Hamburg/Kiel. Die Stadt nimmt knapp 50 Prozent mehr Schutzsuchende auf, Schleswig-Holstein sogar 98. Und im Herbst dürften es noch mehr werden.
Die Zahl der Menschen, die in Hamburg und in Schleswig-Holstein Asyl suchen, steigt noch einmal stark an. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres kamen 5971 Männer und Frauen schutzsuchend nach Hamburg. Von denen sind laut dem „Lagebild“ des Senats 4034 in der Stadt geblieben. Im vergangenen Jahr waren im vergleichbaren Zeitraum ursprünglich 4065 Menschen gekommen, von denen letztendlich 2799 in Hamburg untergekommen sind.
Die jeweilige Differenz erklärt sich durch die Verteilung der Flüchtlinge nach dem Königsteiner Schlüssel und dem Umzug der Neuankömmlinge in andere Bundesländer. Die Halbjahreszahlen zeigen: Hamburg nimmt knapp 50 Prozent mehr Flüchtlinge auf als im Vorjahreszeitraum. „Wir haben aktuell an rund 240 Standorten rund 44.000 Geflüchtete untergebracht“, informiert die Sozialbehörde.
Asylbewerber: Hamburgs Unterkünfte nahezu voll ausgelastet
Damit sei Hamburg „nahezu zu 100 Prozent ausgelastet“, baue laufend weitere Plätze auf und prüfe weitere Flächen und Objekte. Die Stadt hat allein im ersten Halbjahr 24 Standorte mit 5704 Plätzen neu in Betrieb genommen.
Bis Ende 2023 will die Behörde zehn weitere Standorte mit 2250 Plätzen realisiert haben – so am Vogelhüttendeich (Wilhelmsburg) oder am Kiwittsmoor (Langenhorn).
Zahl der Asylbewerber in Schleswig-Holstein steigt um fast 100 Prozent
Der Anstieg in Schleswig-Holstein fällt noch deutlicher aus. Laut Antwort des Sozialministeriums auf eine Kleine Anfrage des FDP-Abgeordneten Bernd Buchholz stieg die Zahl aufgenommener Asylsuchender von 2105 auf 4175 in den beiden ersten Halbjahren 2022 und 2023. Das entspricht einem Anstieg von 98 Prozent.
Und der Druck auf Länder und Kommunen wird weiter zunehmen. Das Kieler Sozialministerium rechnet mit einer nochmaligen Zunahme im Herbst und Winter. „Erfahrungsgemäß steigen die Zahlen der Asylsuchenden saisonal bedingt in der zweien Jahreshälfte“, informiert die Behörde.
Auch Hamburg rechnet mit weiter steigenden Zahlen in den kommenden Monaten. Aktuell verfügt die Stadt über 1093 freie Unterbringungsplätze in den Erstaufnahmestandorten, im Ankunftszentrum in Rahlstedt und den Notfallstandorten.
Asyl: Die meisten Antragsteller kommen aus Afghanistan und Syrien
Bundesweit ist die Zahl der Asylanträge seit einem Jahr um 74 Prozent auf zuletzt knapp 25.000 im Juni 2023 gestiegen. Mit fast 30 Prozent der Antragsteller kommen bundesweit die meisten Asylsuchenden aus Syrien, dann folgen Afghanen und Türken. In Hamburg stellen mit Abstand Menschen aus Afghanistan am häufigsten Asylanträge.
Nicht eingerechnet in die steigenden Zahlen Asylsuchender in den beiden Bundesländern sind die Menschen aus der Ukraine, die vor Putins Krieg geflohen sind. Das Amt für Migration hat seit Kriegsbeginn 47.500 Frauen, Männer und Kinder registriert, die ihre Heimat verlassen haben und in Hamburg Zuflucht gesucht haben. Allerdings lässt seit Herbst 2022 der Zuzug aus dem Kriegsgebiet nach. Zuletzt kamen pro Monat noch rund 600 Ukrainer nach Hamburg.
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Die Unterbringung der Geflüchteten stellt Länder und Kommunen zunehmend vor Probleme. Beispielsweise hat die Stadt Norderstedt zwei Hotels angemietet, dort leben seit mehr als einem Jahr insbesondere Ukrainer. „Aber ohne Hotelstandard“, wie es im Rathaus heißt.