Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen. Diese Woche: „Maria mit Kind, Johannes dem Täufer und Engeln“ von Sebastiano di Bartolo Mainardi.

Allein das ungewöhnliche Format mit fast 90 Zentimetern Durchmesser zieht die Aufmerksamkeit auf sich: „Maria mit Kind, Johannes dem Täufer und Engeln“ kommt als sogenanntes Tondo (abgeleitet vom italienischen Begriff Rotondo für „rund“) daher. Dieses kreisrunde Bildwerk konnte als Gemälde oder Relief gestaltet sein. In diesem Fall wurde mit Tempera auf Eichenholz gemalt. Schon in der griechischen Antike und im alten Rom waren Rundbilder sehr beliebt. Vor allem aber gewann die Darstellungsform im Florenz des 15. und 16. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung.

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Sebastiano di Bartolo Mainardi (1466 in San Gimignano geboren, 1513 in Florenz gestorben), ein früher Renaissance-Maler, der auf Kirchenbilder spezialisiert war, schuf das Marien-Gemälde nach 1495. Ausgebildet bei seinem Schwager, dem berühmten Maler Domenico Ghirlandaio, wurde er durch seine Tondi bekannt. In Ghirlandaios renommierter Werkstatt in Florenz entstand wahrscheinlich auch das hier gezeigte Rundbild, schreibt der Kunsthistoriker Francesco Leonelli in der Sammlung Online der Hamburger Kunsthalle.

Ein Marien-Rundbild als Geschenk für werdende Mütter

Das Rundbild war zunächst als Geschenk für werdende Mütter konzipiert, erreichte aber in der Folgezeit den Status eines selbständigen Kunstwerks, das in den Räumen der überwiegend wohlhabenden Auftraggeber zur privaten Andacht aufgestellt wurde. Dabei waren Darstellungen der Madonna mit dem Kind oder Anbetung der Könige besonders geschätzte Bildthemen. Durch seinen breiten, verzierten Goldrahmen erhält das hiesige Rundbild eine noch größere Wertigkeit – was es als Geschenk oder Repräsentationsdekor umso schöner macht.

Sebastiano di Bartolo Mainardi (1466–1513): „Maria mit Kind, Johannes dem Täufer und Engeln“, nach 1495, 87,5 Zentimeter (Durchmesser), Tempera auf Pappelholz.
Sebastiano di Bartolo Mainardi (1466–1513): „Maria mit Kind, Johannes dem Täufer und Engeln“, nach 1495, 87,5 Zentimeter (Durchmesser), Tempera auf Pappelholz. © bpk/Hamburger Kunsthalle/Foto: Christoph Irrgang | Christoph Irrgang,Hamburg

In der Bildmitte ist die Muttergottes zu sehen, die mit der rechten Hand das Jesuskind auf den Knien hält, während sie mit der Linken das Gesicht des Johannesknaben liebevoll berührt. Jesus hat in der linken Hand einen Granatapfel, der als Symbol für die Auferstehung gilt und bereits auf die kommende Passion und sein Schicksal verweist. Die Lilien stehen als marianische Symbole für die Keuschheit. Der Ausblick durch die Fenster zeigt die Stadt Florenz am Arno.

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Das Gemälde kam durch ein Treuhandvermögen der Freien und Hansestadt Hamburg, vormals Stiftung Siegfried Wedells, 1949 ins Museum und wird seitdem in der Sammlung Alte Meister aufbewahrt. Die Form wurde auch von nachfolgenden Künstlerinnen und Künstlern immer wieder aufgegriffen, etwa „Möwen über der Alster“ (1905) von Julius August Friedrich von Ehren oder „Muscheln und Blumen (coquilles et fleurs)“ (1938) von Sophie Taeuber-Arp. Letzteres ist in der Ausstellung „Herausragend! Das Relief von Rodin bis Taeuber-Arp“ bis zum 24. Februar 2024 im Hubertus-Wald-Forum und in der Galerie Klassische Moderne zu sehen.