Hamburg. In Altona spielt „Die große Weihnachtsshow“, in den Kammerspielen lebt Hitchcock, in Hamm zeigt ein Fotograf Konzerthistorie – und mehr.

Leise rieselt der Schnee? So weit ist es in Hamburg Mitte November zwar noch nicht, außer der großen Weihnachtsshow im Altonaer First Stage Theater empfehlen wir jedoch weitere Veranstaltungen in geschlossenen Räumen, ohne gleich die Rute herauszuholen. Bei „Hitch und ich“ in den Kammerspielen kommt auch ohne einen Hitchcock-Film Spannung auf, die altehrwürdige Sporthalle wird zur musikalischen Jungle-Höhle, die Fabrik der Künste dank „Malzkorn’s Rock ’n’ Roll“ zur Fotoschau mit Pop- und Rockstars wie Robbie Williams und Lenny Kravitz, die „Add Art“ öffnet künstlerisch Türen, und zwei renommierte Satiriker aus nah und fern spotten im Lustspielhaus, was die Aktualität hergibt. All das nur eine Auswahl.

Im First Stage steppen nicht nur die Weihnachtsmänner

Es hat sich im Laufe der Jahre herumgesprochen, dass „Die große Weihnachtsshow“ im First Stage Theater sogar für Festtagsmuffel ein echtes Geschenk sein kann, für manche auch ein Überraschungspaket. Obwohl die siebte Auflage im 279-Plätze-Theater in Altona-Altstadt so früh wie nie im November begonnen hat, sind einige der 60 Shows bis zum 27. Dezember bereits ausverkauft. Rund 40 Schülerinnen und Schüler des zweiten und dritten Ausbildungsjahrgangs der Stage School Hamburg spielen mit ihren frischen Tanz-, Schauspiel- und Gesangs-Acts (Regie: Kira Hehlemann, Choreografie: Adam M. Cooper) wieder auf der gesamten Klaviatur der Gefühle. Mal melancholisch, mal komödiantisch, am Ende für mehrere Generationen meist herzerwärmend als eine etwas andere Weihnachtsgeschichte fernab von Geschenkehatz und Feiertagsstress. In den rund zwei Show-Stunden fast schon ein Muss: steppende Weihnachtsmänner (und -frauen) soie rappende Engel. str

Die große Weihnachtsshow“ bis 27.12. täglich außer Di jew. 19.30, Sa auch 15.00, So 14.00 und 18.30, First Stage Theater (Bus 16, 112, Große Bergstraße), Thedestr. 15, Karten ab 47,- (erm. 39,-) unter T. 040/401 13 27 27; www.firststagehamburg.de

In seiner Reihe „Hitch und ich“ widmet sich der Hamburger Schauspieler, Sänger und Sprecher Jens Wawrczeck in den Kammerspielen diesmal dem Roman „Eine Dame verschwindet“.
In seiner Reihe „Hitch und ich“ widmet sich der Hamburger Schauspieler, Sänger und Sprecher Jens Wawrczeck in den Kammerspielen diesmal dem Roman „Eine Dame verschwindet“. © Christian Hartmann | CHRISTIAN HARTMANN

Musikalisch-literarische Hommage an „Meister“ Hitchcock

Mit der Reihe „HItch und ich“ lässt der Hamburger Schauspieler und Sänger Jens Wawrczeck Romane und Erzählungen, die Alfred Hitchcocks Meisterwerken zugrunde liegen, wieder lebendig werden, Leichen hin oder her. Bei seiner letzten musikalischen Lesung des Jahres widmet sich der als Peter Shaw aus der Kulthörspielreihe „Die drei ???“ bekannte Sprecher an diesem Sonntag Ethel Lina Whites „Eine Dame verschwindet“. Für die Begleitung von Maria Hartmanns Textfassung sorgt am Akkordeon Natalie Böttcher, für die Dramaturgie wie immer Sonja Valentin. Whites 1936 unter dem Originaltitel „The Wheel Spins“ veröffentlichter Roman erzählt von der jungen Iris Carr, die auf der Rückreise aus einem mysteriösen osteuropäischen Land die ältliche Gouvernante Miss Froy kennenlernt, die jedoch plötzlich spurlos verschwindet. Alles nur eine Halluzination? In jedem Fall war „The Lady Vanishes“ 1938 einer von Hitchcocks besten englischen Filmen. Das Metropolis-Kino zeigt ihn im Original am 14. November, inklusive Einführung von und mit Jens Wawrczeck. str

