kleinkunstwettbewerb erstmals seit 2003 ausgefallen. Nach der bisher letzten Auflage, die wegen Corona (Omikron) vom Januar in den Juli 2022 verlegt worden war, wäre die Vorbereitungszeit bis zum etatmäßigen Termin Ende Januar 2023 zu kurz geworden.

Saga als Sponsor ein letztes Mal mit dabei

Noch gravierender: Die Saga Unternehmensgruppe, seit 2004 der Hauptsponsor, hatte vor eineinhalb Jahren ihren Rückzug angekündigt. Das städtische Wohnungsunternehmen ist zwar ein letztes Mal dabei, mit deutlich weniger als zuletzt 25.000 Euro aber nur einer von mehreren Unterstützern. Weil die Vorverkaufszahlen für die heutige Hauptrunde in zehn Stadtteilkulturzentren, von Brakula bis Zinnschmelze, mit jeweils zwei je 45 Minuten lang gegeneinander spielenden Künstlern bereits besser sind als im warmen Sommer 2022, sieht Rautenberg für den 22. Hamburger Comedy Pokal Ende Januar 2025 wieder Land in Sicht.

Mehr zum Thema

„Das Teilnehmerfeld ist schon diesmal wieder sehr vielfältig, von Stand-up über Kabarett, Musik und Quatsch haben wir alles dabei“, sagt der Co-Organisator. Und das obwohl mit Niko Nagel der vierte Nominierte aus Wien kurzfristig erkrankt absagte. Ihn ersetzt heute Abend beim K.-o.-Duell gegen Tobias Born (Köln) im Kulturhaus Süderelbe Stand-up-Comedian Marvin Spencer. Mit ihm stellt Hamburg sechs von 20 Startern. Sollten jedoch die ersten drei des Finales am Montag im Tivoli nicht aus Hamburg kommen und tags darauf bei der erstmals angesetzten „Nacht der Sieger*innen“ im Lustspielhaus spielen, hätten sie den Lokführerstreik auf komische Art ausgestanden – und noch ihre (Reise-)Kasse aufgebessert...

21. Hamburger Comedy-Pokal 26.–30.1., Hauptrunden Fr 26.1. jew. 20.00 in zehn Stadtteilkulturzentren, Hallbfinals Sa 27.1., jew. 20.00 Alma Hoppes Lustspielhaus, Brakula, Goldbekhaus, Kulturhaus Eidelstedt u. Lola; „2. Chance“ So 28.1., 19.00 und Finale Mo 29.1., 19.30 (ausverkauft), Schmidts Tivoli, „Nacht der Sieger*innen“ Di 30.1., 20.00, Lustspielhaus; Karten zu 15,- bis 41,50: hamburgercomedypokal.de