Henstedt-Ulzburg. Jetzt dürfen bei den Becks Days in Henstedt-Ulzburg doch Spenden gesammelt werden. Das sind die Gründe für die Kehrtwende.
„Aufatmen.“ So beschreibt Frank Bueschler seine erste Reaktion auf die jüngste Entwicklung im Hin und Her um den Verkauf von selbst gebackenem Kuchen auf den Becks Days in Henstedt-Ulzburg. Der Verein „HU Bewegt“ hatte, wie berichtet, bei der dreitägigen Sommerveranstaltung im Naturbad Beckersberg ein wenig Geld für das Ukraine-Hilfsprojekt „HU hilft“ sammeln wollen.
Und zwar am Sonnabend mit einem Kuchenbüfett, gestiftet von dankbaren Personen, die aus dem kriegsgeplagten Land geflohen sind und in der Großgemeinde eine neue Heimat gefunden haben. Doch genau das hatte der Kreis Segeberg in dieser Woche untersagt – und dafür für Empörung gesorgt. Doch am Freitagmorgen war dann doch wieder alles anders. Plötzlich liegt nämlich eine Genehmigung vor.
Henstedt-Ulzburg: Kuchen für Ukraine – Kreis macht Verkaufsverbot rückgängig
„Der geplante Kuchen darf uneingeschränkt nur in zugelassenen Küchen, Backstuben oder Verkaufsanhängern hergestellt worden sein. Eine Zubereitung in Privathaushalten zur Abgabe ist nicht gestattet.“ Diese Auflage hatte Bueschler zunächst erhalten und öffentlich gemacht. Gegenüber dem Abendblatt sagte er: „Ein Schild ‚Verzehr auf eigene Gefahr‘ oder ‚privat gebackener Kuchen‘, das fände ich noch in Ordnung. Umgehen kann ich das nicht einfach, denn Ordnungswidrigkeiten sind bis zu 5000 Euro angesetzt. Ich will aber die Diskussion anregen. Man muss auf die Eigenverantwortung setzen. Vor zehn bis 15 Jahren kam mal das Schlagwort der Entbürokratisierung auf, davon ist nichts zu sehen.“
Bueschler erhielt massenweise Zuspruch. Auf Facebook pflichteten ihm viele Kommentare bei, „wir werden in diesem Land noch totreglementiert“, hieß es unter anderem. Und: „Seit Jahren wird über Kuchenverkauf in Kitas, Schulen, Sportvereinen usw. Geld für irgendwelche Projekte gesammelt. Das man bei den aktuellen Temperaturen nicht eine Creme-Torte ungekühlt lagern sollte, versteht sich doch von selbst.“
„HU Bewegt“: Ehrenamtlicher Verein wurde wie ein Unternehmen eingestuft
Ihn riefen Alt-Bürgermeister Volker Dornquast als Vorsitzender der Bürgerstiftung an, die Handballer des SV Henstedt-Ulzburg, der Mühlenverein aus Götzberg, sie allen machten sich Sorgen um die Auswirkungen auf künftige Veranstaltungen. Doch auf Nachfrage verwies der Kreis eben auf geltende Verordnungen sowohl der Europäischen Union als auch der Bundesregierung. Und demnach würde „HU Bewegt“ mit dem Kuchenbüfett tatsächlich in die Kategorie eines „Lebensmittelunternehmens“ fallen.
Das bedeutet: Es werden Lebensmittel produziert, verarbeitet und vertrieben, unabhängig davon, ob damit Gewinn erzielt werden soll oder es sich um einen karitativen Zweck handelt. „Lebensmittelunternehmen sind daher auch gemeinnützige und andere Organisationen, die regelmäßig und gewerblich in festen oder mobilen Betriebsstätten tätig sind und zeitlich befristet auf Festen Lebensmittel abgeben.“
Für Kitas, Kirchen oder Schulen sollten andere Regeln gelten
Logisch fand das der Verein nicht. Zumal es hieß: „Zu Recht fordern daher die Inhaber*innen und Betreiber*innen von Bäckereibetrieben, die ihrerseits hohe bauliche, hygienische und personelle Auflagen erfüllen müssen, dass im Sinne einer Gleichbehandlung nicht im Rahmen von Großveranstaltungen Kuchen verkauft wird, der in privaten Haushalten hergestellt wird. Das sei nicht im Sinne eines fairen Wettbewerbs.“
Umso mehr ärgerte es die Veranstalter, dass es ja durchaus zahlreiche Ausnahmen gibt, auf die der Kreis hinwies. „Und zwar für gelegentliche, kleinere öffentliche Festveranstaltungen – zum Beispiel Vereins-, Sport-, Straßenfeste, solche in kirchlichen Einrichtungen, Kitas oder Schulen. Für diese sei ,typisch, dass Privatpersonen die Herstellung von Speisen und Getränken sowie deren Ausgabe übernehmen’. Selbst gebackener Kuchen, der dort zu Gunsten etwa eines Vereins verkauft wird, zählt zum ,häuslichen privaten Verbrauch’.“
Bäcker Tino Matthiessen versprach kurzfristige Unterstützung
Aus Sicht von Frank Bueschler sind die Becks Days ohne Zweifel eine kleine öffentliche Veranstaltung eines gemeinnützigen Vereins. „Wir haben für die Schlagerparty am Sonnabend eine Kapazität von maximal 500 Leuten angemeldet.“ Wäre da nicht die Kurzfristigkeit gewesen, hätte er vielleicht Widerspruch eingelegt.
