Hamburg. Zeruya Shalev ist eine Schriftstellerin von Weltrang. In Hamburg tritt die Israelin nun im Gymnasium Blankenese auf.

Seit „Liebesleben“ (auf Deutsch erschienen 2000) ist sie eine internationale Bestsellerautorin.Zeruya Shalev ist außerdem eine wichtige israelische Stimme in der Weltliteratur, vor allem aber ist sie eine Erkunderin weiblicher Liebeswelten und der Ehe zwischen Mann und Frau. Am 27. Januar tritt die in mehr als 20 Sprachen übersetzte Schriftstellerin in Blankenese auf – ein echter Coup für die an der Elbchaussee beheimatete Buchhandlung Wassermann, die die Lesung organisiert. Auch weil Shalev als Israelin über die Literatur hinaus eine interessante und wichtige Gesprächspartnerin ist.

In der Aula des Gymnasiums Blankenese wird Shalev eine Repräsentantin ihres Landes sein, das sich derzeit nach den Angriffen der Terrororganisation im Krieg mit der Hamas befindet. Shalev ist überdies eine von vielen Kritikerinnen und Kritikern des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu. Im Hintergrund wird die schwierige Gegenwart für Israelis und Juden vermutlich auch eine Rolle auf der Veranstaltung in Blankenese spielen.

Autorin Zeruya Shalev in Blankenese: Ihr Roman „Nicht ich“ erscheint erstmals auf Deutsch

Hauptsächlich soll es in der von der Journalistin Shelly Kupferberg moderierten Veranstaltung aber um Zeruya Shalevs Debütroman gehen. „Nicht ich“ erzählt von einer Frau, die Mann und Kind für ihren Geliebten verlässt und damit nicht klarkommt; das Buch erscheint 30 Jahre nach dem hebräischen Original erstmals auf Deutsch. Wie in Shalevs berühmter Liebestrilogie (neben „Liebesleben“ gehören zu dieser noch „Mann und Frau“ sowie „Späte Familie“) geht es um dramatisches Lieben. Eine Frau berichtet Ungeheuerliches; verworren, chaotisch, der realen Welt enthoben, sie hat ein Trauma des Verlassens erlitten.

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Shalev erinnert sich im Vorwort daran, wie böse ihr erstes Prosawerk – sie hatte bis dahin Lyrik veröffentlicht – aufgenommen wurde. „Die Ambivalenz der Heldin weckte vor allem Ablehnung und Verriss“, schreibt die heute 64-Jährige. Anlässlich der erstmaligen deutschspachigen Veröffentlichtlichung beschäftigte sich die Schriftstellerin nun nach vielen Jahren noch einmal mit „Nicht ich“.

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Eine spezielle Erfahrung, der frühen Version ihrer Person als Schriftstellerin und vor allem ihrer jungen, zerrissenen Heldin wieder zu begegnen, über die Shalev in Hamburg sicher berichten wird. „Sie war nicht ich, aber sie schrie, wie gesagt, aus mir heraus, in einem wilden und gnadenlosen Monolog, einer Art Seelenstrip oder Stand-up-Tragödie, mal klagend, mal anklagend, mal Liebe erflehend, mal ihre Geliebten verhöhnend – voller Ungereimtheiten; sie griff das Publikum an, und sie attackierte sich selbst“, heißt es im Vorwort.

Die Schauspielerin und Regisseurin Maria Schrader, die „Liebesleben“ 2007 verfilmte, wird in Hamburg aus der deutschen Übersetzung Anne Birkenhauer-Molad lesen.

Zeruya Shalev stellt „Nicht ich“ am 27.1. im Gymnasium Blankenese vor. Tickets kosten 20 Euro und sind in der Buchhandlung Wassermann erhältlich.