Eine Dame verschwindet“ Lesung mit Musik So 12.11., 18.00, Kammerspiele (U Hallerstraße), Hartungstraße 9–11, Karten zu 21,- (Rang) unter T. 040/413 34 40; www.hamburger-kammerspiele.de

Das Londoner Duo Jungle kommt in die Sporthalle.
Das Londoner Duo Jungle kommt in die Sporthalle. © FKP Scorpio/Lydia Kitto | FKP Scorpio/Lydia Kitto

Mit Jungle aus London wird die Sporthalle zur Tanzhalle

Neo-Soul, Funk-Pop und Dance, irgendwie haben es die Briten drauf, sei es Jamiroquai in den 90ern oder Jungle in den vergangenen zehn Jahren. Seit Gründung 2013 in London hat das Duo um Tom McFarland und Josh Lloyd-Watson vier erfolgreiche Alben veröffentlicht und die Hamburger Clubs Docks, Fabrik und Gruenspan tanzen lassen. „Keep Moving“, immer in Bewegung bleiben ist auch die Devise am 13. November, wenn Jungle mit dem aktuellen Album „Volcano“ in der Sporthalle gastiert. tl

Jungle Mo 13.11., 20.00, Sporthalle Hamburg (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 48,45 im Vorverkauf; www.junglejunglejungle.com

Der Künstler Raider (21) steht auch in der Galerie Schimming für knallfarbene Polyester-Skulpturen, die Außerirdischen ähneln.
Der Künstler Raider (21) steht auch in der Galerie Schimming für knallfarbene Polyester-Skulpturen, die Außerirdischen ähneln. © Lothar Lange | Lothar Lange

Niederländischer Shootingstar der Kunstszene in der Galerie Schimming

Er möchte eine „vibrierende Kreativität in eine monochrome Welt“ bringen, so steht es auf seinem Instagram-Account. Raider ist gerade der angesagte Name in der Kunstszene. Gerade mal 21 Jahre jung, begeistert er mit seinen „Scoops“, knallfarbene Polyesterskulpturen, die wie kleine Außerirdische wirken, Galerien und Kunstsammler. Er stellte bereits auf verschiedenen Affordable Art Fairs in Amsterdam, London und New York, der Art Karlsruhe, der Kunst RAI in Amsterdam, der Art Miami 2022 (als jüngster ausstellender Künstler) aus.

„Raider the Creator – First Contact“ in der Pöseldorfer Zweigstelle der Galerie Schimming ist nach Amsterdam erst die zweite Einzelausstellung des Künstlers überhaupt. Raider stehe für eine junge Generation von zeitgenössischen Künstlern, die den Markt mit neuen Ideen über das Wesen und die Entstehung von Kunst verändern, heißt es im Ausstellungstext, wobei er Digitalität, Handwerk, Experimentierfreude und Konzept miteinander verbindet. Der Künstler ist ebenfalls auf der Affordable Art Fair zu erleben, die an diesem Wochenende in den Messehallen stattfindet. vfe

„Raider the Creator – First Contact“ bis Ende Dezember, Galerie Schimming (Bus 15, 19, Alsterchaussee), Milchstraße 28, Mi–Fr 12–18 und jederzeit nach Vereinbarung, Eintritt frei. www.galerieschimming.de

Korrektur vom 4. November: Die Flo Peters Gallery sitzt mittlerweile im Chilehaus C, Pumpen 6. Dort läuft aktuell die Gruppenausstellung „Every picture tells a story“.

