Hamburg. Mitarbeitern des Clubs auf St. Pauli droht die Kündigung. Molotow-Chef schließt einen weiteren Umzug als Zwischenlösung aus.
Es gibt eine neue dramatische Entwicklung beim Molotow: Weil der Club am Nobistor einem Hotelneubau weichen soll, sieht sich Betreiber Andi Schmidt nun gezwungen, seinen insgesamt 47 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum 30. Juni zu kündigen. Eine „Massenentlassung“, wie er der „Hamburger Morgenpost“ sagte, die noch einmal zeigt, wie ernst die Lage inzwischen ist. Trotz viel verbaler Unterstützung aus der Politik und großer Proteste aus der Clubszene, die auch schon für das Molotow auf die Straße ging.
Molotow-Club in Hamburg: Betreiber kündigt Massenentlassung an
Zwar gibt es einen Antrag der CDU Hamburg an die Bürgerschaft, das Molotow bis zum Ende des Reeperbahn-Festivals am Laufen zu halten, doch Schmidt kann derzeit nicht abschätzen, ob es tatsächlich dazu kommt und ist zudem an eine sechsmonatige Kündigungsfrist gebunden. „Wenn ich das jetzt nicht mache, kann ich in Teufels Küche kommen“, sagte er dem Abendblatt.
Da es derzeit Gespräche mit der Stadt über einen neuen Standort für das Molotow gebe, habe er zwar noch Hoffnung, müsse aber dennoch jetzt handeln. Dass der Betrieb mit den geplanten Konzerten bis zum 30. Juni weiterlaufe, könne er garantieren, erklärte Schmidt im Abendblatt-Gespräch, doch was danach komme, sei derzeit völlig unklar, auch, ob die im Molotow geplanten Konzerte beim Reeperbahn Festival stattfinden oder verlegt werden müssen.
Molotow: Den Umzug an einen weiteren Übergangsstandort schließt Schmidt aus
Keine Option ist für Schmidt ein weiterer Umzug seines Clubs an einen Übergangsstandort: „Wenn ich noch mal umziehe, dann ist das bitte endgültig.“ So ein Umzug sei eine unvorstellbare Belastung und zudem mit einem großen Risiko verbunden. „Ein Standortwechsel ist für einen Club immer gefährlich, und in den seltensten Fällen geht das gut. Wir hatten Glück, dass unser Standort am Nobistor nach dem Ende des Molotow am Spielbudenplatz so gut angenommen wurde, das ist aber nicht der Normalfall, weil viele Menschen Veränderungen erst einmal als negativ wahrnehmen und dann einfach nicht mehr kommen.“ Dieses Risiko sei er nicht bereit, noch einmal einzugehen. Irgendwo erst einmal für zwei Jahre hingehen und dann erneut umziehen: „Das mache ich nicht.“
Mit der Kulturbehörde andiskutiert sei eine andere Lösung: eine Unterbrechung des Betriebs für einige Monate, um dann an einem festen neuen Standort wieder zu starten. „Bedingung ist aber, dass wir im direkten Reeperbahn-Umfeld bleiben.“ Schon einen Block weiter sei mit Anwohnerbeschwerden wegen Lärmbelästigung zu rechnen, außerdem müsse die Reeperbahn ein Ort für Livemusik bleiben („Abgesehen von Docks, Mojo Club und uns gibt es ja sowieso schon nichts mehr ...“). Sollten jetzt noch mehr Clubs verschwinden, „dann haben wir nur noch eine Amüsiermeile, wie man sie auch in Hannover oder Kiel findet“. Für eine Metropole, die sich gerne Musikstadt nennt, eine Katastrophe.
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Ein wenig Hoffnung schöpft Andi Schmidt aus der Tatsache, dass überhaupt Gespräche mit der Kulturbehörde stattfinden: „Vor zehn Jahren hätte es die noch nicht gegeben, insofern sehe ich die Entwicklung an diesem Punkt positiv.“ Die 47 Kündigungen wird er trotzdem aussprechen müssen.