Hamburg. Auszeichnung im Hamburger Rathaus: Cordelia Schmid erhält eine Million Euro. Körber-Stiftung kündigt Wissenschaftsgipfel in Hamburg an.
Bei dem Hype um künstliche Intelligenz (KI) vor allem in Form von Programmen wie ChatGPT wird mitunter vergessen, wie viele Defizite auch die jüngsten KI-Systeme noch haben. Etliche Roboter etwa können zwar schon Gegenstände erkennen, aber noch längst nicht so gut wie Menschen auf neue Situationen reagieren, auf Zuruf verschiedene Arbeiten erledigen, aus Erfahrungen lernen und dadurch besser werden.
Hier setzt die neue Körber-Preisträgerin Cordelia Schmid an: Sie will eine Art sehfähigen Konkurrenten für ChatGPT entwickeln, der in der Interaktion mit Menschen auch Handlungen erkennt und deutet. Auf dieser Grundlage könnten Roboter entwickelt werden, die künftig womöglich als Helfer etwa in Krankenhäusern, Altenheimen und im Haushalt zum Einsatz kommen, hofft Schmid.
Preisverleihung im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses
Für ihre Arbeit erhält die deutsche Informatikerin nun eine Millionen Euro von der Hamburger Körber-Stiftung. Schmid habe „bahnbrechende neue Verfahren“ entwickelt, erklärte die Stiftung. Bei der Preisverleihung im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses vor 600 Gästen am Freitag gratulierte auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) der Forscherin.
„Für die Wissenschaftsmetropole Hamburg ist es eine Ehre, dass der Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft in Hamburg verliehen wird“, sagte Tschentscher. Cordelia Schmid sei eine Pionierin auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, „also in einer wissenschaftlichen Disziplin von höchster Aktualität und größter gesellschaftlicher Relevanz“.
Körber-Stiftung kündigt Wissenschaftsgipfel in Hamburg an
Die Preisträgerin ist seit 2004 Forschungsdirektorin des National Institute for Research in Digital Science and Technology (Inria) in Frankreich und arbeitet zudem für Googles Forschungsabteilung. Sie studierte in Karlsruhe und promovierte am Institut National Polytechnique in Grenoble. Es folgten Arbeiten als Postdcoc am britischen Oxford Robotics Institute.
Bei der Forschung hilft Cordelia Schmid und ihrem Team der Roboter „Tiago“. Er bewegt sich durch seine KI selbstständig im Raum und erkennt Objekte. Zudem nutzt die Informatikerin das System „VideoBert“: Es kann unüberwacht Videoanleitungen – etwa Kochvideos – aus dem Internet analysieren. Dabei arbeitet das Programm „multimodal“, es untersucht also gleichzeitig Bildsequenzen und die dazu gesprochenen Texte. „VideoBert“ soll sich selbst beibringen, kommende Aktionen in Videos vorherzusagen. Ein solches Bild- und Sprachverständnis ist eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung der erwähnten „intelligenten“ Roboter.
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Bei der Preisverleihung am Freitag im Rathaus gab die Körber-Stiftung bekannt, dass sie ein neues Format plant: Im Vorfeld zur Verleihung des Körber-Preises 2024 soll im September des kommenden Jahres ein „Hamburg Science Summit“ stattfinden. Die gemeinsam von der Körber-Stiftung und Wissenschaftsbehörde vorgesehene Veranstaltung soll Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft Raum geben, „zu den großen Fragen unserer Zeit und dem Beitrag der Wissenschaft ins Gespräch zu kommen“, so die Körber-Stiftung.
Europa im Wettbewerb mit Asien und den USA
Europa brauche exzellente Forschung, um im Wettbewerb mit Asien und den USA mithalten zu können. „Gleichzeitig können die großen Herausforderungen unserer Zeit – von der Nachhaltigkeit bis zur technologischen Revolution durch künstliche Intelligenz – nicht ohne Wissenschaft bewältigt werden.“
Bislang fehle es jedoch an den nötigen Formaten auf europäischer Ebene – sowohl für den Austausch der wissenschaftlichen Institutionen untereinander als auch für den Austausch mit Politik, Wirtschaft und organisierter Zivilgesellschaft, so die Körber-Stiftung. Der geplante Hamburger Wissenschaftsgipfel soll Abhilfe schaffen.