Hamburg. Eine Ausstellung über Freiheiten und Grenzen, die die spannende Geschichte eines Stadtteils vor Augen führt und zum Nachdenken anregt.

Moscheen, buddhistische Tempel oder orthodoxe Kirchen gehören zum Stadtbild dazu. Bundesweit einzigartig ist der „Religionsunterricht für alle“ an Hamburger Schulen. Auf der anderen Seite gab es jüngst einen Angriff auf einen jüdischen Mitbürger vor der Synagoge in Eimsbüttel, sorgte der Anschlag auf die Synagoge in Halle/Saale 2019 für großes Entsetzen.

Wie sieht es heute mit der Glaubensfreiheit in der Stadt aus? Wie funktioniert das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichem Glauben? Welche Herausforderungen ergeben sich daraus? Um diese Fragen kreist die Ausstellung „Glauben und glauben lassen“ im Altonaer Museum.

Altonaer Museum in Hamburg zeigt Ausstellung „Glauben und glauben lassen“

Wie fragil und umkämpft dieses Grundrecht auf Glaubensfreiheit und -ausübung ist, zeigten unter anderem die pandemiebedingten Lockdowns: Religiöse Zusammenkünfte waren verboten. Auch diese Ausstellung musste kurz nach der Eröffnung im Herbst 2020 wegen der Corona-Pandemie geschlossen werden und konnte nur wenige Wochen besucht werden. Deshalb wird sie nun ein zweites Mal gezeigt.

Altona, eines der multikulturellsten Viertel Hamburgs, lebt Glaubensfreiheit seit 1601. Die einst selbstständige Stadt Altona setzte schon Ende des 16. Jahrhunderts einen Kontrapunkt zum benachbarten Hamburg, das nur den lutherischen Glauben zuließ. Mennoniten, Reformierte, Juden und Katholiken erhielten bereits damals in Altona das Recht, ihren Glauben zu leben – auch wenn sie dieses immer wieder mit den Landesherren aushandeln mussten. Die beiden Straßen „Große Freiheit“ und „Kleine Freiheit“, die bis 1938 zu Altona gehörten, erzählen mit ihren Namen bis heute von dieser Geschichte.

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Die Ausstellung spannt einen Bogen von der Historie bis heute. In über 50 Video-Interviews berichten Hamburgerinnen und Hamburger über ihren Glauben und die Bedeutung der Glaubensfreiheit in ihrem persönlichen Alltag. Mit dem Grundgesetz und der gesellschaftlichen Entwicklung ab den 1950er-Jahren wird der Blick auf ganz Hamburg geweitet. Die Etablierung neuer Gemeinden und die Veränderung von Gemeinden durch Zuwanderung, der Einrichtung von Glaubensorten und Friedhöfen sind ebenso Thema wie der interreligiöse Dialog, den Hamburg vorantreibt.

„Glauben und glauben lassen“ 27.9.–15.7.2024, Altonaer Museum (S Bahnhof Altona), Museumstraße 23, Mo, Mi–Fr 10.00–17.00, Sa/So 10.00–18.00, Eintritt 8,50/5,- (erm.), Führungen ab 15.10. sonntags 15.00, shmh.de