Hamburg. Unter den Minderjährigen hat bereits eine klare Mehrheit einen Migrationshintergrund. Je nach Stadtteil gibt es große Unterschiede.

Fast vier von zehn Hamburgerinnen und Hamburgern haben einen Migrationshintergrund. Wie das Statistikamt Nord am Montag mitteilte, lag dieser Wert Ende 2022 bei 39,3 Prozent. 2014 hatten demnach erst 31,5 Prozent der Hamburger Bevölkerung Wurzeln im Ausland, seitdem war der Wert zwar kontinuierlich gestiegen, aber nie so stark wie im vergangenen Jahr, als er um 1,9 Prozentpunkte zulegte.

In Billbrook (87,5 Prozent), Veddel (76,1) und Billwerder (67,7) ist der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund besonders hoch, in den dünn besiedelten Stadtteilen Spadenland (10,6 Prozent), Neuengamme (12,4 Prozent) und Altengamme (12,6 Prozent) am niedrigsten. Auch zwischen den sieben Bezirken gibt es erhebliche Unterschiede: Während in Hamburg-Mitte (53,6) und Harburg (51,1) Migranten mittlerweile die Mehrheit stellen, sieht es in Bergedorf (41,4), Wandsbek (36,5), Altona (35,8), Eimsbüttel (32,2) und Hamburg-Nord (31,6) noch umgekehrt aus.

Migrationshintergrund: Anteil in Hamburg variiert je nach Stadtteil stark

Zur Bevölkerung mit Migrationshintergrund rechnet das Statistikamt die ausländische Bevölkerung sowie alle ab 1950 von außerhalb Deutschlands Zugewanderten unabhängig von ihrer Nationalität. Wer als Kind ausländischer Eltern in Deutschland geboren und mittlerweile eingebürgert wurde, zählt ebenso dazu wie Minderjährige mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei denen mindestens ein Elternteil einen Migrationshintergrund hat. Basis sind Daten des Melderegisters, die man um „Schätzungen aufgrund eigener statistischer Berechnungen“ ergänzt habe, so das Amt.

Demnach haben 12,3 Prozent der Migrantinnen und Migranten Wurzeln in der Türkei, 9,6 Prozent in Polen und 7,3 Prozent in Afghanistan – weiter schlüsseln die Statistiker die Herkunftsländer nicht auf. Besonders auffällig: In der Gruppe der unter 18-Jährigen in Hamburg haben bereits 56,1 Prozent einen Migrationshintergrund. In manchen Stadtteilen wie Billbrook (98,5 Prozent), Veddel (92,7), Harburg (84,9), Jenfeld (81,4), Billstedt (80,3), Steilshoop (78,1) und Dulsberg (75,3) gibt es kaum noch Kinder und Jugendliche ohne Migrationshintergrund.

Unter den Minderjährigen in Hamburg hat eine klare Mehrheit einen Migrationshintergrund

Ganz anders sieht es in den dünn besiedelten Regionen wie den Walddörfern, den Vier- und Marschlanden sowie in Moorburg, Altenwerder und Francop aus, wo deutlich unter 30 oder sogar 20 Prozent der Minderjährigen ausländische Wurzeln haben. Auch in den eher wohlhabenden und angesagten Stadtteilen wie Blankenese (31,6 Prozent), Eppendorf (33,7), Eimsbüttel (35,7), Ottensen (37,9) und Rotherbaum (38,1) sind Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund noch deutlich in der Minderheit.

Wie berichtet waren Ende 2022 exakt 1.940.491 Menschen in Hamburg gemeldet. Das waren knapp 40.000 mehr als ein Jahr zuvor, wie aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten, André Trepoll (CDU) hervorging.

Demnach war das Wachstum ganz überwiegend auf den Zuzug von Menschen von außerhalb der EU zurückzuführen, wobei Flüchtlinge aus der vom russischen Angriffskrieg gebeutelten Ukraine eine große Rolle spielen.