Hamburg. Man kann die Menschen danach unterscheiden, ob sie das Leben als Geschenk oder als Last empfinden. Was Richard Strauss betrifft, das Geburtstagskind des Jahres 2014 (im Juni ist sein Geburtstag 150 Jahre her), bedürfte es gar nicht der zahlreichen amüsanten Bonmots, die von ihm überliefert sind. Man hört es schon an seiner Musik, dass er zur ersten Gruppe gehörte. Das haben die Münchner Philharmoniker beim Internationalen Musikfest plastisch vorgeführt.

Die Idee, zwei frühe, ungestüme Tondichtungen ausgerechnet mit den „Vier letzten Liedern“ zu koppeln, wirkte auf dem Papier etwas unmotiviert. In der Laeiszhalle funktionierte es aber dann doch. Unter ihrem Ehrendirigenten Zubin Mehta, der für den Chef Lorin Maazel eingesprungen war, erweckten die Musiker den einleitenden „Till Eulenspiegel“ mit Agilität und Esprit zu satirisch grellbuntem Leben. Scheu vor ordinären Klängen kannten sie nicht: Lustvoll kollidierten die Rhythmen, und die Klarinette stieß einen urkomischen Todesquieker aus.

Dass die Geigen mitunter klapperten, geschenkt. Schade war es hingegen, dass Mehta auch in den „Vier letzten Liedern“ seinen sportlich-unbekümmerten Dirigierstil beibehielt. Die Sopranistin Anja Harteros spannte himmelweite Bögen und war auch im piano noch im ganzen Saal zu hören. Aber wie delikat sie ihre Klangfarben mit denen des Orchesters verschmolz, das hätte man gern mehr genossen, konkret, mit mehr Ruhe. Und kann dieses Orchester wirklich nicht unterhalb von mezzopiano begleiten? Mehta bemühte sich jedenfalls nicht darum, weshalb sich bei den doch so abschiedstrunkenen Liedern so recht keine Ergriffenheit einstellen wollte.

Brillant und witzig dann „Ein Heldenleben“ im zweiten Konzertteil. Dem Solohornisten gebührt ein Sonderapplaus für seinen virtuosen, souverän gestalteten Part. Leider ließ der Konzertmeister in seinen zahllosen und haarig schweren Soli solche Feinheiten vermissen. „Des Helden Gefährtin“, die Strauss im Violinpart porträtierte, hätte mehr Feinzeichnung verdient.