Hamburg. Lautstark singen die Fans die Texte der deutschen Indie-Pop-Band mit. Das Konzert in der edel-optics.de Arena war nicht ausverkauft.

These: Alle, die am Montagabend in der edel-optics.de-Arena in Wilhelmsburg waren, würden die fünf Berliner der Band Von Wegen Lisbeth in ihre Lieblingskneipe einladen. Und ihnen ein Bier ausgeben. Und mit ihnen über das Sternensystem philosophieren. Oder über Linas neue Sushi-Instagram-Story ablästern. Oder einfach nur tanzen.

Denn getanzt, das wird an dem Abend zur Genüge: Die deutsche Indie-Pop-Band Von Wegen Lisbeth spielt ihr bisher größtes Konzert in Hamburg. Es ist der drittletzte Auftritt ihrer „captcha Tour 2023“ – Ende November sind noch zweimal in ihrer Heimat Berlin zu sehen.

Konzert in Hamburg: Von Wegen Lisbeth – Support-Act singt über Kaffee und Kuchen

In kleinen Grüppchen sitzt das überwiegend weiße und teils sehr junge Publikum auf dem Boden und wartet auf die musikalische Unterhaltung. Um kurz vor 20 Uhr springt die Masse auf, um sich einen guten Platz für den bekannten Support-Act zu sichern: Musiker Nand kommt auf die Bühne. „Aperol Spritz“ ist sein meistgehörter Song auf Spotify, mit über vier Millionen Streams. Doch den wird er an diesem Abend gar nicht performen, auch wenn wohl einige darauf gewartet haben dürften.

Stattdessen schwärmt er von „Kaffee & Kuchen“ in seinem gleichnamigen Lied, spielt zwischendurch Trompete und singt mit rauchig-verzerrter Stimme zu drolligen Klängen. Süße Texte, ein nicht perfektionierter, sympathisch wirkender Mann und eine gelbe Lavalampe auf dem Tisch: eine runde Performance.

Gute Laune des Von-Wegen-Lisbeth-Sängers Rohde geht auf die Fans über

Um kurz vor 21 Uhr kommen Julian Hölting, Matthias Rohde, Robert Tischer, Dominik Zschäbitz und Julian Zschäbitz der Band Von Wegen Lisbeth auf die Bühne. Unter rotem Licht-Geflacker katapultieren sie ihre Fans mit dem Song „EZ Aquarii“ ins Sternensystem – nur musikalisch, versteht sich. Das gleichnamige Album ist letztes Jahr im September erschienen. Den fünf Männern mit den fetzigen Wuschel-Frisuren und ihrem 80er-Style sieht man an, dass sie aus der Hauptstadt kommen.

Sänger Rohde tanzt und springt zu den abgespacten Weltraumtönen, die gute Laune geht lautstark auf das Publikum über. Im Hintergrund der Bühne hängt ein riesiges, orangefarbenes Plastikpolster, das aussieht wie eine zu groß geratene Luftmatratze. Der Sound trägt einen dröhnenden, aber klaren Klang zu den Fans.

Konzert der Indie-Pop-Band in Hamburg ist nicht ausverkauft

Ganz ausverkauft ist das Konzert übrigens nicht: Kurzentschlossene konnten noch Tickets an der Abendkasse kaufen. Beim Song „Wenn du tanzt“ singt und hüpft das Publikum mit, es entsteht sogar ein zärtlicher Moshpit. Das Lied ist mit 48 Millionen Streams auf Spotify das bekannteste der Band – erschienen ist es auf dem Album „Grande“ im Jahr 2016, mit dem der Durchbruch gelang. Die Melodie ist unbeschwert und tanzbar, markante Bässe gehen unter die Haut.

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„Ackermann, Merkel, Jan Fleischhauer, Voldemort – nette Menschen, wenn du tanzt.“ Der Songtext ist wie viele ihrer Titel: Kritisch, ohne dass es wehtut. Nachdenklich, ohne dass man im dunklen Loch versinkt. Melancholisch, aber bitte keine Weltuntergangsstimmung! Die rhythmischen Beats fangen die Fans immer wieder sanft auf.

Von Wegen Lisbeth in Hamburg: „Elon, Elon, nein, nein, nein!“

Thematisch drehen sich die Lieder um Alltagssituationen, Liebe, Sinnkrisen. Musikalisch ist die Band experimentell unterwegs: Mal kommt ein Kinderglockenspiel zum Einsatz, mal ein Steel Drum oder eine Triangel. Es macht unglaublich Spaß, den fünf Musikern zuzuschauen, die sichtlich Freude an dem haben, was sie tun. Und wer könnte beim breiten Grinsen des Sängers Rohde noch miesepetrig gelaunt sein?

Sänger und Gitarrist Matthias Rohde versprüht gute Laune auf dem Konzert der Band Von Wegen Lisbeth in Hamburg.
Sänger und Gitarrist Matthias Rohde versprüht gute Laune auf dem Konzert der Band Von Wegen Lisbeth in Hamburg. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Den letzten Song „Elon“ hat sich das Publikum unter schrillen Rufen und rhythmischem Trampeln ausdrücklich gewünscht: Das Lied spielt mit dem Gerücht, dass der umstrittene Unternehmer Elon Musk nicht in den Berliner Techno-Club Berghain hereingekommen ist. „Elon, Elon, nein, nein, nein!“ rufen die Fans. Der prägnante Satz wird wohl noch einige als Ohrwurm auf dem Weg nach Hause begleiten.