Hamburg. Gitarren-Orkan im Jubel-Hurricane: Die Wendland-Rocker von Madsen und 6000 Fans kannten in Hamburg einfach kein Ende. Schön.
Wenn die Wendland-Rocker Madsen „Ein bisschen Lärm“ machen, dann geht der Blick unweigerlich nach oben. Das ist keine Anspielung auf das legendäre letzte Konzert im Molotow vor zehn Jahren, nachdem die Esso-Hochhäuser einsturzgefährdet geräumt werden mussten. Sondern die Erinnerungen an den Auftritt im Juni beim Hurricane Festival in Scheeßel sind noch präsent: Beim ersten Ton von „Ein bisschen Lärm“ öffnete der Himmel die Schleusen und duschte die durchgeweichte Meute vor der Bühne eine Stunde lang exakt bis zum letzten Ton von Madsen.
Am Donnerstag beim Hamburg-Abschnitt der Tour regnet es ebenfalls, den ganzen Tag lang. Orkan statt Hurricane. Aber das Dach der Sporthalle hält. Feucht wird es trotzdem schnell, schon nach wenigen Minuten und den Songs „Mein Herz bleibt hier“, „Sirenen“ und „Macht euch laut“ dampft es aus 6000 hüpfenden Fans wie aus Gullideckeln in New York. So ein klassisches Hollywood-Klischee.
Madsen in Hamburg: Sporthalle nicht ganz ausverkauft
„Hollywood“ ist übrigens das erste Madsen-Album, was im August nach sieben seit 2006 veröffentlichten Vorgängern auf dem eigenen Label Goodbye Logik veröffentlicht wurde. Und es ist das erste Album, das es an die Spitze der Charts schaffte – und nach Jan Delays „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“ das zweite mit der Sternbrücke auf dem Cover. Es läuft also hervorragend für die Madsen-Brüder Sebastian (Gesang), Johannes (Gitarre) und Sascha (Schlagzeug), für Bassist Niko Maurer und die bewährte Tourbegleitung mit Lisa Who am Keyboard und Mücke Krüssel an der Gitarre. Die Sporthalle ist allerdings im Gegensatz zur Jubiläumssause 2019, als 15 Jahre Madsen gefeiert wurde, nicht ganz ausverkauft. Auch mussten auf der Tour einige Gigs ausfallen, weil Johannes eine heftige Portion Corona abbekam.
Egal. Madsen ist vielleicht nicht die beste deutsche Liveband, aber immer, wenn die Jungs (und Lisa) hier auf der Bühne stehen und zwischendurch quer durch die Pop- und Rockgeschichte zitieren (von „Sleep Now In The Fire“ von Rage Against The Machine bis „Angels“ von Robbie Williams) fällt einem irgendwie keine bessere ein. Außer als vor Madsens Weihnachtslied „Es geht wieder los“ auch noch „Last Christmas“ verbogen wird. Dafür gibt es zu Recht (von der Band geforderte) Buhrufe.
Madsen spielen ihre zuverlässigen Abräumer
Beim bretternden „Nachtbaden“ tauschen Sebastian und Sascha die Plätze, um die Halle neu durchzumischen. Konfetti flattert, Luftschlangen bleiben in den Deckentraversen hängen. Aus drei Gitarren dröhnt der Föhn, es wird nicht lange gefackelt, außer beim kurzen Akustik-Intermezzo von Crewmitglied und Sänger Tilman „Lampe“ Claas mit „Immer muss ich alles alleine machen“. So geht’s. Auch „Die Perfektion“, „Love Is A Killer“ (mit Gastsängerin Ina Bredehorn alias Deine Cousine) und „Du schreibst Geschichte“ bleiben zuverlässige Abräumer, da hört man wohlwollend über die gescheiterte Radioballaden-Scheußlichkeit „So cool bist du nicht“ hinweg. Wobei die Fans auch diese Nummer mitsingen und mit Handys ausleuchten. „Weihnachten wurde vier Tage vorgelegt. Danke, dass ihr es durch den Sturm geschafft habt“, bedankt sich Sebastian.
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„Vielleicht ist das der Anfang. Vielleicht ist das das Ende“, singt er nach den ersten Zugaben „Na gut, dann nicht“ und „Mit dem Moped nach Madrid“. Aber einer muss noch gehen, ohne den geht hier auch kurz vor Mitternacht niemand nach Hause, wie man schon an den Fan-Chören in der Pause hören kann: „Lass die Musik an“ holt nach zwei Stunden noch mal die letzten Tropfen aus jeder Pore, aus jedem Freudentränensack. Dann geht es raus. Tiefe Pfützen. Man könnte direkt Nachtbaden. Aber von der Synchronschwimmgruppe ist mal wieder keiner aufgetaucht. Na gut, dann nicht.