Hamburg. Tochter am Klavier, Sohn an der Geige: Im Großen Saal gab sich Familie Maisky dem Zauber des gemeinsamen Musizierens hin.
Musik mit den eigenen Kindern nicht nur daheim, sondern gleich in den größten Konzertsälen zu machen, ist auch für den Cellisten Mischa Maisky nach mittlerweile 60 Jahren Weltkarriere das größte aller Gefühle. Da ergeht es ihm wohl nicht anders als Johann Sebastian Bach, der locker dreimal so viele Kinder in die Welt gesetzt hat wie er selbst und ähnlich stolz auf deren Talente gewesen sein mochte.
Am Sonnabend war Maisky mit seiner Tochter, der Pianistin Lily Maisky, und seinem Geige spielenden Sohn Sascha für ein Portraitkonzert der Hamburgischen Vereinigung von Freunden der Kammermusik in der Elbphilharmonie zu Gast. Im Gespräch mit dem NDR-Redakteur und Vereinsvorsitzenden Ludwig Hartmann sagte er: „Meine Kinder lernen immer weiter wie ich selber auch. Wichtig ist, dass man die Musik liebt. Und ich liebe die Musik.“
Elbphilharmonie: Tochter bremst den zu dramatischeren Steigerungen neigenden Vater
Wie stark diese Liebe ist und kaum vergehen wird, konnte man gleich in Maiskys Interpretation von Bachs Suite Nr. 2 für Cello solo BWV 1008 spüren, die er schon wer weiß wie oft gespielt hat. Es sind diese vielen kleinen Verzögerungen, dieser einzelnen Tönen verliehene Nachdruck und Maiskys raffiniertes Spiel mit dynamischen Kontrasten, die schon das Prélude in eine Klangrede voller Emotionen verwandelten.
In Robert Schumanns Fantasiestücken op. 73 für Cello und Klavier dominierte der Vater im Zusammenspiel mit Tochter Lily das Geschehen. Und doch gelang es der 36-Jährigen, den oft zu dramatischeren Steigerungen neigenden Vater zu bremsen und mit ihrer Zurückhaltung den vom Komponisten gewünschten „zarten“ Ausdruck des Beginns mit einem gewissen Zauber zu retten.
Elbphilharmonie: Mischa Maisky – „Es ist normal, dass ich mehr Einfluss habe“
„Es ist ganz normal, dass ich mehr Erfahrung und etwas mehr Einfluss habe“, räumte Maisky im Interview mit Hartmann ein. Das bekam dann auch Sascha Maisky zu spüren, der in Brahms’ Klaviertrio c-Moll op. 101 hinzustieß. Das Allegro energico hätte wahrlich ein paar härtere Kontraste vertragen können, um diesem für Brahms so typischen druckvollen Aufbauen und Loslassen, diesem allmählichen Ausbrechen und Innehalten besser gerecht zu werden. Aber technisch und klanglich war das Werk ein ebenso großer Genuss wie das opulente Klavierquintett f-Moll von César Franck, bei dem sich Mischa Maiskys langjährige Freunde Julian Rachlin (Violine) und Sarah McElvary (Viola) dem Familientrio hinzugesellten.
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Die große, in diesem Werk sich entfaltende Leidenschaft war auch Rachlin zu verdanken, der als erfahrener Dirigent gleich das Ruder übernahm und sich sogar leicht vom Stuhl erhob, um die anderen mitzureißen. Und dabei entstand genau das, was Maisky an diesem Abend so schön in Worte gefasst hatte: „Man darf nicht nur die Ohren des Publikums erreichen, sondern die Herzen.“