Hamburg. „Drei ???“-Sprecher Jens Wawrczeck hat eine biografische Reise durchs Hitchcock-Universum verfasst. Es ist das Buchdebüt des Hamburgers.

Sein wahrer Name ist längst nicht jedem ein Begriff und für manche noch immer ein Zungenbrecher: Die Stimme von Jens Wawrczeck jedoch kennen Millionen. Bereits als Elfjähriger kam er zum Rundfunk, sprach beim NDR regelmäßig Hörspiele mit ein. Seit er Ende der 1970er-Jahre als Teenager die Rolle des Peter Shaw in der Reihe „Die drei ???“ übernahm, spürt der Hamburger Sprecher und Schauspieler als einer der drei ewig jungen Detektive Verbrechern nach.

Spannend. Und obwohl Wawrczecks Erfolg und der von Oliver Rohrbeck (als Justus Jonas) und Andreas Fröhlich (Bob Andrews) seit nun bald 45 Jahren anhält – die drei verkauften mehr als 50 Millionen Tonträger, füllten zum 25. Jubiläum der Reihe mit der Livefolge „Der Superpagagei“ sogar die damalige Color Line Arena und später die Berliner Waldbühne mit rund 15.000 Menschen –, hat Wawrczeck immer auch eigene Projekte verfolgt. Im Corona-Frühjahr 2020 etwa brachte er sein erstes Gesangsalbum heraus: Weil ihn Filme und deren Lieder von jeher fasziniert hatten, interpretierte er auf „Celluloid“ seine Lieblingstitel mit faszinierend vielseitigem Timbre.

„Die drei ???“: Was Peter Shaw an Filmregisseur Alfred Hitchcock fasziniert

Schon seit 2015 präsentiert Jens Wawrczeck mit „Hitch und ich“ regelmäßig ein Programm in den Hamburger Kammerspielen, in der Berliner Bar jeder Vernunft sowie auf deutschlandweiten Tourneen. Auf der Bühne und auf seinem eigenen Hörbuch-Label Audoba lässt er die Buchvorlagen zu Alfred Hitchcocks mehr als 50 Filmen oft erstaunlich lebendig werden, einige hat er erstmals übersetzen lassen. Gar nicht so verwunderlich also, dass Wawrczeck dem Meister des Suspense nun sein erstes Buch gewidmet hat: „How to Hitchcock“ (dtv) beschreib laut Untertitel „Meine Reise durch das Hitchcock-Universum“.

Jens Wawrczecks Buch „How to Hitchcock“ ist im Verlag dtv erschienen. Preis: 13 Euro, 256 Seiten
Jens Wawrczecks Buch „How to Hitchcock“ ist im Verlag dtv erschienen. Preis: 13 Euro, 256 Seiten © dtv | Dtv

Es ist eine Hommage an Sir Alfred und eine Autobiografie mit Lokalkolorit. Schließlich begleitet Alfred Hitchcock (1899–1980) den inzwischen 60 Jahre alten Künstler seit der Kindheit – nicht nur, aber auch aufgrund der Verbindung zu „Die drei ???“. Dessen Name stand bei den ersten Folgen noch wie ein Gütesiegel vor den Titeln, und Hitchcock half den drei Jungdetektiven in den Storys beim Lösen ihrer Fälle, erinnert sich Wawrczeck im Buch an die ersten Aufnahmen mit Produzentin Heikedine Körting im Studio an der Agnesstraße in Winterhude.

„How to Hitchcock“: Sogar Norman Bates aus „Psycho“ lernt die Leserschaft neu kennen

Lustig, oft selbstironisch sind Wawrczecks Anekdoten. Etwa seine Erinnerungen an den ersten Hitchcock-Film „Bei Anruf Mord“ als Zwölfjähriger auf Mutters Sofa, an die von ihm organisierte Filmvorführungen im damaligen Bismarck-Gymnasium in Eimsbüttel oder an Entdeckungstouren in New York während seiner Ausbildung an der Schauspielschule. Das Gute: Der Autor, „ein bekennender Angsthase“, verliert sich dabei nie in unangenehmer Selbstdarstellung, sondern bleibt am Thema dran.

Mit Oliver Rohrbeck (l.) und Andreas Fröhlich (r.) bildet Jens Wawrczeck seit fast 45 Jahren das Sprechertrio der Reihe „Die drei ???“.
Mit Oliver Rohrbeck (l.) und Andreas Fröhlich (r.) bildet Jens Wawrczeck seit fast 45 Jahren das Sprechertrio der Reihe „Die drei ???“. © Sony Music/Europa | Sony Music/Europa

„In den Charakteren seiner Filme erkennen wir uns wieder. Das sind wir!“, schreibt Wawrczeck. Sogar Norman Bates, das mordende Muttersöhnchen aus Hitckcocks wegweisendem Klassiker „Psycho“ (1960), lernt die Leserschaft neu kennnen. Wertschätzend, ja begeistert erzählt der Autor von einem der bisher einflussreichsten Filmregisseure. Analysiert aber auch dessen Filme, Schauplätze, Techniken, Darsteller und die bekannten Motive: starke Frauen, herrschsüchtige Mütter, kriselnde Ehen und tiefgründige Schurken sowie ein klassisches Hitchcock-Thema, den unschuldig Verfolgten. Für ihn ist Hitchcocks Wirken wichtiger als dessen Person.

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Dazu reiht sich am Ende des Buchs das Hitchcock-Dutzend, mithin ein Kalender, wie man mit welchen Hitchcock-Filmen durch die zwölf Monate eines Jahres kommt, sowie eine Filmografie der 1920er- bis 1970er-Jahre mit einer jeweiligen Kurzcharakterisierung des Werks mit Querverweisen. Wawrczecks subjektive Wertungen reichen von einem Sternchen („Muss nicht sein“) bis zu vier Sternchen („Lassen Sie alles stehen und liegen“). „Er war nicht nur Regisseur, er war ein Imperium“, hat Jens Wawrczeck mal über die Filmlegende gesagt. „How to Hitchcock“ ist ein höchst unterhaltsames informatives Buch eines Hitchcock-Kenners, mithin selbst ein (kleines) Meisterwerk. Und als ein von Wawrczeck gelesenes Hörbuch von siebeneinhalb Stunden Länge erst recht ein umfassendes Vergnügen.

Jens Wawrczeck: „How to Hitchcock“ Di 23.1., 19 Uhr: Lesung und Gespräch sowie Filmvorführung von „Saboteur“ im Metropolis Kino, Kleine Threaterstr. 10,, Karten: 9,- (erm. 6,-); Fr 8.3., 19.30, Lesung und Gespräch, Stories! Die Buchhandlung, Straßenbahnring 17; www.audoba.de