Hamburg. „Riesige Herausforderung“: Hamburg schickt Spezialgeräte für fast zehn Millionen Euro. So viele Flüchtlinge leben in der Hansestadt.

Hamburg will die Ukraine aktiv bei der Entschärfung und Räumung gefährlicher Minen unterstützen „Die Kampfmittelräumung ist in der Ukraine eine riesige, drängende Herausforderung. Durch Sprengfallen kommen jeden Tag Menschen, darunter auch Kinder, ums Leben“, sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD).

Am Dienstag hat der Senat deshalb eine Drucksache beschlossen, um Hilfsgüter in Zukunft noch schneller beschaffen und Krisenregionen, insbesondere in der Ukraine, zur Verfügung stellen zu können. So werden zehn Millionen Euro für die Krisenhilfe in 2023 und 2024 bereitgestellt, 9,55 Millionen davon für die Kampfmittelräumung.

Im Zuge des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine würden immer mehr Minen auf ukrainischem Territorium entdeckt. Hamburg hätten zuletzt zahlreiche Hilfesuche erreicht mit der Bitte, das Land bei der Minenentschärfung zu unterstützen. Bisher konnten nur Hilfsmittel und Geräte aus dem Bestand geliefert werden, so Grote. „Aber mit dem, was bei uns überschüssig oder ausgemustert ist, kommen wir nicht immer weiter“, so der SPD-Politiker.

Hamburg stellt Ukraine moderne Ausstattung zur Minenräumung bereit

Jetzt könne man auch neue Hilfsgüter mit Haushaltsmitteln kaufen – allen voran moderne Ausstattung zur Minenentschärfung und -räumung. Darunter seien auch Minendetektoren, moderne Roboterfahrzeuge, die Sprengkörper auslösen und transportieren können, sowie Schutzausrüstung für die Entschärfer. „Wir verfügen in Hamburg über besondere Expertise“, so Grote; die Kampfmittelräumteams gehörten „zum Besten, was es in Deutschland gibt“.

Die Entschärfungsexperten aus der Ukraine sowie aus Hamburg stehen fachlich bereits im engen Austausch. Die Bürgerschaft muss die Hilfe noch beschließen – vermutlich Anfang November. Die ersten Bestellungen sollen danach noch in diesem Jahr erfolgen.

Ukrainische Generalkonsulin: Die Zeit drängt

Das ist aus Sicht von Iryna Tybinka, Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, kein Tag zu früh: „Die Situation mit den Minen in der Ukraine ist sehr ernst, und die Notwendigkeit der Minenräumung ist äußerst akut. Dies ist etwas, das sofort angegangen werden muss, um menschliches Leben zu retten und das Leben in den befreiten Gebieten wiederherzustellen“, sagte sie am Dienstag.

Nach ihren Angaben sind etwa 174.000 Quadratkilometer des Landes von Minen betroffen. Das entspreche in etwa der Hälfte des deutschen Staatsgebiets. Russische Soldaten hinterließen dort überall Sprengstoff – in Klavieren, in Kühlschränken, in Truhen mit Kinderspielzeug, an Verwundeten und Leichen.

Entsprechend müsse jedes Haus, jedes Feld, jeder Wald von Minenräumern überprüft werden. Das sei eine sehr gefährliche Arbeit. Erst vergangene Woche seien in der Region Cherson drei Minenräumer ums Leben gekommen.

Hamburger Feuerwehr schickte bereits Rettungswagen

Im Rahmen des „Pakts für Solidarität und Zukunft“ mit der Stadt Kiew hat Hamburg wiederholt umfangreiche Hilfslieferungen in Zusammenarbeit mit #WeAreAllUkrainians, der Handelskammer Hamburg und Hanseatic Help e. V. bereitgestellt.

Zuletzt hatte die Feuerwehr Hamburg gemeinsam mit den Partnern unter anderem acht Rettungswagen, zwei Gerätewagen mit Behandlungsplatz sowie weiteres dringend benötigtes Material – etwa moderne Beatmungsgeräte – zur Verfügung gestellt.

Die Sozialbehörde hat zuletzt 165 Paletten mit medizinischen Produkten nach Kiew entsendet. Zusammen mit dem Bund hat die Stadt Hamburg bisher medizinische Erste-Hilfe-Kits, acht Generatoren sowie drei Mini-Busse für Kiew angeschafft und dorthin transportiert. Auch andere Stellen, wie der Hamburger Flughafen, haben geholfen.

So viele ukrainische Flüchtlinge leben in Hamburg

Auf dem Spendenkonto des Städtepaktes sind bisher über 270.000 Euro eingegangen. Von einem Teil dieser Spendengelder haben die Partner im Städtepakt die Einrichtung eines Betreuungszentrums für traumatisierte Kinder sowie Generatoren für Wasserpumpen im Rahmen der Betreiberpartnerschaft zwischen Hamburg Wasser und dem Kiewer Wasserversorger Vodokanal finanziert.

Im letzten Winter hat Hamburg zudem Fensterisolierfolie für die Winterfestigkeit von beschädigten Gebäuden beschafft. Auch in Hamburg sorgt die Stadt für Ukrainer. Seit Kriegsausbruch vor eineinhalb Jahren sind rund 42.000 Menschen aus der Ukraine nach Hamburg gekommen, rund die Hälfte von ihnen lebt in öffentlichen Unterkünften und wird hier versorgt.