Hamburg. Auf Kampnagel waren die Dänin Katrine Engberg und das Allgäuer „Kluftinger“-Erfolgsduo zu Gast. Ein unterhaltsamer Abend.
So ein Krimifestival ist unterhaltsam, natürlich. Es ist spannend, hoffentlich. Aber: Es ist auch verblüffend lehrreich. Wer hatte zum Beispiel parat, dass im Allgäu der aufrechte Gang erfunden wurde? Und vor allem: warum? Weil die Schüsseln mit Allgäuer Kässpatzen zu hoch auf den Bäumen wachsen!
Jedenfalls wenn man dem lokalpatriotischen Bestsellerautorengespann Michael Kobr (der solo gerade erst einen Krimi über die Ostseeinsel Bornholm herausbrachte) und Volker Klüpfel Glauben schenkt. Am Donnerstagabend stellten beide ihren jüngsten Fall um den Allgäuer Kommissar Kluftinger beim Hamburger Krimifestival in der großen Kampnagelhalle k6 vor.
Und man hätte ihnen noch mehr Publikum gewünscht. Denn ihre Lesung war eigentlich gar keine Lesung – sondern eine lustige, etwas alberne, sehr liebevoll vorbereitete Zwei-Mann-Show. Mit Comedy, Filmchen – und einer (nicht ganz ernst gemeinten) Antwort auf die Frage nach dem Schreib-Motiv der Krimiautoren.
Über ihre jüngste gemeinsame Reihe „Die Unverbesserlichen“, die an der Côte d’Azur spielt und aus der das Duo ebenfalls mit viel Spaß an verstellten Stimmen, Akzenten und Dialekten vortrug, scherzte Kobr: „Die haben wir eigentlich nur geschrieben, weil wir mal ein Buch mit drei Lesebändchen haben wollen.“ In den französischen Farben, versteht sich. Das Publikum amüsierte sich (insbesondere über eine eskalierende Pizzabestellung) köstlich.
Hamburger Krimifestival: Katrine Engberg hatte ihren neuen Roman „Glutspur“ dabei
Enorm konzentriert zeigten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer am selben Abend bei Katrine Engberg. Die Dänin hatte ihren neuen Roman „Glutspur“ dabei, es ist nach fünf Büchern ihrer sehr erfolgreichen Kørner-und-Werner-Reihe der Auftakt einer frischen Thriller-Trilogie. Mit einer jungen Ermittlerin, Liv Jensen, vor allem aber mit einem sehr persönlichen Hintergrund.
Durch den Roman zieht sich das Thema Flucht. Nicht nur, weil es das Thema der Gegenwart ist, sondern weil Katrine Engberg, die übrigens ein nahezu akzentfreies Deutsch sprach, hier auch einen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte verarbeitet: die Flucht ihrer jüdischen Großeltern im Zweiten Weltkrieg. „Es ist wichtig zu schauen, woher man kommt“, betonte Engberg im Bühnengespräch, „es ist wichtig, nicht zu schweigen.“
Das könnte Sie interessieren
- Letzte Generation: Was ein Bestsellerautor in Hamburg den Klimaklebern rät
- Kultur-Tipps Hamburg: Es weihnachtet schon, etwa im First Stage
- Theater Hamburg: Sonnenanbeterin Elfriede Jelinek strahlt am Thalia eher mühsam
Das Krimifestival, veranstaltet vom Hamburger Abendblatt, der Buchhandlung Heymann und Kampnagel, geht an diesem Freitag und Sonnabend hochkarätig zu Ende: unter anderem mit der Norwegerin Anne Holt und ihrer schwedischen Kollegin Kristina Ohlsson, mit dem Hamburger Newcomer Thorsten Kirves, Thrillerautor Michael Tsokos, Sebastian Fitzek, Wolfgang Schorlau und Gianrico Carofiglio. Karten (zum Teil nur noch Restkarten) gibt es in allen Heymann-Buchfilialen und unter www.krimifestival-hamburg.de.