Hamburg. Die Uraufführung von „Es ist nur eine Phase, Hase“ mit den Film-Stars Götz Otto und Katja Studt begeistert in der Komödie Winterhude.

Stücke über Frauen in den besten und allerbesten Jahren hat es schon einige gegeben in der Komödie Winterhuder Fährhaus, zuletzt im Sommer mit „Himmlische Zeiten – Altwerden ist nichts für Feigilnge“ . Was aber ist mit den Herren der Schöpfung? Das hatte sich auch die Regisseurin Ute Willing gefragt

„Es ist nur eine Phase, Hase“, lautet eine literarische Antwort von Jochen Gutsch und Maxim Leo. Ein Bestseller. Weil sich eine Buchvorlage nicht mal eben auf die Bühne übertragen lässt, haben Willing und die Komödie Winterhude den österreichischen Komödien-Spezi Stefan Vögel („Die Niere“, „Schuhe, Taschen, Männer“) zu Rate gezogen.

Am Freitagabend feierte sein Stück frei nach dem „Trostbuch für Alterspubertierende“ in Anwesenheit aller drei beteiligten Autoren mit einem prominent besetzten Ensemble im Fährhaus Uraufführung. Ein lohnendes Invest, wie nicht nur der minutenlange Beifall des Publikums zeigte, darunter übrigens die gestandenen Unternehmer Michael Otto und Jürgen Hunke mit Ehefrauen.

„Altersteilzeit“, für Götz Otto auf der Komödien-Bühne ein Schimpfwort

„Altersteilzeit“ ist, mehr oder weniger, auch in ihren Firmen ein Thema. Für Michael alias „Mischa“, leitender Angestellter in einem von ihm aufgebauten Verlag, ist dieser Begriff plötzlich ein Schimpfwort. Einen Tag vorm 50. Geburtstag erhält er den „goldenen Handschlag“. Sein Chef hatte gedacht, er werde 55....

Während Ehefrau Christiane, die mit Ende 40 als Vertragslehrerin an einem Gymnasium beruflich just wieder Fuß gefasst hat, zu ihrem Mann („Du siehst auch schon mal aus wie 60“!“) meint, er solle sich über das Mehr an Zeit freuen, wirkt er zunächst orientierungslos und deprimiert. Die von ihr akribisch geplante Überraschungsparty scheint kaum noch Sinn zu machen.

„Papa, du siehst aus wie ein Lauch“, sagt Sohn Lukas

Die Film- und Fernsehstars Götz Otto („James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie“, „Tatort: Das Verhör“)) und Katja Studt („Der goldene Handschuh“, „Ausgerechnet Sylt“ ) geben ein überaus glaubwürdiges Paar ab, agieren trotz der zwei Köpfe Größenunterschied meist auf Augenhöhe. Und wenn Otto als Sportmuffel „Mischa“ kurz nach seinem beruflichem K.o. mit seinen halblangen grauen Haaren nun unter gelbem Fahrradhelm in Rennradfahrer-Montur wie verwandelt auftritt, ist das eine komische Nummer für sich. Doch auch die Dialoge zünden.

Während seine Frau zürnt, er nehme den Helm ja nur noch ab, wenn er ins Bett komme, verteidigt er seine neue Rad-Passion: „Ich repariere nicht, ich tune!“ Sohn Lukas (neo-dynamisch: Louis Held) redet Klartext: „Papa, du siehst aus wie ein Lauch“, sagt er zum Vater und erklärt als Medizinstudent allen das Phänomen der Alterspubertät: Bei Frauen sinke in der Menopause der Östrogenspiegel, bei Männern sei es die Andropause mit verändertem Testosteron-Level.

Komödie Winterhude: In Ute Willings Inszenierung macht Midlife-Crisis Spaß

Davor nicht gefeit ist auch Mischas bester Freund Klaus, 53 und von Beruf Steuerberater. Er hält sich für einen tollen Hecht, klatscht nicht nur seiner viermal schönheitsoperierten Frau Heike (52) auf den Po. Doch als seine Gattin ihn nach 30 Jahren für einen deutlich jüngeren Griechen verlässt, fällt Klaus aus allen Wolken und bei Mischas Familie ein. Aus „Viagra-Klaus“ wird „Kuschel-Klaus“. Thorsten Nindel und Anna Grisebach spielen diese Eheleute als herrlich überzeichnetes Paar.

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Heike hatte Mischa übrigens zum Geburtstag das Buch „Es ist nur eine Phase, Hase“ geschenkt – nur einer der Gags in Ute Wlllings komischer und treffender Inzsienierung über den Bedeutungsverlust im Alter. So macht Midlife-Crisis Spaß, so sieht zeitgemäßes Boulevardtheater aus

„Es ist nur eine Phase, Hase“ bis 25.2., Di–Sa jew. 19.30., So 18.00, Komödie Winterhuder Fährhaus, Hudtwalckersraße 13, Karten ab 28,75 (zzgl. Gebühren) in der Hamburger-Abendblatt-Geschäftsstelle, Gr. Burstah 18–32, T. 040/30 30 98 98; www.komoedie-hamburg.de