Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: „Coquiles et fleurs (Muscheln und Blumen)“ von Sophie Taeuber-Arp.
Das Werk „Coquilles et fleurs (Muscheln und Blumen)“ von 1938 ist eines der wenigen Rundreliefs der Schweizer Künstlerin Sophie Taeuber-Arp (1889-1943). Es zeigt eine kreisförmige Grundstruktur und besteht aus vier übereinander gelagerten Holzplatten, die die Künstlerin so angepasst hat, dass sie den Blick des Betrachters dynamisch von der obersten bis zur untersten Platte leiten.
Das sogenannte Tondo setzt sich, der Titel verrät es, aus Überlagerungen von organisch geschwungenen Formen zusammen, die an natürlich gewachsene Muschel- und Blumenformen erinnern. Aktuell ist das Werk in der Ausstellung „Herausragend! Das Relief von Rodin bis Taeuber-Arp“ in der Hamburger Kunsthalle zu sehen.
Hamburger Kunsthalle präsentiert Werk von Schweizer Künstlerin Sophie Taeuber-Arp
Taeuber-Arp beschäftigte sich intensiv mit der Erzeugung von Tiefe und Raum durch Plastizität und experimentierte mit dem Zusammenführen von positiven Formen und Aussparungen. Bei diesem Werk ließ sie diese nicht bis zur Wand durchdringen. Es ist mit Öl auf Holz aufgebracht und hat die Maße 60 mal 60 mal 7,7 Zentimeter.
Die Arbeit zählt zu einer dreiteiligen Serie mit identischem Durchmesser. Allerdings sind die beiden anderen vollkommen weiß und anders ausgerichtet. In dem vorliegenden Werk hat Taeuber-Arp die Kanten gelb bemalt und damit einen Akzent gesetzt, der auf den Weißton der Gesamtfläche ausstrahlt. Die Gründe dafür liegen im Dunkeln. Den Schatteneffekt setzte Taeuber-Arp dabei mithilfe der Schichtung der vier Ebenen um – und nicht etwa, indem sie einen Schatten malte.
Sophie Taeuber-Arp in der Hamburger Kunsthalle: Pionierin der abstrakten Kunst
Sophie Taeuber-Arp gilt als Pionierin der konstruktiven und abstrakten Kunst. Sie arbeitete genreübergreifend mit Malerei, Design, Textilien, Zeichnung, Plastik, Architektur, aber auch mit Tanz und Szenografie. Von 1906 bis 1910 studierte sie in der Textilabteilung der Ecole des arts décoratifs in St. Gallen und von 1910 bis 1914 Kunst und Gestaltung an der Debschitz-Schule in München und in Hamburg.
1922 heiratete sie den Bildhauer Hans Arp, der auf ähnliche Weise Formen der Wahrnehmung erforschte. Mit ihrem Mann lebte Sophie Taeuber-Arp später in Straßburg und Paris. Zur Zeit der Okkupation Frankreichs durch die Nationalsozialisten floh das Paar ins südfranzösische Grasse, später nach Zürich, wo Taeuber-Arp 1943 starb.
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In Sophie Taeuber-Arps Werk gewann das Relief zur Zeit ihres größten künstlerischen Erfolges in den frühen 1930er-Jahren eine gesteigerte Bedeutung. „Coquilles et fleurs (Muscheln und Blumen)“ offenbart sowohl eine gewisse Naturverbundenheit der Künstlerin als auch eine Hinwendung zum Surrealismus, indem Taeuber-Arp hier bekannte Strukturen neu kombinierte und damit mit einer neuen Bedeutung auflud. Es lassen sich eine große Ruhe und zugleich aber auch Bewegung in der abgeschlossenen Kreisform ablesen, die wahrscheinlich Zeit und Unendlichkeit symbolisieren sollen.