Hamburg. Unter ihrem Chef Jakub Hrůša legen sie Verbindungen von drei Sinfonien zu Strawinsky und Strauss, aber auch zu Beethoven selbst.

Tanz, Heldentum, Zahlenmystik, in die Mitte stellt man drei Beethoven-Sinfonien, und fertig ist das intelligente und zugleich marktgängige Konzept für eine Miniresidenz. Ende Januar kommen die Bamberger Symphoniker und ihr Chefdirigent Jakub Hrůša für drei Abende in die Elbphilharmonie. Das Ganze findet im Rahmen des „Schwerpunkt Hrůša“ statt, den die Konzertdirektion Dr. Goette und die Elbphilharmonie dem jungen Tschechen in dieser Saison widmen.

Die Bamberger Symphoniker gastieren gleich dreimal mit Beethoven in der Elbphilharmonie

Die Bamberger haben unter den vielen feinen Sinfonieorchestern eine singuläre Stellung. Wenn sie nicht gerade, wie ziemlich häufig, auf Tournee sind, leben und arbeiten sie abseits der großen Metropolen in der relativen Ruhe und Beschaulichkeit Frankens. Ob es daran liegt, dass man bei diesem Orchester so oft das Gefühl hat, dass ein großer, atmender Organismus am Werk ist? Hingabe und Liebe zur Sache wirken oft wie ein unwiderstehlicher Sog, bis zum hintersten Pult.

Nun also Beethoven. Jedes der drei Programme hat seinen eigenen roten Faden, und dann sind sie noch miteinander verbunden. Der 24. Januar stellt unter der Überschrift zwei Werke gegenüber, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: die Siebte Beethovens und „Le sacre du printemps“ von Strawinsky. Sinfonie trifft auf Ballettmusik, Anmut (okay, nicht nur, Beethoven kann auch anders) auf ruppige Konfrontation, ein klassisch besetztes Orchester auf einen Riesenapparat mit Kontrafagott, Tamtam, Wagnertuben und was das Herz noch begehren mag. Die Siebte hat kein „Programm“ im Sinne eines außermusikalischen Inhalts, das „Sacre“ sehr wohl: Die Handlung läuft darauf hinaus, dass im Rahmen eines archaischen Ritus auserwählt einem jungen Mädchen die Ehre zuteil wird, sich totzutanzen.

Heute gehört das einstige Skandalstück „Sacre“ zum Kernrepertoire der Klassik

Krudes Sujet. Die Uraufführung des Balletts 1913 in Paris wurde zum Skandal. Schon der allererste Einsatz des Fagotts in ungewöhnlicher Höhe löste Gelächter aus, es hagelte Buhrufe und Pfiffe, ehrbare Bürger gingen einander an den Kragen. Das war für den Komponisten wahrscheinlich kein besonders angenehmer Moment, aber für die Bekanntheit des Stücks ein echter Schub. Heute ist das „Sacre“ Kernbestandteil des Konzertrepertoires.

Und die Siebte sowieso. Hell und fröhlich kommt sie daher; als Beethoven sie schrieb, lag einiges an inneren Kämpfen hinter ihm. Der elegant schwingende Dreierrhythmus des Kopfsatzes war es wohl, der Richard Wagner zu seinem berühmten Ausspruch von der „Apotheose des Tanzes“ hinriss. Der letzte Satz hingegen hat streckenweise eher etwas von einem stark alkoholgeschwängerten Dorffest.

Der zweite Abend stellt Helden ins Zentrum. Wobei Beethoven mit seinem Begriff von Heldentum in Konflikt geriet. Die Legende sagt, er hätte das Deckblatt seiner Dritten Sinfonie schon mit einer Widmung an Napoleon versehen, als er erfuhr, dass dieser sich selbst zum Kaiser gekrönt hatte. Und daraufhin das Papier zerrissen. Fest steht: Die Dritte trägt nicht Bonapartes Namen, sondern heißt ganz allgemein „Eroica“.

Was Beethoven und Strauss unter Heldentum verstehen

Ob Beethoven nach seiner Abkehr von Napoleon jemand anderen im Auge hatte oder nicht, das Werk steht für einen Wendepunkt in Beethovens sinfonischem Schaffen. Es eröffnet die sogenannte heroische Periode, in welcher der Komponist so manche sinfonische Regel durchbrach und das Ebenmaß der Klassik hinter sich ließ. Er hat sich ja zeitlebens wenig darum geschert, ob er seine Umwelt vor den Kopf stieß.

Richard Strauss wiederum hat sich in seiner sinfonischen Dichtung „Ein Heldenleben“ unbekümmert selbst porträtiert. Der Komponist geht in diesem kraftstrotzenden, reich instrumentierten Werk als Sieger aus allen Anfechtungen hervor, insbesondere aus den von den Holzbläsern inszenierten Scharmützeln mit den Kritikern und sonstigen Widersachern. Berühmt ist auch das Violinsolo, die die Begegnung mit der künftigen Gefährtin umspielt.

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Am dritten Abend schließlich stellen die Bamberger gleich zwei Fünfte von Beethoven einander gegenüber, nämlich die Sinfonie und das Klavierkonzert. Während sich die Sinfonie über vier Sätze von schicksalhaftem c-Moll bis zum triumphierenden C-Dur kämpft, leuchtet Beethovens letztes Klavierkonzert in Es-Dur. Eben der heldischen Tonart.

Bamberger Symphoniker, Jakub Hrůša 24. bis 26.1.24, jeweils 20.00, Elbphilharmonie. Karten zu 29,80 bis 126,60 unter T. 35 76 66 66; www.elbphilharmonie.de