Hamburg. Initiatorin spricht von heftigen „persönlichen Angriffen“, die „enorme Auswirkungen auf ihre Gesundheit“ hatten.
Der Schritt kommt überraschend: Die Initiatorin der Anti-Gender-Initiative Sabine Mertens zieht sich aus gesundheitlichen Gründen mit sofortiger Wirkung zurück. Dabei hatte die Volksinitiative erst in der vergangenen Woche ihre erste Hürde genommen, um die Stadt, Schulen und Hochschulen sowie die städtischen Unternehmen und Einrichtungen auf den Gebrauch der Sprache nach den Regeln des Rates für deutsche Rechtschreibung zu verpflichten – also auf Gendersterne und Unterstriche zu verzichten.
Initiative erreichte die nötigen 10.000 Unterschriften
Am 15. August hatte der Senat nach Prüfung der eingereichten Unterschriften für die Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung“ förmlich festgestellt, dass „mindestens 10.000 Unterschriften von zur Bürgerschaft Wahlberechtigten vorliegen … Damit ist die Volksinitiative zustande gekommen.“
Sollte die Bürgerschaft dem Anliegen der Initiative nicht entsprechen, wovon nach Aussagen von SPD und Grünen auszugehen ist, könnte es im Juli 2024 zu einem Volksbegehren kommen. Dann müssen die Gendergegner rund 66.000 gültige Unterschriften, umgerechnet fünf Prozent der Wahlberechtigten, binnen drei Wochen sammeln. Nimmt die Initiative auch diese Hürde, wäre der Weg für einen Volksentscheid etwa zur Bundestagswahl im Herbst 2025 frei.
„Persönliche Angriffe mit enormen Auswirkungen“
Die nächsten Schritte wird die Initiative ohne Mertens gehen: „Ich habe die Verantwortung für die Volksinitiative mit großer Freude und Leidenschaft übernommen. Sprache ist und bleibt eine Herzensangelegenheit für mich“, erklärte sie schriftlich. „Das Bemühen darum wurde zum Teil durch harte persönliche Angriffe von außerhalb der Initiative begleitet. Diese hatten enorme Auswirkungen auf die persönliche Gesundheit.“ Dieser Preis sei ihr persönlich zu hoch. Wer den Staffelstab übernimmt, ist noch nicht entschieden.
Mertens war nach ihren Äußerungen zu Homosexualität in die Kritik geraten. Mit dem Satz „Wenn wir jetzt alle schwul, lesbisch und trans werden sollen, dann ist die Evolution zu Ende“ erntete sie nicht nur Kopfschütteln, sondern auch blanken Hass.
Strafanzeige gegen Mertens
Ihr Büro wurde mit Slogans wie „Euer Trans-Hass gegen unsere Sprache“ oder „Schützt die deutsche Sprache vor LGBTIQ+Hass“ beklebt, als freie Unternehmerin verlor sie Aufträge, Aktivisten erstatteten Strafanzeige gegen sie, die aber keine Ermittlungen nach sich zogen. Auch die Politik ging die Sprachaktivistin hart an, obwohl sie sich von ihrem Satz später distanzierte.
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„Mit den queerfeindlichen Aussagen von Sprecherin Sabine Mertens hat die Volksinitiative schnell ihr wahres Gesicht gezeigt“, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Jenny Jasberg, bei der SPD war die Rede von „queerfeindlichen Äußerungen“. Die Initiative habe eine rote Linie überschritten.
CDU unterstützt die Initiative
Die CDU distanzierte sich von den Aussagen, sammelte aber selbst Unterschriften gegen das Gendern und unterstützte die Initiative weiter. Diese hat inzwischen klargestellt: „Unsere Volksinitiative setzt sich für eine verständliche Sprache ein. Eine Sprache, die alle Menschen erfasst, egal ob Frau oder Mann, non-binär, genderfluid oder trans, egal ob schwul, lesbisch oder hetero.“