Dafür half ihm ein guter Bekannter. Schon einmal hatte „HU Bewegt“ mit Bäcker Tino Matthiessen aus Kayhude eine Aktion für die Ukraine gestartet, es wurden blau-gelbe Backwaren im Stile von „Amerikanern“ (hier: „Ukrainer“) verkauft. Und auch jetzt sagte Matthiessen Hilfe zu, sodass aus der Bäckerei – also einem professionellen Betrieb – Butterkuchen und „Ukrainer“ für die Becks Days geliefert werden. Die Unkosten übernehmen Spender.
Parallel kam irgendwo in Bad Segeberg bei der Kreisverwaltung etwas in Bewegung. Denn das Ordnungsamt in Henstedt-Ulzburg, also jene Behörde, die vor Ort zuständig ist, bekam eine Nachricht des zuständigen Fachdienstes für Lebensmittel und Bedarfsgegenstände. Demnach sind, so Bueschler gegenüber dem Abendblatt, „der Verkauf beziehungsweise die Abgabe von privat hergestellten Kuchenspenden nun zulässig“. Und: Das würde dann auch unter gewissen Bedingungen für andere Veranstaltungen gelten, die aber sowieso einzeln beantragt werden, wie es auch üblich ist.
Erklärung: Ukraine-Hilfsaktion fällt nun doch unter Ausnahmeregelung
Der Kreis bestätigte die Entwicklung am Freitagmittag. „Die Lebensmittelaufsicht des Kreises hat den Fall nun noch einmal geprüft und ist zu dem Ergebnis gekommen, das die ,Becks Days“ als Ganzes nach wie vor klar unter die EU-Lebensmittelhygieneverordnung fallen, der Kuchenverkaufsstand von ,HU hilft’, dem Ukraine-Hilfsprojekt, aber unter die Ausnahmeregelung fällt, da es sich in diesem Fall um ein „gelegentliches“ Ereignis handelt“, so die Erklärung.
Sprecherin Sabrina Müller hierzu: „Oftmals sind Sachverhalte wie dieser aus den Antragsunterlagen nicht sofort zu erkennen. Die Mitarbeiter*innen der Lebensmittelaufsicht wollen aber in Zukunft selbst mehr darauf achten und ggf. beim Veranstalter/der Veranstalterin nochmals nachhaken.“
Ob das noch rechtzeitig kommt? Vielleicht, sagt Frank Bueschler. „Von Tino Matthiessen haben wir jetzt 160 Stück Butterkuchen und 100 Ukrainer.“ Gut möglich, dass die Kuchentheke am Sonnabend (ab 15 Uhr) noch größer sein wird.
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Henstedt-Ulzburg: Das bieten die Becks Days am Wochenende
Auch abseits davon wird am Wochenende volles Programm sein im Naturbad Beckersberg. Die Becks Days sind ein Ersatz für das Drachenfest, das erst wieder 2024 stattfinden soll. Am Freitag, 14. Juli, gibt es ab 18 Uhr ein „After Work Chillout-Konzert“ mit der Jeanine Vahldiek Band, die das „Forum Kultur“ gebucht hat. Neben dem Freibad-Imbiss gibt es auch einen Crepes-Stand.
Tags darauf ist ab 14 Uhr ein von den Jugendzentren organisiertes Beachvolleyball-Turnier geplant, dann ab 16 Uhr eine Kinderdisco – und ab 19 Uhr bis Mitternacht dann eine Open-Air-Schlagerparty.
Chillout, Volleyball, Schlager und White Dinner im Naturbad
Der Sonntag startet um 12 Uhr wiederum mit Beachvolleyball, diesmal für Firmen- und Freundeteams. Und um 16 Uhr belebt die Bürgerstiftung eine Tradition wieder: das „White Dinner“. Bedeutet: Gäste sollen in weißer Kleidung kommen, Essen, Getränke, Geschirr, Tischdecken, Deko sowie Tische und Stühle mitbringen – alles in Weiß.
Dank der Unterstützung eines Sponsors, des Großhändlers Achilles Seibert, sowie der Gemeinde ist der Eintritt frei. Mehr Infos: hu-bewegt.de/becksdays.