Hamburg. Nachwuchsorganisation sieht „großen Leistungsdruck“ und will Abkehr vom Zwei-Säulen-Modell im Hamburger Schulsystem.
Es ist ein Vorstoß, der erheblich von der Linie der Grünen abweicht: Hamburgs Grünen-Jugend fordert eine „Abkehr vom Zwei-Säulen-Modell“, das in Hamburg aus Gymnasien und Stadtteilschulen besteht, ein „Ende des Leistungsdrucks im Unterricht“ und „mehr individualisiertes Lernen“. Das neue Schuljahr beginne mit „demselben ungerechten Selektionsmechanismus, mit weiterem Leistungsdruck im Unterricht und einem unterfinanzierten Bildungssystem durch die Kürzungspolitik des Bundes“, erklärte Berkay Gür, Landessprecher der Grünen-Nachwuchsorganisation in der Hansestadt. „Wenn Senat und Schulbehörde ernsthaft an der Zukunft von Kindern und Jugendlichen interessiert sind, dann nehmen sie jetzt mehr Geld in die Hand für zukunftsgerechte und ausfinanzierte Schulen.”
Nach Einschätzung der Grünen haben junge Menschen Angst um unsere Demokratie, sehen den sozialen Zusammenhalt gefährdet und befürchten eine Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. „Der große Leistungsdruck durch Hausaufgaben und Klausuren ist dabei eine zusätzliche Belastung“, sagt Gür. Die Grüne Jugend befürworte eine Begrenzung von Klausuren.
Schule Hamburg: Viele Familien können sich keine Nachhilfe leisten
Finanziell schlechter gestellte Familien könnten sich keine externe Nachhilfe leisten; oft könnten auch die Eltern nicht unterstützen. Mädchen und Jungen aus solchen Familien seien benachteiligt gegenüber Schülerinnen und Schülern aus gut situierten Familien in Hamburg, die dank Unterstützung ihre Hausaufgaben besser bewältigen könnten. „Wir brauchen den sozialen Raum in der Schule und das gemeinsame Lernen in der Ganztagsschule“, so der Landessprecher der Grünen Jugend. Die Abkehr vom Zwei-Säulen-Modell müsse bedeuten, „eine Schule für alle einzuführen, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern und vom Sozialindex“.
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Es müsse „mehr Investitionen in gute Bildung“ geben, fordert Hamburgs Grüne Jugend. „Die soziale Schieflage im Bildungssystem und das Erstarken antidemokratischer Kräfte machen das deutlich“, sagt Landessprecher Gür. Die Schuldenbremse im Land verhindere notwendige Investitionen in die Zukunft von Kindern und Jugendlichen. „Wenn der Bund für die Bundeswehr ein milliardenschweres Paket beschließen kann, dann sind auch Investitionen in die Lebensverhältnisse von jungen Menschen möglich.“
Schule Hamburg: Volksinitiative scheiterte 2008
Im Herbst 2007 hatte in Hamburg eine Gruppe von Eltern, Lehrern und Schülern die bundesweit erste Volksinitiative zur Schaffung einer Schule für alle gestartet. Doch die Gruppe konnte nicht genügend Unterschriften sammeln, um einen Volksentscheid herbeizuführen, das Vorhaben scheiterte damit im Herbst 2008.