Die Band Von wegen Lisbeth kommt aus Berlin.
Die Band Von wegen Lisbeth kommt aus Berlin. © Lenny Rothenberg | Lenny Rothenberg

Berliner Indie-Pop mit Hintergedanken in der edeloptics.de Arena in Wilhelmsburg

Letzte Chance, um die fünf Berliner Indie-Pop-Rocker der Band Von Wegen Lisbeth in diesem Jahr live zu sehen: Während alle 21 Konzerte ihrer „captcha Tour 2023“ ausverkauft waren und sind, gibt es für Hamburg tatsächlich noch Tickets. Am Montag spielen die gesellschaftskritisch und gleichzeitig humoristisch auftretenden Jungs in der edel-optics Arena in Wilhelmsburg. Ob Tanzlaune befriedigen bei Songs wie „Meine Kneipe“ oder Zeilen wie „Elon Musk kommt nicht ins Berghain“ lautstark mitgrölen – eine ausgelassene Atmosphäre ist beim Ticketpreis von 42 Euro wohl inklusive.

Von Wegen Lisbeth Mo 13.11, 20.00, edel-optics Arena (S Wilhelmsburg), Kurt-Emmerich-Platz 10, Karten zu 42,- im Vorverkauf; www.vonwegenlisbeth.de

Hubertus von Barby öffnet mit der „Add Art“ Türen und zeigt dahinter spannende Kunst

Die „Add Art“ ist eine Institution im Hamburger „Kunstherbst“: Vom 16. bis 19. November öffnen zum zehnten Mal insgesamt 20 Unternehmen und Institutionen ihre Räume für die Öffentlichkeit und zeigen Kunst. Initiator Hubertus von Barby freut sich, dass sich „nach der Corona-Zeit die Unternehmen auch wieder gerne mit Kunst nach außen öffnen“. Zehn Firmen bieten Studierenden und Alumni der HAW Hamburg eine Ausstellungsplattform und leisten damit einen aktiven Beitrag zur Förderung junger Kunst in Hamburg. Spannend wird zum Beispiel eine Ausstellung zum Thema Kunst & KI (Storypark), die S-Bahn Hamburg stellt ihr Projekt „Kunst & Station“ (künstlerische Gestaltung S-Bahnhöfe) vor, in der Digitalagentur sitegeist gibt es die größte Street-Art-Sammlung Norddeutschlands zu sehen. Bisher konnte von Barby schon 180 junge Künstlerinnen und Künstler auf diese ungewöhnliche Weise präsentieren. Anmeldungen zu Führungen sind auf der Website www.addart.de möglich. vfe

„Add Art“ Do 16.11. bis So 19.11., an verschiedenen Orten, Eintritt frei; www.addart.de

Das Trio Marvin spielt Schuberts Klaviertrios im Kleinen Saal der Elbphilharmonie.
Das Trio Marvin spielt Schuberts Klaviertrios im Kleinen Saal der Elbphilharmonie. © Zuzana Spejal | Zuzana Spejal

Zweimal Schubert an einem Kammermusik-Konzertabend im Kleinen Saal

Der Gemütswiener Franz Schubert ist kein dramatisch seltener Gast auf den Spielplänen in Elbphilharmonie und Laeiszhalle. Seine beiden Klaviertrios allerdings, zwei reife, weit ausholende Spätwerke, die zum Interessantesten seines Schaffens zählen – diese Live-Gelegenheit muss man suchen. Fündig wird man am 13. November beim Trio Marvin und deren Auftritt in der Elbphilharmonie. Dass das 2016 gegründete Trio beim ARD-Musikwettbewerb 2018 ausgezeichnet wurde, sagt eine Menge über deren Niveau. „Wie eine zürnende Himmelserscheinung“ sei das Es-Dur-Trio über das damalige „Musiktreiben“ hinweggegangen, schwärmte der Komponistenkollege Robert Schumann über Schuberts op. 100. Dessen selbstbewusst-stolze Widmungsnotiz dazu lädt eindeutig zur Überprüfung mit eigenen Ohren ein: „Dediciert wird dieses Werk niemandem außer jenen, die Gefallen daran finden“. jomi

