Hamburg. Hamburger Musikerin Brockhoff lud zum solidarischen Mini-Festival mit zahlreichen Indie-Künstler/-innen im abrissbedrohten Kiezclub.

Es ist eine große Verbundenheit und Wärme zu spüren an diesem Konzertabend. Und ein künstlerischer Spirit, für den es besondere Orte braucht in dieser Stadt. Und spezielle Menschen. Die junge Hamburger Indierock-Musikerin Brockhoff hat zu einem kleinen, tollen Festival ins Molotow geladen, um die Veröffentlichung ihrer zweiten EP „I‘ve Stopped Getting Chills For A While Now“ nachzufeiern. Und vor allem, um die Clubkultur und das von der Schließung bedrohte Molotow hochleben zu lassen. Die Schlange im Schnee am Nobistor ist lang, das Konzert ausverkauft.

„Danke, dass so viele Menschen hier Livemusik und Kultur wertschätzen und zuhören“, erklärt Brockhoff mit Blick in den Saal des Molotow. Auf die Vinylplatten unter der Decke und die bereits angeschwitzt strahlenden Gesichter in der Menge. Sie sei „traurig und frustriert“, dass es das Molotow ab dem Sommer so nicht mehr geben soll. „Ich habe so viele wichtige Erfahrungen und Inspirationen in diesem Raum gesammelt.“

Brockhoff: Sehr viele Gitarren sind neben der Bühne aufgereiht

Der Auftritt mit ihrer Band ist das fulminante Finale eines Abends, an dem Brockhoff mit viel Engagement die junge Indie-Szene der Stadt versammelt hat. Und mit großer Selbstverständlichkeit präsentiert sie dabei primär weiblich gelesene Musikschaffende. Sehr viele Gitarren sind neben der Bühne aufgereiht, der Boden an der Rampe ist bestückt mit Effektgeräten. Ein kollektives Happening mit Herz und Rock ‘n‘ Roll. Und ein sicherer emotionaler Hafen, um sich mit der eigenen Musik zu öffnen.

Die Indiepop-Musikerin Philine Sonny etwa verarbeitet in ihrem Song „Weak Spot“ ihre Therapieerfahrungen. Hall auf der Gitarre, die Stimme driftend. Die Hamburger Willow Parlo wiederum ziehen das Publikum in träumerisch-rockende Sphären. Und es drängt sich das Gefühl auf, dass diese Band doch bitte bald so berühmt sein möge wie etwa die US-Kollegen von The War On Drugs. Allein wie der Song „All I Want“ ganz sachte beginnt und sich dann Schicht um Schicht aufbaut bis hin zur sanften Überwältigung – grandios.

Molotow-Betreiber Andi Schmidt steht derweil hinten an der Bar und blickt über das schöne Treiben. Über ein Lebenswerk, das sich über die Jahrzehnte stets erneuert. Generation um Generation ein Sprungbrett. Die Indierock-Sängerin und Songschreiberin Blush Always verweist dann auch direkt auf ihr Solo-Konzert im Molotow am 26. Januar. Die Show muss weitergehen.

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Brockhoff: Die zahlreichen Kollaborationen an diesem Abend berühren

Und Indie-Artist Maxi von der Band Shitney Beers, die ein famos schrammelrockendes Set hinlegt, bedankt sich dann noch einmal ausführlich bei Brockhoff für diesen außergewöhnlichen Abend. Sie kumuliere einfach unfassbar viele schöne Menschen um sich. Und tatsächlich sind neben den einzelnen Auftritten vor allem die zahlreichen Kooperationen an diesem Abend besonders berührend. Etwa, wenn „Brocki“ mit Maxi und Noemi von Willow Parlo aufs Schönste die Dixie-Chicks-Nummer „Wide Open Spaces“ covert – Country-Cowgirl-Hüte inklusive.

Zum Abschluss entfesselt Brockhoff dann mit Band ihren wunderbar komplexen wie eingängigen Indierock-Sound. Mit Songs wie „Why“ und „Sharks“. Mit weiteren Gästen wie Otto von der Hamburger Band Get Jealous. Und mit einem schwelgenden Publikum, das Nummern wie „Whenever You Want“ im Refrain beherzt als Chor untermalt. Wie Brockhoff da singt und ihre Gitarre spielt, wie sie offensichtlich Spaß hat und sich reinhängt, da kommt einem der Titel des US-amerikanischen Musikmagazins „She Shreds“ in den Sinn. Frei übersetzt: Sie schreddert. Auf dass das gute wilde Leben weitergeht.