Hamburg. „Hackney Diamonds“ heißt das erste richtige Stones-Album nach 18 Jahren. Hardcorefans aufgepasst: Bald rollt was durch die Stadt.
Die größte Rockband des Planeten? Wenn man mal die vergangenen 60 Jahre zusammenrechnet, kommt das hin. Die Rolling Stones veröffentlichen am 20. Oktober mit „Hackney Diamonds“ nach fast zwei Jahrzehnten wieder ein „richtiges“ neues Album. Eines mit selbstgeschriebenen Songs und nicht mit welchen, die von den Blues-Ahnen geborgt sind wie 2016 auf „Blue & Lonesome“. Nach der ersten, gar nicht üblen und was den dazugehörigen Videoclip angeht, hinreißend peinlichen (wenn es so etwas denn gibt) Single „Angry“ ist seit einigen Tagen ein zweites Stück draußen – der von Lady Gaga veredelte Sieben-Minuten-Gospel „Sweet Sounds of Heaven“. Ein gewaltiger Stones-Brocken, ein intensives Duett von Jagger und Gaga: Popmusik im Breitwandformat.
Das wäre die musikalische PR für das möglicherweise überhaupt letzte Stones-Album, das zwei Jahre nach dem Tod von Schlagzeuger Charlie Watts erscheint; Watts war an zwei der neuen Stücke noch beteiligt. Aber auch über die bloßen, bisher erschienenen Songs hinaus wird „Hackney Diamonds“ Marketing-mäßig heftig gepusht: Mit besonderem Augenmerk auf die Hardcore-Fans, für die dieses Pop-Ereignis angemessen zelebriert wird. Anfang September wurde das neue Album in London, Jimmy Fallon moderierte, von den drei Stones Mick Jagger, Ronnie Wood und Keith Richards höchstpersönlich angekündigt.
Rolling Stones: Neues Album „Hackney Diamonds“ mit Pop-up-Bus beworben
Zumindest eine Art Fan-Nähe, die auch auf die Geldbeutel jener Stones-Hörer zielt, soll nun die Tournee eines Pop-up-Busses herstellen. Der Stones-Bus ist ab 19. Oktober und nach dem Start in Hannover in zehn weiteren deutschen Städten unterwegs. Einen Tag später, am Veröffentlichungstag von „Hackney Diamonds“ am 20. Oktober, macht er in Hamburg Station.
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Ab 11 Uhr auf dem Spielbudenplatz, wo im März erst die Promo-Tour für das neue Depeche-Mode-Album begann. Im Rolling-Stones-Bus soll es für eine begrenzte Anzahl von Fans die Möglichkeit geben, das neue Album in bester Tonqualität zu hören. Außerdem kann man „Hackney Diamonds“ am sicher üppig bestückten Verkaufsstand erwerben – eine Feier des physischen Tonträgers (limitierte Vinylausgaben!) also, das kann nichts Schlechtes sein. Annonciert ist unter anderem das „exklusive rote RS Carnaby No.9-Vinyl“. Da ist mit der Farbauswahl schon die Nähe zu einem edlen Wein hergestellt, also nach einem Objekt, das gut betuchte Sammler gerne besäßen.
Vom Kommerz-Faktor abgesehen, könnte das Hamburger Stones-Tasting im übrigen im Zweifel die soziale Alternative zum ganz privaten „Hackney Diamonds“-Durchlauf auf Spotify sein. Ein neues Album der Rolling Stones als gemeinschaftliches Erlebnis und noch dazu dort, wo die wichtigste Band des 20. Jahrhunderts erste Schritte tat: Wer könnte da etwas dagegen haben?