Hamburg.

Nach der Debatte um die Absage zweier nominierter Nachwuchs-Autoren wird der «Klaus-Michael Kühne-Preis» beim Hamburger Literaturfestival Harbour Front umbenannt. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung soll in diesem Jahr unter dem Namen «Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals» verliehen werden, wie die Festivalleitung am Donnerstag mitteilte. Der Debütant Sven Pfizenmaier war abgesprungen, weil das Logistik-Unternehmen Kühne + Nagel als Festivalsponsor seiner Ansicht nach seine Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus nicht ausreichend aufgearbeitet hat. Kurz darauf sagte auch die Autorin Franziska Gänsler ab.

Das noch bis zum 22. Oktober andauernde Festival wird von der Stadt, anderen Stiftungen und auch von der Kühne-Stiftung gefördert, die von Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne und seiner Familie gegründet wurde. Im Rahmen des Literaturfestivals wird ein Preis an Debütautoren vergeben.

Das Harbour Front Literaturfestival bedauere die Absagen und habe Verständnis für die Beweggründe, schrieb der Veranstalter in der vergangenen Woche auf seiner Internetseite. «Auch wir sehen Diskussionsbedarf in dieser Angelegenheit», hieß es. Dennoch solle der Debütantensalon wie geplant stattfinden. Nun teilte die Leitung mit, die Kühne-Stiftung habe das Festival am Montag dazu aufgefordert, den Namen und den Ort der Preisverleihung zu ändern - es ist nun das Nachtasyl des Thalia Theaters, nicht mehr Kühnes Hotel «The Fontenay». Der Preis bleibt von der Kühne-Stiftung gefördert.

Die Kühne-Stiftung hatte kürzlich klargestellt, dass ihre Förderleistungen keinen Bezug zu einer Zeit hätten, «die weit zurück liegt und zu der ganz andere Verhältnisse herrschten». Das Unternehmen Kühne + Nagel verwies zudem darauf, dass es sich zu seiner Geschichte bekenne und mehrmals öffentlich sein Bedauern über Vorkommnisse im Nationalsozialismus zum Ausdruck gebracht habe. «Vieles ist dem Unternehmen nur durch Mitteilungen Dritter bekannt geworden, da die Firmenarchive der Kühne + Nagel-Kontorhäuser in Bremen und Hamburg im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört wurden», hatte das Unternehmen mitgeteilt. Firmenintern solle die Zeit jedoch dokumentiert werden.