Hamburg. Johann Sebastian Bachs epochales Werk in der Vorweihnachtszeit live zu hören ist ein glückbringendes Ritual. Wo es noch Karten gibt.
Es gibt Dinge, die bitte immer gleich sein sollen. Wenn nicht, werden wir störrisch wie ein Kind, das der oder dem Vorlesenden ganz genau erklärt, in welcher Tonlage der böse Wolf anzustimmen sei. Rituale geben Sicherheit, stiften Geborgenheit und manchmal auch Glück.
Das Weihnachtsoratorium ist so ein glückbringendes Ritual. Nun gibt es durchaus mehr als eins davon. Aber wenn wir von „dem Weihnachtsoratorium“ sprechen (in Fachkreisen schnöde abgekürzt zu WO), dann ist natürlich das von Johann Sebastian Bach gemeint. Das, das mit dem Chor „Jauchzet, frohlocket“ beginnt, mit stolzen Paukentönen und virtuosen Girlanden der Flöten und Geigen. Es erklingt auch dieses Jahr wieder in Dutzenden Aufführungen, die meisten am Wochenende des 3. Advent.
Ob man das Ritual im prächtig blattgolden schimmernden Michel oder in intimerem Rahmen begeht, ist Geschmackssache, aber auch eine Frage der Kartenlage. Michel-Kantor Jörg Endebrock hat gleich fünf Konzerte anberaumt. Allerdings sind drei von ihnen schon ausverkauft. Womit wir bei einer Merkwürdigkeit des WO wären: Das Werk besteht aus sechs Teilen, die es zusammen auf stolze drei Stunden Aufführungsdauer bringen, einer schöner als der andere. Nur erfreuen sich die ersten drei Teile an den Abendkassen deutlich größerer Beliebtheit. Die ausverkauften Konzerte im Michel sind also die mit den Teilen I bis III. Dagegen gibt es für die beiden Termine mit den Teilen IV bis VI noch Karten (16. und 17.12., jeweils 18 Uhr, Karten zu 35,70 bis 56,70 unter T. 450 11 86 76).
Warum dieser Unterschied? Nun, Teil IV fängt nicht mit „Jauchzet, frohlocket“ an, zugegeben. Außerdem braucht man dafür Hörner, die die hohe Lage hinkriegen, und die kosten ordentlich Gage. Und das lohnt sich wieder nicht so sehr, wenn man das Ganze betriebswirtschaftlich durchkalkuliert, denn die Hörner werden tatsächlich nur in Teil IV gebraucht. Woran man sieht, dass Bach, der selbst durchaus in finanziellen Kategorien dachte, sich offenbar einer anderen Marktlage gegenübersah als heutige Kantoren.
Die traditionellen Teile I bis III sind aber natürlich auch im Angebot. Der Chor St. Johannis Altona singt sie am 17.12. um 18 Uhr in der Kulturkirche Altona (Karten zu 15,- bzw. 28,- unter kulturkirche.de oder an der Abendkasse), in der Hauptkirche St. Jacobi erklingen sie am 23.12. um 19 Uhr (Karten zu 23,- bis 50,50 unter T. 45 33 26).
Das volle Programm stemmen die Hauptkirche St. Katharinen (16.12., 17 Uhr Teile I bis III und 19.30 Uhr Teile IV bis VI, Karten pro Termin zu 14.20 und für beide zusammen zu 23,- unter https://katharinenkirche.reservix.de/events) und St. Johannis Harvestehude (16.12., 19.00, Karten zu 25,10 bis 31,70 unter T. 450 11 86 76).
Für Experimentierfreudige spielt das Ensemble Resonanz sein beliebtes Hausmusik-WO am 11.12. um 20 Uhr in der Laeiszhalle (Karten zu 44,- bis 59, - unter T. 35 76 66 66 oder www.ensembleresonanz.com). Dafür wurden Auszüge aus allen sechs Teilen für Trompete, E-Gitarre, Hammond-Orgel und Streicher bearbeitet, die Solisten und Solistinnen sind sich auch für die Chornummern nicht zu schade.
Auch Regine Schütz, Kantorin an der Paul-Gerhardt-Kirche Altona, bringt eine eigene Version. Die Teile I bis III musiziert sie mit dem Chor Elysion, begleitet von Geige, Klavier, Vibrafon, Pauke, Fagott und Orgel (17.12., 17.00, Eintritt frei, Spenden willkommen).
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In der Blankeneser Kirche gibt es am 22.12. um 18 Uhr ein Kurz-WO für Kinder (Karten zu 10,- / erm. 5,- an der Abendkasse). Um 20 Uhr sind dann die Großen dran mit den Teilen I bis III und einem Extra der Extraklasse: Vorweg singen und spielen die Beteiligten das „Magnificat“ von, erraten, Johann Sebastian Bach. Bestürzend schöne Musik auch diese. Trompeten sind übrigens auch dabei. (Karten zu 10,- bis 38,-; Vvk ab 11.12. im Gemeindehaus oder unter T. 866 25 00).