Schubertiade!“ Trio Marvin mit den Schubert-Klaviertrios op. 99 / 100., Mo 13.11. 19.30, Elbphilharmonie, Kleiner Saal (U Baumwall, Bus 112). Platz der Deutschen Einheit 1, Karten zu 28,- im Vorverkauf; www.elbphilharmonie.de

Die großen Heldinnen und Helden des Rock und Pop in der Fabrik der Künste

Lenny Kravitz 1993 in der Sporthalle Hamburg, fotografiert von Stefan Malzkorn, zu sehen in der Fabrik der Künste.
Lenny Kravitz 1993 in der Sporthalle Hamburg, fotografiert von Stefan Malzkorn, zu sehen in der Fabrik der Künste. © www.malzkornfoto.de | Stefan Malzkorn

Nirvana und Foo Fighters, Michael Jackson, Robbie Williams, Björk, Red Hot Chili Peppers, Iggy Pop, Lenny Kravitz: Der Hamburger Fotograf Stefan Malzkorn hatte sie alle vor der Kamera, sei es bei Konzerten backstage und auf der Bühne oder bei Sessions für Albumcover und Plakate. Vor zehn Jahren kuratierte er aus vielen Regalmetern Dias und Filmen die Ausstellung „Malzkorn’s Rock ’n’ Roll“, die jetzt überarbeitet und ergänzt Geburtstag in der Fabrik der Künste feiert. Vom 17. November bis zum 26. November sind Malzkorns Werke dort zu sehen, begleitet von der Vernissage am 16. November (19 Uhr) mit Jazzrock von The Feeling Tones und dem „Osterbrooklyn Wintertime“-Festival am 24. und 25. November mit sechs Bands. tl

„Malzkorn’s Rock ’n’ Roll“ Fr 17.11.-So 26.11., Di–Fr 15.00–19.00, Sa, So 12.00–18.00, Fabrik der Künste (Bus 112), Kreuzbrook 12, Eintritt frei, Spenden willkommen; www.fabrikderkuenste.de

Der Hamburger Kabarettist Lutz von Rosenberg Lipinsky (57) hat mit „Keine Bewegung!“ im Lustspielhaus Premiere..
Der Hamburger Kabarettist Lutz von Rosenberg Lipinsky (57) hat mit „Keine Bewegung!“ im Lustspielhaus Premiere.. © Lutz von Rosenberg Lipinsky | Lutz von Rosenberg Lipinsky

Von Rosenbergs satirisches Workout und Rebers‘ Kabarett-Geschäft

Ob man‘s glaubt oder nicht, Lutz von Rosenberg Lipinsky entstammt einer Flüchtlingsfamilie, einem alten Adelsgeschlecht ganz weit aus dem Osten. Längst ist der gebürtige Ostwestfale, studierte Theologe und Germanist, der vor gut drei Jahrzehnten via Münster und Marburg in Hamburg künstlerisches Asyl fand, als knallharter ironischer Quiddje mit Programmen wie „Der Feminist“, „Angst. Macht. Spaß“ oder „Hamburger werden in 90 Minuten“ nicht mehr aus der Stadt wegzudenken, geschweige denn zu verdrängen.

In seinem 13. Solo-Kabarettprogramm „Keine Bewegung“, das am 16. November im Lustspielhaus Premiere hat, plädiert von Rosenberg Lipinsky massiv dafür aufzustehen. Nicht nur morgens. Wir Deutsche seien „eine Stagnation, das Volk der Sitzer und Lenker“, meint der Kabarettist. Er möchte mit seinem satirischen Workout den Boden unter den Füßen wegziehen – „um uns zum Laufen zu bringen“. Eingerahmt wird seine Premiere vom Gastspiel des fernsehbekannten und stets aufs Neue andersartig amüsanten Andreas Rebers, der an fünf Abenden (14./15. und 19. bis 21.11.) „rein geschäftlich“ in Hamburg ist, so der Titel seines neuen Programms. str

L. v. Rosenberg Lipinsky: „Keine Bewegung!“ Premiere Do 16.11., 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,-: T. 040/55 56 55 56; www.almahoppe.de