Hamburg. Die Chemikerin Clare Grey hat Pionierarbeit bei der Verbesserung von Akkus geleistet. Dank ihr lassen sich Batterien durchleuchten.

Sie gelten als ein Schlüsselelement für die Energiewende: Es braucht bessere Batterien, um den schwankenden Ökostrom aus Wind, Sonne und Wasser schnell, zuverlässig und günstig zu speichern. Die britische Chemikerin Clare Grey kam auf die Idee, das Innenleben von Batterien mithilfe der sogenannten NMR-Spektroskopie zu beobachten, einer Methode ähnlich der Kernspintomografie. Dank Greys jahrelanger Studien lassen sich heute Batterien „durchleuchten“, während sie geladen oder entladen werden – um herauszufinden, wie die Leistung und die Lebensdauer zunehmen könnten.

Für diese Pionierarbeit hat die 56 Jahre alte Forscherin von der Universität Cambridge am Freitag in Hamburg den mit einer Million Euro dotierten Körber-Preis für die Europäische Wissenschaft erhalten. Mit der Auszeichnung würdigt die Körber-Stiftung „exzellente und innovative Forschungsansätze mit hohem Anwendungspotenzial“. Bei der Verleihung im Großen Festsaal des Rathauses würdigte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) die Preisträgerin als eine „außergewöhnliche Wissenschaftlerin, die mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz“ leiste. Die Britin habe „ein neues Feld in der Grundlagenforschung eröffnet und damit große Fortschritte bei der Entwicklung neuartiger und leistungsfähiger Batterien ermöglicht“.

Körber-Preis für Forschung an Lithium-Ionen-Akkus

Grey beschäftigt sich insbesondere mit Lithium-Ionen-Akkus, die etwa Handys, Notebooks und Elektroautos mit Strom versorgen. In den vergangenen drei Jahrzehnten habe sich durch technische Fortschritte die Energiedichte dieser Batterien verdreifacht. „Das heißt, ihr Gewicht hat sich bei gleichem elektrischem Speichervermögen gedrittelt. Zudem sind die Preise um 90 Prozent gefallen“, erklärte Grey, die zu dieser Entwicklung entscheidend beigetragen habe, wie die Körber-Stiftung betont. Grey beteiligt sich außerdem an der Entwicklung neuartiger Batterietypen– darunter Lithium-Luft-Akkus, die eine erheblich höhere Energiedichte aufweisen.

Von „zum Teil bahnbrechenden Ergebnissen“ sprach Prof. Michael Fröba, Chemiker und Batterieforscher an der Universität Hamburg. Mit Hilfe der NMR-Spektroskopie könnten die „optimalen Zusammensetzungen für die entscheidenden Komponenten für die Energiespeicherung, gefunden werden“, erläuterte er. „Heute ist diese Methode, die auf Frau Prof. Grey zurückgeht, eines der wichtigsten Werkzeuge der modernen Batterieforschung“, sagte Fröba.

Oxford-Absolventin arbeitete auch in den USA

Clare Grey studierte an der Universität Oxford. Schon mit 22 Jahren veröffentlichte sie ihren ersten Artikel im Fachjournal „Nature“. 1992/93 arbeitete sie als Gastwissenschaftlerin beim US-Chemiekonzern Dupont. Seit 2009 forscht sie in Cambridge. Im Jahr 2019 war die Chemieprofessorin an der Gründung einer Firma beteiligt, die ultra-schnell ladende Batterien entwickelt.

Die von der Körber-Stiftung vergebene Auszeichnung ist auch als „Hamburger Nobelpreis“ bekannt. Sechs der bislang Geehrten erhielten später den Nobelpreis, unter ihnen der Physiker Stefan Hell, der ein neuartiges Lichtmi­kroskop entwickelte, und die norwegischen Hirnforscher May-Britt und Edvard Moser, die Zellen entdeckten, die uns die Orientierung im Raum erlauben.