Hamburg. Weil ein Konzert in Polen abgesagt wurde, trat Pianist Gerald Clayton mit seinem Trio in der Halle 424 auf. Ein magischer Abend.
Erst vor einem guten halben Jahr ist Gerald Clayton mit seinem Trio in der Kleinen Laeiszhalle aufgetreten, jetzt ist der Jazzpianist aus New York wieder in Hamburg. Für die Halle 424 und ihr Jazzprogramm ein „Glücksfall“, wie Programmmacherin Ela Krause vor Konzertbeginn erzählt.
Eigentlich hätte Clayton bei einem Jazzfestival in Polen spielen sollen, doch der Auftritt wurde abgesagt. „Als wir diesen großartigen Künstler angeboten bekamen, haben wir sofort zugegriffen“, so Krause, die auch noch berichten kann, dass die Halle 424 am Vorabend aus den Händen von Kulturstaatsministerin Claudia Roth einen Scheck über 10.000 Euro als Preisgeld für den „Applaus Award“ bekommen hat. Ausgezeichnet wird damit das Programm der Jazzreihe im Oberhafenquartier.
Gerald Clayton Trio sorgt für magischen Konzertabend im Hamburger Oberhafenquartier
Das anschließende Konzert mit Clayton, der von Joe Sanders (Bass) und dem legendären Schlagzeuger Jeff Ballard begleitet wird, wird zum Glücksfall für das Publikum. Dieses Trio musiziert mit spielerischer Leichtigkeit, jeder hört genau auf die Mitspieler und reagiert auf die Stimmungen, die überwiegend Clayton vorgibt. Es gibt eine Menge sehr lyrischer Passagen, aber genauso oft zieht der Pianist das Tempo an, und Sanders und Ballard folgen.
Viel Beifall bekommen die drei für ein improvisiertes Duett nach dem Call-and-Response-Prinzip. Überhaupt gibt es nur minimale Absprachen unter den drei Musikern, vieles entsteht aus dem Moment. Die beiden ersten Nummern haben noch nicht einmal einen Titel. „Wenn Ihnen ein guter Name für die Stücke einfällt, schreiben Sie uns auf Instagram“, sagt Clayton.
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In der Musik des 39 Jahre alten Virtuosen steckt – wie bei vielen afroamerikanischen Künstlern – eine Menge Blues. Clayton nimmt das Publikum mit auf eine Reise in die Appalachen, wo er Songs aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Blind Boy Fuller, Elizabeth Cotten und anderen entdeckt hat. „The Piedmont Blues“ heißt ein Zyklus, den er für ein großes Ensemble komponiert hat und aus dem er in Hamburg Teile spielt.
Knapp zwei Stunden dauert der begeisternde Auftritt des Trios an diesem schönen Ort. „Cool place!“, lobt Clayton die Halle 424 mit ihrem besonderen Interieur. Das nächste interessante Jazzkonzert gibt es dort am 27. Oktober. Dann spielt die talentierte Baritonsaxofonistin Kira Linn mit ihrer Band.